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Camille Saint-Saëns Streichquartett Nr. 1, op. 112

Bis heute ist das Erste Streichquartett von Camille Saint-Saëns ein relativ unbekanntes Werk geblieben. Eine Einspielung des Werks stammt vom Quatuor Modigliani. Barbara Doll sprach darüber mit dem zweiten Geiger Loïc Rio.

Pianist, Organist, Musikwissenschaftler, Musikpädagoge und Komponist Camille Saint-Saëns | Bildquelle: ©  Musica Juin 1907

Bildquelle: © Musica Juin 1907

Das starke Stück

Camille Saint-Saëns: Streichquartett Nr. 1, op. 112

Musik wie ein Lichtstrom - so empfindet Loïc Rio, der zweite Geiger des Modigliani Quartetts, Camille Saint-Saëns‘ Erstes Streichquartett in e-Moll. Es entstand im Jahr 1899 - in einer Zeit, in der es immer dunkler wurde um den Komponisten. Die großen Erfolge als revolutionärer Jungkomponist, als Klavier- und Orgelvirtuose lagen längst hinter ihm. Aber Saint-Saëns hatte ein beachtliches Oeuvre angehäuft: fünf Klavierkonzerte, mehrere Opern und Symphonien, ein Requiem, den "Karneval der Tiere", unzählige Klavierstücke, Orgelfantasien, Kammermusik.

Saint-Saëns

Quatuor Modigliani | Bildquelle: Quatuor Modigliani Quatuor Modigliani | Bildquelle: Quatuor Modigliani Zwar entwickelt Saint-Saëns in seinem Streichquartett keine neue Musiksprache wie seine impressionistischen Zeitgenossen Debussy und Ravel; aber der Abschied von der Romantik ist spürbar, zum Beispiel in den fragend anmutenden Dissonanzen. Vielleicht stehen sie für Saint-Saëns‘ Zweifel, ob die traditionelle Harmonik noch zeitgemäß ist. Es scheint, als würde Saint-Saëns das Erbe seiner kompositorischen Vorfahren resümieren. Für die Musikästhetik um die Jahrhundertwende ist das nicht untypisch, wenn man etwa an die großen symphonischen Synthesen von Gustav Mahler denkt. Aber warum ist Saint-Saëns‘ Erstes Streichquartett bis heute so unbekannt geblieben?

"Das ist eben keine sehr populäre Musik", sagt Loïc Rio. "Außerdem haben wir in Frankreich nicht dieselbe Streichquartett-Tradition wie in Deutschland oder Österreich. Aber man spürt, dass sich in dieser Zeit etwas verändert, dass etwas Neues anbricht. Man merkt das an der neuen Klangfülle und an speziellen Farben. Das Finale klingt absolut neu und modern - und es ist sehr virtuos für die erste Geige; aber auch für die zweite!"

Musik-Info

Camille Saint-Saëns:
Streichquartett Nr. 1 e-Moll, op. 112


Quatuor Modigliani
Label: Mirare

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