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Dmitrij Schostakowitsch Streichquartett Nr. 15

In seinem Spätwerk widmet sich Dmitrij Schostakowitsch verstärkt dem Thema Tod - so auch im letzten Streichquartett in es-Moll. Leiden, Sterben und Bewältigen des Lebensendes sind Assoziationen in dieser Musik.

Porträt Dmitrij Schostakowitsch | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das starke Stück

Schostakowitsch - Streichquartett Nr. 15

Mit seinem 15. Streichquartett in es-Moll entfernt sich Dmitrij Schostakowitsch sehr weit von der Konvention. Ein durchgehend langsames Tempo dominiert das Werk: die sechs Sätze sind allesamt Adagios, die "attacca" fließend ineinander übergehen. Dazu reduziert Schostakowitsch die kompositorischen Mittel in extremer Weise. Sehr einfache rhythmische Strukturen prägen jeweils einen Satz, die Melodik ist stark von sich wiederholenden Elementen bestimmt. Der Effekt, den Schostakowitsch mit dieser hoch konzentrierten Kargheit erzeugt, ist aufwühlend.

Innerlicher Alptraum und Leere

Nach Andreas Reiner, dem ersten Geiger des Rosamunde Quartetts, beschreibt das Stück einen Alptraum: "Aber keinen lauten Alptraum, sondern einen innerlichen Alptraum, der nicht mal mehr nach außen kann. Das ist ein bißchen wie Munchs 'Schrei', der nicht rauskann. Also es ist, wie immer bei so einem Komponisten, autobiographisch natürlich oder 'er kann nicht mehr anders'. Das Stück ist nicht mal betont traurig, sondern es vermittelt eine unglaubliche Leere."

Bachs "Wohltemperiertes Klavier" als Vorbild

Schostakowitsch hat sein Streichquartett in es-Moll 1974 geschrieben, etwa ein Jahr vor seinem Tod. Ursprünglich war ein Zyklus von 24 Quartetten durch alle Tonarten geplant, Vorbild war das "Wohltemperierte Klavier" des von ihm verehrten Johann Sebastian Bach. Er konnte das Vorhaben nicht vollenden: das 15. ist Schostakowitschs letztes Streichquartett.

Die Musik ist voll innerer Kraft und Reinheit, das Konzentrat eines Lebens: Synthese und Rückschau zugleich. Bei einer Probe des 1. Satzes sagte Schostakowitsch den Musikern des Beethoven-Quartetts, sie sollen das Stück so spielen, "daß die Fliegen in der Luft tot herunterfallen und das Publikum aus reiner Langeweile beginnt, den Saal zu verlassen".

Musik-Info

Dmitrij Schostakowitsch
Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncello Nr. 15 es-Moll, op. 144


Rosamunde Quartett
Eigenproduktion des BR/ Konzertmitschnitt

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