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Robert Schumann Klaviertrio g-Moll op. 110

In seinen letzten Lebensjahren fühlte Schumann sich und seine Musik zunehmend unverstanden. Im Herbst 1851 brachte er sein drittes und letztes Klaviertrio zu Papier: das Trio in g-Moll, op. 110. Auch bei diesem Werk war das Echo vom Publikum bei der Uraufführung eher verhalten.

Robert Schumann | Bildquelle: Bernhard R. Appel (Hrsg.), "Robert Schumann in Endenich (1854–1856): Krankenakten, Briefzeugnisse und zeitgenössische Berichte", Mainz 2006

Bildquelle: Bernhard R. Appel (Hrsg.), "Robert Schumann in Endenich (1854–1856): Krankenakten, Briefzeugnisse und zeitgenössische Berichte", Mainz 2006

Das starke Stück

Schumann - Klaviertrio g-Moll op. 110

Das g-Moll-Trio ist das düsterste der drei Klaviertrios von Robert Schumann. Der Wechsel zwischen emotionaler Schwere und angedeuteter Heiterkeit entführen den Hörer in eine skurrile Welt. Auch für den Interpreten stellt das Werk eine Herausforderung dar - vor allem in Hinblick auf die Metronom-Vorgaben. So schreibt Schumann für die schnellen Sätze ein relativ langsames Tempo vor. Das ist ungewohnt und nicht leicht zu spielen. Dennoch sind die Tempovorgaben ein absolutes Muss bei der Interpretation dieser emotionsgeladenen Musik.

Keine großen Tempo-Unterschiede

Den langsamen zweiten Satz hingegen will Schumann relativ schnell gespielt haben. Was zunächst absurd wirken mag, macht durchaus Sinn. Denn das Werk ist monothematisch. Es gibt ein Motiv, das alle Sätze durchzieht. Damit es erkennbar bleibt und nicht zur Karikatur verkommt, dürfen die Tempo-Unterschiede innerhalb des Stücks nicht zu groß sein. Zum ersten Mal taucht das Motiv der aufwärtsgerichteten Sexte und den abfallenden Sekundschritte als Seitenthema des ersten Satzes auf.  

Geisterhafte Stimmung

Das anfängliche Gefühl der Bedrohung bleibt bis zum Ende des ersten Satzes, wo sich das Stück in eine Art Geistermusik verwandelt. Schon in der Fuge beschwören die Streicher mit wilden Pizzicati eine geisterhafte Stimmung herauf. Der zweite Satz beginnt sehr ruhig. Hier kehrt auch gleich zu Beginn die thematische Sexte wieder, die an die friedvolle Passage aus dem ersten Satz erinnert.

Geteilte Meinungen

Ob die bedrohliche Düsterkeit des Werkes Schumanns damalige Verfassung widerspiegelt, darüber lässt sich nur spekulieren. Schumann komponierte das Klaviertrio im Oktober 1851, als er bereits Musikdirektor in Düsseldorf war. Wenige Wochen später fand die erste Probe statt, bei der Clara Schumann den Klavierpart übernahm. Sie war von dem Werk sofort begeistert.

"Es ist originell, durch und durch voller Leidenschaft, besonders das Scherzo, das einen bis in die wildesten Tiefen mit fortreißt." (Clara Schumann)

Im Gegensatz zu Clara Schumann äußerte sich ihr Kammermusikpartner der Geiger Wilhelm Joseph von Wasielewski skeptischer zu der neuen Komposition.

"Diesem originellen Werke liegt in den drei ersten Sätzen eine gereizte, düstere Stimmung zu Grunde, welche nicht gerade zum Mitgenuß einladet. Schumann mochte dies selbst empfunden haben, und hatte daher gesucht, dem Finale einen humoristisch schwungvollen Ton zu geben. […] In der That hat der Humor dieses Satzes etwas Erzwungenes; wenigstens ist er nicht spontan." (Wilhelm Joseph von Wasielewski)

Den Finalsatz, ein wilder Tanz in G-Dur, der gleich mit mehreren Sextsprüngen beginnt, hat Schumann in der Tat mit der Anweisung "Kräftig, mit Humor" übertitelt.

Musik-Info

Robert Schumann, Klaviertrio g-Moll op. 110
Leif Ove Andsnes, Christian & Tanja Tetzlaff
Label: EMI

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