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Robert Schumann Streichquartett F-Dur, op. 41 Nr. 2

Das Klavier sei ihm zu eng geworden. Robert Schumann beschwert sich bei seiner Frau Clara und beginnt sich mit anderen Besetzungen zu beschäftigen. Er schreibt ein Klavierkonzert, Symphonien und schließlich befasst er sich ein ganzes Jahr lang nur mit Kammermusik. Schumann studiert die Musik großer Vorbilder und überlässt den Rest seiner Fantasie. Im Sommer 1842 überrascht er mit drei Quartetten, die er in nur wenigen Wochen komponiert.

Streichquartett bei Wien 18. Jhd | Bildquelle: picture-alliance / akg-image

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Das starke Stück

Schumann Streichquartett F-Dur

"Keines der erwähnten, der meisten erscheinenden Werke genügte mir" - Herr Robert S. gibt sich kritisch. Der Komponist hat sich ein Streichquartett, angeführt vom Konzertmeister des Gewandhauses, in den eigenen Salon bestellt. Leipzig, Inselstraße Nummer 5. Er verspricht sich Neues von Privatkonzerten und hört genau zu. Sechs Vormittage lang. Am Ende wird mit Champagner angestoßen auf Quartettmusik. Verhulst, Hirschbach, Veit, Spohr, Cherubini. Werke von Komponisten, die wenige Jahre später nahezu alle vergessen sind. Der Musikschriftsteller Schumann ist enttäuscht. Ihm schwebt Höheres vor, denn er hatte die ersten Aufführungen von Beethovens späten Streichquartetten in Leipzig gehört. Eine neue poetische Musik:

"Denk ich nun freilich an die höchste Art der Musik, wie sie uns Bach und Beethoven in einzelnen Schöpfungen gegeben, sprech' ich mir von seltenen Seelenzutänden, die mir der Künstler offenbaren soll, verlang' ich, dass er mich in jedem seiner Werke einen Schritt weiter führe im Geisterreich der Kunst, verlang' ich mit einem Wort poetische Tiefe und Neuheit überall, im Einzelnen wie im Ganzen." (Robert Schumann)

Am Anfang des zweiten Quartetts stehen Akkorde. Gerade auf den Punkt. F-Dur. Eine scheinbar sich ins Unendliche fortsetzende Melodie entspinnt sich, schwungvoll, heiter. So klingt der Aufbruch zu einer neuen poetischen Musik in der Fantasie des Herrn Robert S. Und so klingt der Frühling, übersetzt in die Tonartenlehre des Komponisten. F-Dur - Sturm und Drang? Das Klavier werde ihm zu eng! So hatte er sich bei seiner Frau beklagt. Gemeinsam mit Clara musiziert er immer wieder vierhändig die Quartette von Haydn, Mozart, Beethoven, verwirft erste Versuche, viele Skizzen und schreibt sie im Sommer 1842 auf. Drei Quartette auf einen Streich. Opus 41, Nummer 1 bis 3.

Schumann lässt das Cello mit einem verschrobenen Gedankenblitz im Trio des dritten Satzes des Quartetts in Erscheinung treten. Eine Musik, die in vier Sätzen vielleicht rätselhafte Geschichten erzählt à la Jean Paul, dessen fantastische Erzählungen Schumann in seinen Jugendjahren fesselten, zu eigenen literarischen Versuchen inspirierten und zu Musik.

"Bei David habe ich drei Quartette von Schumann gehört, die ersten, die er geschrieben, die mir sehr gefallen, ja mich in Verwunderung über sein Talent gesetzt haben." (Ein durchreisender Musiktheoretiker - begeistert von dem, was er in Leipzig hörte)

Zum ersten Mal erklungen waren die Quartette allerdings im Salon der Schumanns zum Geburtstag von Clara im September 1842. Sie ist entzückt vom Geschenk ihres Herrn Robert. Der große Erfolg bleibt den Quartetten versagt, auch wenn der Komponist sie für das Beste hält, was er in jenen Jahren geschrieben hat. Der anwesende Kritiker urteilt wohlwollend und vergleicht mit Klaviersachen,
"... die gar so aphoristisch und brockenhaft waren und sich in bloßer Sonderbarkeit gefielen. An Ungewöhnlichem in Form und Inhalt fehlt es auch hier nicht, aber es ist mit Geist gefasst und zusammengehalten, und recht vieles ist sehr schön." (Kritikerurteil)

Musik-Info

Robert Schumann: Streichquartett F-Dur, op. 41 Nr. 2

Vogler Quartett
Label: RCA

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