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Wiener Philharmoniker in Japan Die Quarantäne-Tournee

Japanische Musikfreunde erleben in diesen Tagen ein kleines Wunder. Mitten in der Pandemie können sie live den Klängen Tschaikowskys lauschen, denn die Wiener Philharmoniker spielen auf. Die mehr als 100 Musikerinnen und Musiker sind seit vergangener Woche auf Tour in Japan. Seit Montag geben sie in Tokyo vier Konzerte in der berühmten Suntory Hall. Damit sie auftreten dürfen, müssen sich alle Philharmoniker an ein strenges Sicherheitskonzept halten.

Die Wiener Philharmoniker und der Pianist Denis Matuev spielen ein Konzert beim Kitakyushu International Music Festival in Japan 2020. | Bildquelle: Kitakyushu International Music Festival

Bildquelle: Kitakyushu International Music Festival

Ihr erstes Konzert im Süden Japans haben die Wiener Philharmoniker den Opfern der Anschläge von Wien vor einer Woche gewidmet. Peter Tschaikowskys Sechste Sinfonie erklang dort unter der Leitung von Valery Gergiev. Ab heute stehen vier Konzerte in der Suntory Hall in Tokyo an. Solist ist der Pianist Denis Matsuev.

Wiener Philharmoniker: abgeschottet als Gruppe

Dass das Orchester überhaupt nach Japan kommen konnte, sei nicht nur einem Brief vom österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz an den japanischen Premier Suga zu verdanken, sondern auch einem eigenen Sicherheitskonzept, betont Daniel Froschauer, Geiger und Vorstand der Wiener Philharmoniker: "Wir essen zusammen in einem eigenen Raum, wir sind mit einem eigenen Flugzeug angereist, wir hatten einen Coronatest am Flughafen. Wir sind immer in der Gruppe und können nicht aus dem Hotel hinausgehen."

Wir sind quasi in Quarantäne.
Daniel Froschauer, Geiger der Wiener Philharmoniker

Bravorufe auf Transparenten

Die Wiener Philharmoniker spielen ein Konzert in Japan. | Bildquelle: Kitakyushu International Music Festival Die Wiener Philharmoniker spielen ein Konzert beim Kitakyushu International Music Festival in Japan 2020. | Bildquelle: Kitakyushu International Music Festival Alle drei Tage wird die gesamte Gruppe auf das Coronavirus getestet, innerhalb von Japan reisen die Orchestermitglieder im eigenen Hochgeschwindigkeitszug "Shinkansen". Wenn die Philharmoniker von ihrem Hotel die 200 Meter zur Suntory Hall laufen, würden sie von Begleitern regelrecht abgeschirmt, erzählt Daniel Froschauer. Der 55-Jährige war, wie viele der rund 100 Musikerinnen und Musiker, schon häufiger in Japan. Dieses Mal sei es wegen der Pandemie besonders berührend für alle, sagt er. Auch das Publikum habe gezeigt, wie dankbar es für diese Abwechslung sei: "Weil die Leute nicht Bravo rufen dürfen, haben sie Transparente gebastelt mit der Aufschrift: 'Bravo, we love you Wiener Philharmoniker'. Das geht wirklich zu Herzen."

Ich bin erleichtert, dass die Konzerte tatsächlich stattfinden können.
Tamon Koshino, Suntory Hall Tokyo

Rund 2.000 Personen im Publikum in der Suntory Hall

"Wir werden unser Bestes tun, damit sich keiner mit Corona infizieren kann", verspricht Tamon Koshino von der Suntory Hall. Dafür wird am Eingang der Konzerthalle Fieber gemessen, alle Gäste müssen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen und sollen am besten kein Wort reden. Aber: Natürlich geht es hier auch ums Geld. Fast alle 2.006 Plätze werden belegt sein. Die Kartenpreise liegen umgerechnet zwischen 317 und 155 Euro.

Gedenken an die Verstorbenen während der Corona-Pandemie

Zum Abschluss ihrer Japan-Tour haben die Wiener Philharmoniker etwas Besonderes geplant, sagt Geiger und Vorstand Daniel Froschauer: "Wir werden eines der Stücke in Tokyo sicher auch den weltweiten Opfern von Covid-19 widmen und eine Gedenkminute einlegen."

Sendung: "Leporello" am 9. November 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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