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Erstmals an der Bayerischen Staatsoper Andrea Chénier - Giordanos Revolutionsoper

Bei Umberto Giordanos Oper "Andrea Chénier" handelt es sich um ein geschichtlich überliefertes Drama: Hinter der Erzählung um die Titelfigur steckt eine reale menschliche Tragödie. Auf dem Höhepunkt des Revolutionsterrors in Frankreich wurde Andrea Chénier 1794 im Alter von 31 Jahren hingerichtet. Nun steht Giordanos vierte und zugleich erfolgreichste Oper erstmals auf dem Spielplan der Bayerischen Staatsoper.

Szene aus "Andrea Chénier" an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: Bayerischen Staatsoper/Wilfried Hösl

Bildquelle: Bayerischen Staatsoper/Wilfried Hösl

Giordano und sein Librettist haben in ihrer Bearbeitung die historische Figur des Chénier vereinfacht und eine genial konstruierte Dreiecksgeschichte hinzugefügt - zwei Männer kämpfen um die gleiche Frau, verkörpert von Tenor, Bariton und Sopran. Die Protagonisten sind wegen der Gräueltaten nicht nur von der "glorreichen" Französischen Revolution enttäuscht, sondern sie gehen durchweg an der Diktatur der Jakobiner zugrunde. Einzig die Liebe ist ihnen geblieben. Uraufgeführt wurde "Andrea Chénier" 1896 an der Mailänder Scala.

Ein Stoff wie "Vom Winde verweht"

"Andrea Chénier" habe "ein bisschen was von Filmen wie 'Vom Winde verweht'", sagt Regiseur Philipp Stölzl, der Erfahrung sowohl im Film- als auch im Opernbereicht hat. Plot und Figuren seien ihm sehr wichtig: "Ich habe mich sehr früh dafür entschieden, die Oper quasi historisch korrekt zu machen, weil sie sich eigentlich nicht in eine andere Zeit und andere Ästhetik transportieren lässt", sagt der Regisseur. "Man versteht sie sonst schlichtweg nicht mehr. Sie ist zu sehr auf die speziellen Umstände der französischen Revolution ausgerichtet. Wenn man das verdreht oder stilisiert, hat man eigentlich keinen Spaß mehr daran. Insofern wird es in meiner Inszenierung ein großes Visconti-artiges Geschichtspanorama zu sehen geben, also ganz klassisches Theater."

Musikalisch gesehen wendet sich "Andrea Chénier" - ausgehend vom Erbe Verdis - dem Verismo zu. Komponist Umberto Giordano gilt als der realistischste der Romantiker und der romantischste der Realisten. Für den Dirigenten Omer Meir Wellber, der das Werk an der Bayerischen Staatsoper dirigiert, trägt Giordanos Oper mit ihrer reichen Orchestrierung symphonische Züge.

Giordanos Oper ist wie ein großes symphonisches Werk.
Omer Meir Wellber

Ein Hit folgt dem anderen

Die drei Hauptpartien verlangen den Sängern allerhand ab. In München sind sie mit Jonas Kaufmann, Anja Harteros und Luca Salsi hochkarätig besetzt. Besonders die Titelpartie - Giordano stellt Chénier als empfindsamen Poeten dar - ist eine sehr schwierige, dramatische Tenorpartie. Jonas Kaufmann gab sein Debüt in dieser Rolle 2015 in London: Er sei regelrecht in diese Oper verliebt: "Es gibt kaum ein Stück, das süffigere Melodien hat, wo ein Hit dem andern folgt - 'Nemico della Patria' für den Bariton, 'La mama morta' für die Sopranistin und schöne Arien, das 'L’improvviso' und 'Come un bel dì di maggio' und die Duette mit Sopran sind legendär - sowohl das mit Bariton als auch die beiden mit Tenor; das ist unglaublich."

In bin total verliebt in dieses Stück.
Jonas Kaufmann

Nach Kaufmanns Meinung kommt der Opernbesucher mit "Andrea Chénier" sehr schnell auf seine Kosten; das Stück sei mit knapp zwei Stunden nicht besonders lang, dafür aber extrem dicht. "Also im Großen und Ganzen ein perfekter Wurf", sagt er. "Man fragt sich, warum er sonst nichts Gescheites geschrieben hat."

Infos und Termine

Premiere ist am 12. März um 19.00 Uhr
Weitere Termine:
15., 18., 22. und 30. März 2017
2. April 2017
28. und 31. Juli 2017

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