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Rentnerin verunstaltet Jesus-Fresko Spanische Hobby-Restauratorin wird zur Opern-Heldin

"Rentnerin ruiniert wertvolles Wandgemälde", so lautete 2012 eine der Schlagzeilen über eine 81-jährige Spanierin. Sie restaurierte auf eigene Faust ein über 100 Jahre altes Jesus-Fresko in der Kirche ihres Heimatdorfes. Seitdem zeigt das Bild Jesus als affenähnliches Wesen mit Knopfaugen und einem Klecks am Mund. Das verschandelte Fresko wurde zur Touristenattraktion und die alte Dame nun zu einem Opern-Star: Zwei Amerikaner haben ein Stück über sie geschrieben und Auszüge daraus am Samstag zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

Oper "Behold the man" Ecce Homo von Librettist Andrew Flack, Paul Fowler | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Rentnerin verunstaltet Jesus-Fresko bei "Restaurierung"

Spanische Hobby-Restauratorin wird zur Opern-Heldin

Gedränge auf dem Dorfplatz von Borja, einem 5000-Einwohner-Ort in der Nähe von Saragossa. Mehr als 400 Zuschauer sind zur Premiere von "Behold the Man" gekommen. Es ist die Geschichte von Cecilia Giménez, der heute 86-Jährigen, die das Jesus-Fresko in der Dorfkirche auf eigene Faust renoviert und damit verunstaltet hat. Dass sie nun zum Opernstar wird, kann Giménez noch nicht so recht glauben.

Was hier mit mir passiert, ist alles andere als alltäglich. Ich bin überglücklich, wie nett die Menschen mit mir umgehen.
Cecilia Giménez über ihre neue Rolle als Opern-Heldin

Gespött im Internet

Dass ihre Mitmenschen sie bejubeln, war nicht immer so. Nachdem Cecilia Giménez am Jesus-Fresko herumgepinselt hatte, hagelte es zunächst Kritik. Die alte Dame wurde zum Gespött im Internet. Nutzer machten Witze über sie, verglichen das Bild von Jesus mit einem aufgeblasenen Igel oder einem Monchhichi-Äffchen. Giménez nahmen die Negativschlagzeilen so sehr mit, dass sie eine Therapie machen musste. Die meisten Bewohner von Borja hielten aber weiter zu ihr. "Das Cecilia dieses Kunstwerk zerstört hat, ist kein Grund dafür, dass man sie und ihre Familie beschimpft und sie lächerlich macht", so eine Nachbarin.

Von der Übeltäterin zur Heldin

 Librettist Andrew Flack und Cecilia Gimenez vor dem Schrein in "La Misericordia" | Bildquelle: picture-alliance/dpa Librettist Andrew Flack und Cecilia Giménez vor dem Fresko | Bildquelle: picture-alliance/dpa Damit soll nun Schluss sein. Der Librettist Andrew Flack und der Komponist Paul Fowler machen Cecilia Giménez in der Oper zur Heldin. Flack hatte die Geschichte über das verschandelte Fresko im August 2012 gelesen und sofort entschieden, daraus eine Oper zu machen. "Ich wusste, dass Giménez von einer Übeltäterin zur Heldin werden würde."

Das Fresko in ihrer Dorfkirche war ihr lieb und teuer, und keiner kümmerte sich darum. Sie hat einfach versucht zu helfen.
Librettist Andrew Frack über Cecilia Giménez' eigenhändige Restaurierung

Cecilia Giménez ist der einzige nichtfiktive Charakter in der Oper, ihre Rolle übernimmt aber eine Schauspielerin. Cecilia erzählt in dem Stück ihrer Schwester Beatriz von einem Traum. Darin habe ihr Gott gesagt, sie solle das Jesus-Fresko restaurieren. Sie tut es und verhilft ihrem Dorf damit zu einem Wirtschaftwunder, weil so viele Besucher kommen wie nie. Sowohl professionelle Sänger als auch ein Chor aus dem Dorf führen die Oper auf. Die Musik ist eine Mischung aus Werken von Bach, gregorianischen Gesängen und "Stücken, die nach Lady Gaga oder Frank Sinatra klingen", so Flack.

In der ersten Reihe

Beim Publikum kommt die Oper gut an. Auch wenn sie nicht auf der Bühne gestanden hat: Den meisten Applaus bekommt Cecilia Giménez. Sie sitzt bei der Aufführung in der ersten Reihe. "So etwas hätte ich mir nie vorstellen können. Die Oper ist wirklich sehr schön!" Ab September wollen Flack und Fowler die Oper in den USA vermarkten.

Verschandeltes Jesus-Fresko wird zur Touristenattraktion

Die Botschaft der Autoren lautet: Aus etwas Schlimmem kann auch etwas Gutes werden, aus einer Katastrophe ein Wunder. In Anlehnung an das verunstaltete Jesus-Fresko, aus dem eine Touristenattraktion wurde. In den vergangenen vier Jahren kamen laut Bürgermeister rund 170.000 Besucher nach Borja. Inzwischen werden dort Kaffeebecher und T-Shirts mit dem Bild des Freskos verkauft. Die Kirche, in der das Gemälde hängt, nimmt mittlerweile 2 Euro Eintritt.

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