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Kritik - Theater an der Rott Eggenfelden "Sugar - Manche mögen's heiß"

Kaum zu glauben, aber wahr: Billy Wilders Filmkomödie "Manche mögen's heiß" wurde in Deutschland erst ab 18 Jahren freigegeben, weil Männer in Frauenkleidern zu sehen waren. Das wollten die Sittenwächter jungen Menschen lieber nicht zumuten, damals, 1959. Gut, dass 2016 im Theater an der Rott sehr viele Jugendliche im Publikum sitzen.

Szenenbild am Theater an der Rott | Bildquelle: Sebastian Hoffmann

Bildquelle: Sebastian Hoffmann

Musical

"Sugar - Manche mögen's heiß" am Theater an der Rott

"Manche mögen`s heiß" als Theater-Musical - das ist natürlich ziemlich gewagt. Nicht wegen der Männer auf hohen Absätzen, sondern weil die Darsteller zwangsläufig an Hollywood-Größen wie Marilyn Monroe, Jack Lemmon und Tony Curtis gemessen werden. Der legendäre Film ist längst Kult, hat Komödiengeschichte geschrieben und sein letzter Satz, "Nobody´s perfect", "Niemand ist vollkommen", wurde auch in Deutschland zum geflügelten Wort.

Ein toller Stoff für die beginnende Faschingszeit, und entsprechend gut verkauft war die Premiere in Eggenfelden, sehr zur Freude des Intendanten Uwe Lohr, der diesmal auch die Regie übernommen hatte. Leider ist ein ausverkauftes Haus selten geworden, nicht nur in Niederbayern. Das breite Publikum ist schwer zu begeistern, gerade abseits der Großstädte. Der Applaus am Ende war sehr wohlwollend und auch verdient, denn das kleine Theater an der Rott, Deutschlands einziges Landkreistheater, hatte das Musical für seine Verhältnisse üppig und gewitzt ausgestattet.

Bühnenbildner Florian Angerer schaffte es tatsächlich, sämtliche aus dem Film bekannten Schauplätze auf die Bühne zu bringen: Einen Nachtclub in Chicago, eine Tiefgarage, einen Schlafwagen-Zug, ein Luxushotel in Florida und die berühmte Yacht, auf der die naive Blondine Sugar glaubt, ihren Millionär gefunden zu haben. Flink und originell klappten die Umbauten, wenn auch natürlich  bei weitem nicht so temporeich wie im Film. Anna Magdalena Auzinger hatte den schwersten Part der Sugar übernommen und versuchte klugerweise erst gar nicht, Marilyn Monroe nachzuahmen. Stattdessen spielte sie eine anrührend zerbrechliche, gertenschlanke, romantische Träumerin mit deutlich österreichischer Stimmfärbung. Das irritierte anfangs erheblich, überzeugte jedoch vor allem im zweiten Teil.

David Tobias Schneider als draufgängerischer Joe bzw. Josephine brauchte ebenfalls etwas Zeit, bis er seine Nervosität abgelegt hatte. Moritz Katzmair sorgte als Jerry alias Daphne zwar für die meisten Lacher, wirkte aber allzu gehemmt und mit seinen Gesangseinlagen stimmlich überfordert. Transvestiten-Rollen waren in Eggenfelden das Markenzeichen des früheren Intendanten Karl Sibelius, der sich einen Heidenspaß daraus machte. Soviel Lust und Laune war diesmal leider nicht zu erleben.

Gleichwohl gelang Regisseur Uwe Lohr ein abwechslungsreicher, unterhaltsamer, schräger Musicalabend, auch dank der ausgesprochen schwungvollen Frauenband im Orchestergraben, die Nebojsa Krulanovic mit viel Ironie leitete. Mehr Musical, mehr Tanz und weniger Film-Nacherzählung hätten die Produktion noch überzeugender gemacht. Aber auch hier gilt wie immer im Leben: "Nobody´s perfect".

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