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Liebesbriefe in der Oper Wenn du nicht wirst mein Retter sein

Am Anfang war eine Aufragskomposition. Nadeshda von Meck, die Auftraggeberin, bedankte sich in einem Brief an Tschaikowsky für das Werk: "Es ist überflüssig, Ihnen zu sagen, wie begeistert ich von Ihrer Komposition bin". Das war der Beginn einer innigen Brieffreundschaft.

Der Komponist Peter Tschaikowsky, Porträtaufnahme von 1878 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Liebe BR-KLASSIK-Freunde,

am Samstag singt Renée Fleming zusammen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Alan Gilbert bei Klassik am Odeonsplatz die Briefszenen aus "Eugen Onegin" und "Die Kathrin". Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Was steht denn da drin, in diesen Opernbriefen? Wir haben für Sie mal nachgelesen.

Innige Brieffreundschaft

Der Brieffreundin Nadeshda von Meck konnte Tschaikowsky das Herz ausschütten. Gerade war seine Ehe mit Antonina Iwanowna Miljukowa nach nur wenigen Monaten gescheitert. Seiner Freundin und Gönnerin Nadeshda von Meck hingegen fühlte er sich innig verbunden:

Eigenhaendiger Brief Tschaikowskys an seine Goennerin, Nadesha von Meck, von einer Konzert-Tournee durch Deutschland, 17. Maerz 1889. | Bildquelle: picture-alliance / akg-images Bildquelle: picture-alliance / akg-images Ich danke Ihnen tausendmal für all Ihre Sorge um mich, meine Teure! Ich fühle mich sehr wohl und bin mit dem heutigen Tage durchaus zufrieden. Was den Übergang zum Du betrifft, so kann ich mich nicht dazu entschließen. Es würde mich verlegen machen, Sie mit dem vertraulichen Du anzureden. Jedenfalls, ob wir uns Sie oder Du sagen, das Gefühl meiner tiefen, unendlichen Liebe zu Ihnen bliebe durch die Formänderung unbeeinflusst. So entscheiden Sie, wie es sein soll.
In unendlicher Liebe, Ihr Peter Tschaikowsky.

Liebesbrief an Onegin

Bei aller Liebe – treffen wollte Tschaikowsky seine Brieffreundin nicht. Stattdessen arbeitete er lieber an seiner Oper "Eugen Onegin". Und auch da spielt ein Brief eine wichtige Rolle: Die junge, verträumte Tatjana hat sich schwer in Eugen Onegin, den schicken Jüngling aus der Stadt verliebt. Und wie sagt man es am besten, wenn nicht durch die Blume? Mit einem Liebesbrief:

Sei’s, wie es will. Mein ganze Los ist an das Traumgesicht gebunden.
Ich komme niemals davon los, durch dich allein kann ich gesunden.
Bedenke nur, bin ganz allein, und niemand will mich hier verstehen.
Verlassen muss ich untergehen, wenn du nicht wirst mein Retter sein.

Kein Happy End

Wie in Tschaikowskys Leben gibt es auch bei "Eugen Onegin" kein Happy End: Der unstete Onegin fühlt sich geehrt von so viel Zuneigung, winkt aber ab. Er will sich nicht binden. Viele Jahre später hätte er dann doch Lust, aber da ist es zu spät: Tatjana ist mittlerweile Fürsten-Gattin. Sie liebt Onegin immer noch, will aber ihrem Mann treu bleiben. Verliebter Brief – trauriges Ende.

Des' werd ich bitter weinen müssen

Auch in Erich Wolfgang Korngolds Oper "Die Kathrin" ist ein Brief das Kommunikationsmittel der Wahl. Allerdings ist dieser Brief eher das Gegenteil von einem Liebesbrief: Kathrin schreibt ihrem Schwarm, dem Soldaten François, dass sie ihn nie wiedersehen möchte. Ihre Freundin Margot hat ihr dazu geraten. Auf einen Soldat sei schließlich kein Verlass.

Ich soll dich nicht mehr wiedersehen, mein guter Herr Soldat.
Du sollst mir aus dem Wege gehen – da weiß die arme Liebe keinen Rat.
Ich soll dich nicht mehr küssen und hab nur dich im Sinn.
Des‘ werd ich bitter weinen müssen, ich, deine Katherin.

Der Unterschied zu "Eugen Onegin"? Trauriger Brief – verliebtes Ende. Jahre später hat Kathrin einen Sohn, der auch François heißt. Da trifft sie ihre alte Liebe wieder. Und nachdem ein paar Missverständnisse aus dem Weg geräumt sind (der Schneider ist nicht ihr Verlobter), werden sie und François doch noch ein Paar.

"Sie" bis zum Ende

PS: Tschaikowsky und Nadeshda von Meck schrieben sich weiterhin Briefe, auch wenn der Ton mit den Jahren sachlicher wurde. Das "Sie" behielten sie bis zum Bruch ihrer Brieffreundschaft bei.

Klassik am Odeonsplatz 2019

Am Samstag, den 13. Juli:
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Alan Gilbert
Sopran: Renée Fleming

Programm:

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky:
"Eugen Onegin", Lyrische Szenen in drei Akten, Polonaise aus dem 3. Akt, Briefszene der Tatjana aus dem 1. Akt 

Erich Wolfgang Korngold:
"Die Kathrin", Oper in drei Akten, op. 28, Briefszene der Kathrin aus dem 1. Akt

Leonard Bernstein:
Drei Tanzepisoden aus dem Musical "On the Town", Nr. 2 „Lonely Town“, Pas de deux

Friedrich von Flotow:
"Martha oder Der Markt zu Richmond", Romantisch-komische Oper in vier Akten, "’Tis the Last Rose of Summer", Volkslied der Martha aus dem 1. Akt 

Richard Rodgers / Oscar Hammerstein:
"Carousel", Musical, "You’ll Never Walk Alone"

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky:
Symphonie Nr. 5 e-Moll op. 64


Am Sonntag, den 14. Juli:

Münchner Philharmoniker
Leitung: Valery Gergiev
Klavier: Daniil Trifonov


Programm:

Ludwig van Beethoven
Ouvertüre zu "Coriolan", c-Moll, op. 62 

Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 

Ludwig van Beethoven
Symphonie Nr. 5 c-Moll op. 67

Klassik am Odeonsplatz – am 13. Juli 2019 live im Radio, im BR Fernsehen und als Video-Stream.

Klassik am Odeonsplatz – am 14. Juli 2019 live als Video-Stream.

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