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Live-Mitschnitt aus der New Yorker MET Bizets "Perlenfischer"

"Exotenoper": So nennt sich das einst populäre Genre, dessen Markenzeichen fernöstliches Kolorit war. Bizets "Perlenfischer" sind ein Beispiel dafür. BR-KLASSIK überträgt das Werk live aus der New Yorker MET - mit Diana Damrau in der Rolle der Leïla. Am Pult steht Gianandrea Noseda.

Szenenbild der Metropolitan Opera | Bildquelle: Ken Howard/Metropolitan Opera

Bildquelle: Ken Howard/Metropolitan Opera

"Les pêcheurs de perles" ("Die Perlenfischer") von Gerges Bizet: eine dreiaktige Oper über Konflikte zwischen Pflicht und Neigung, Liebe und Moral, Freundschaft und Leidenschaft. Schauplatz ist Ceylon bzw. Sri Lanka - ein Ambiente also, das zumindest im 19. Jahrhundert als exotisch galt. Musik und Gesang, darunter eines der beliebtesten Opernduette überhaupt, stammen von Georges Bizet, der rund zwölf Jahre nach den "Perlenfischern" einen Publikumsliebling sondergleichen schuf: "Carmen". Im Mittelpunkt der Bühnenhandlung steht auch hier eine Frau, die zwei Männern gleichermaßen den Kopf verdreht: Von Leila sind König Zurga und der Fischer Nadir genauso angetan wie Escamillo und Don José von Carmen! Allerdings verbindet die beiden Spanier, anders als ihre asiatischen Kollegen, keinerlei Freundschaft. Und die Heldin der "Perlenfischer" ist alles andere als eine Zigeunerin ...

An Regie- und Dirigentenpult

An der Metropolitan Opera inzenierte Penny Woolcock bereits John Adams' oper "Doctor Atomic"; bei den "Perlenfischern", einer Koproduktion mit der English National Opera London, stand sie wieder am Regiepult. Musikalisch verantwortet der Italiener Gianandrea Noseda die aktuelle Neuproduktion. Am Silvestertag hatten die "Perlenfischer" Premiere, BR-KLASSIK überträgt die fünfte von zunächst zehn geplanten Vorstellungen. Zu den wichtigsten Karrierestationen des 51-jährigen gebürtigen Mailänders Noseda gehören die renommiertesten Opernhäuser: die Mailänder Scala, das Mariinsky-Theater in St. Petersburg, die Wiener Staatsoper. Seit 2007 hat er in Turin den Chefposten am Teatro Regio inne. Erst im letzten Sommer hat Noseda bei den Salzburger Festspielen debütiert. An der Metropolitan Opera trat er erstmalig 2002 auf: mit Sergej Prokofjews Oper "Krieg und Frieden". Inzwischen betreut Noseda dort französisches, italienisches und russisches Repertoire.

Besetzung - "Die Perlenfischer" von Gerges Bizet an der MET

Oper in drei Akten
In französischer Sprache
Leïla - Diana Damrau
Nadir - Matthew Polenzani
Zurga - Mariusz Kwiecien
Nourabad - Nicolas Testé
Chor und Orchester der Metropolitan Opera
Leitung: Gianandrea Noseda

Samstag, 19.00 Uhr live auf BR-KLASSIK!

Metropolitan Opera | Bildquelle: Ken Howard/Metropolitan Opera Diana Damrau als Leila | Bildquelle: Ken Howard/Metropolitan Opera Zur Sängerbesetzung für die "Perlenfischer" zählt der amerikanischen Tenor Matthew Polenzani auf, für den die Metropolitan Opera eine Art künstlerischer Heimat ist, sowie der polnische Bassbariton Mariusz Kwiecien, der schon mit 24 Jahren seinen ersten Vertrag mit der Metropolitan Opera in Händen hielt. Dazu kommt der französische Bassist Nicolas Testé. Opernfreunde wissen: Das ist der Ehemann einer der bedeutendsten Koloratursopranistinnen unserer Tage: Diana Damrau! Sie ist der eigentliche Star des Abends bzw. Mittags, denn in New York zeigen die Uhrzeiger zu Beginn der Vorstellung gerade auf 1 P.M. (13 Uhr). An der MET hat die gebürtige Günzburgerin schon über ein halbes Dutzend Rollen gesungen: Rossinis Rosina im "Barbier von Sevilla", Donizettis Adina im "Liebestrank", Verdis Gilda im "Rigoletto" und Violetta in "La Traviata", Bellinis Adina in "La Sonnambula" und Massenets "Manon". Also ist Bizets Leila nicht die erste französische Partie für Diana Damrau vor Ort.

Bizets Bühnenwerke

Wie Opernfans wissen, hat Bizet außer "Carmen" noch andere hörenswerte Bühnenwerke geschaffen. Seine erste Oper war der Einakter "Doktor Mirakel"; nach den "Perlenfischern" schrieb der Komponist "Iwan IV.", "Das schöne Mädchen von Perth" und den Einakter "Djamileh". Wer weiß, was Bizet nach seinem Schwanengesang "Carmen"noch alles vollendet hätte, - wäre er nicht noch vor seinem 37. Geburtstag gestorben.

Expressiv, lyrisch und fremdartig

Der Komponist Hector Berlioz bescheinigte den "Perlenfischern" erstens Expressivität, zweitens Feuer, drittens Reichtum des Kolorits. Die Urteile der Zeitgenossen waren ansonsten sehr verschieden.
Es dominiert ein lyrisch gestimmter Melodietypus: Bizet macht für manche Tonfolgen Anleihen beim arabischen Maqam. Seine Chromatik verarbeitet Anregungen durch exotische Tonleitern. Wichtig ist für die Musik der Oper vor allem das Sekundintervall, egal ob klein oder übermäßig.

Zur Dreiecksgeschichte

Eugène Cormon und Michel Carré sind die Namen der Herren, die das Libretto dieser Oper geschrieben haben. Bizet wurde es damals in Paris von Léon Carvalho übermittelt, dem Direktor des Théatre-Lyrique. Es gibt zwei Handlungsebenen: eine Dreiecksgeschichte - und ein Modell von der Genese einer Kultur. Bereits in der Eingangsszene wird die Entstehung einer Gesellschaftsordnung exponiert: das Naturvolk, das seinen Anführer wählt! Geschützt und gesichert ist die Inselkultur der Perlenfischer einerseits durch ein magisches Ritual, die Beschwörung der Wassergeister durch die jungfräuliche Priesterin, andererseits durch Verträge. Denn Verträge sichern das Vertrauen zwischen den Fischern und ihrem König Zurga, die heilige Pflicht der Priesterin Leila und auch die Bindung der Freunde Nadir und Zurga. Der Eid, durch den Nadir und Zurga ihre Freundschaft zu retten versuchen, indem sie der Liebe abschwören, bezeichnet den dramatischen Knotenpunkt, der die Konflikte der Handlung anstößt.

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