Der siebte BR-KLASSIK -"Operetten-Frosch" für die Spielzeit 2024/2025 geht an die Bürgerbühne Musiktheater des Theaters Ulm für "Der Lappen muss hoch!" Inszeniert von Benjamin Künzel. Der Preis schließt die Nominierung für den Spielzeit-Frosch 2024/2025" ein.
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"Der Lappen muss hoch!" der Bürgerbühne Musiktheater des Theaters Ulm - inszeniert von Benjamin Künzel
Los geht´s
... damit, dass nichts losgeht. Denn die Sänger einer Operetten-Tournee-Theater-Truppe sitzen in einem Stau fest. Die Vorstellung muss natürlich trotzdem stattfinden - also was tun? Das fragt sich vor allem das technische Personal, das schon alles vorbereitet hat. Es geht hier also um die, die nicht im Rampenlicht stehen, sondern hinter den Kulissen wirken wie Bühnentechnik, Requisite, Beleuchtung, Ankleide, Maske, usw. Da alle das Programm kennen, nehmen sie - nach einigen Verwicklungen - die Vorstellung selbst in die Hand - denn schließlich gilt auch für sie: Der Lappen muss hoch!
Überzeugend
... ist diese Backstage-Geschichte vor allem als perfekte Spielvorlage für die 18 Jugendlichen der Bürgerbühne, immerhin Deutschlands einziger Theater-Jugendclub für Operette. Benjamin Künzel hat ihn 2007 gegründet und über die Jahre ist es ihm gelungen, immer mehr Jugendliche für das Genre Operette zu begeistern - und das meist mit Repertoireraritäten wie Emmerich Kálmáns Arizona Lady oder Prinzessin Ti-Ti-Pa von Robert Stolz. Das überzeugt auch beim diesjährige Projekt Der Lappen muss hoch!
Verblüffend:
... wie sich die Jugendlichen, die sonst nur wenig mit Gesang zu tun haben, animiert von Musikpädagogin und Operettensängerin Elke Kottmair trauen zu singen. Dadurch, dass ihre Rollen ausdrücklich keine Sänger sind, sondern Gesangslaien wie sie, versucht sich niemand in Operngesang, sondern singt jeder ganz pur im Rahmen seiner Möglichkeiten. Dass da musikalisch auch manches auf der Strecke bleibt – geschenkt.
Berührend:
... wie das Ensemble „Dein ist mein ganzes Herz” aus Franz Lehárs Land des Lächelns wie ein Madrigal singt, zart und neu arrangiert vom Ensemblemitglied Lin Schanzenbacher.
Hinreissend:
... wie das Ensemble mangelnde Gesangstechnik durch Spielfreude mehr als wettmacht – so im hinreißenden Piccolo-Duett aus dem Walzertraum, dessen frivoler Text rund ums Flötenlasen gestisch wunderbar pointiert und choreographiert wird: Die Mädels feuern die Jungs an und umgekehrt. Aber der befreiende Umgang mit der eigenen Sexualität ist nur ein Aspekt dieser Backstage-Operette. Es gibt auch unglückliche Verliebtheit, wie zwischen dem schüchternen Bühnenarbeiter und der Ankleiderin, es gibt Anmache und Eifersüchteleien, aber über allem steht die gemeinsame Liebe zum Theater. Wie alle ungeachtet ihrer persönlichen Gefühle am Ende eine Einheit werden, erzählt viel von der Magie, die das Theater noch immer auf Jugendliche ausüben kann!
Erstaunlich:
... wie jeder der Beteiligten seine ganz persönliche Rolle findet, auch wenn manche sich eher vor dem Rampenlicht zu drücken scheinen, während es andere geradezu suchen, wie z.B. die aufgekratzte Souffleuse, die selbst gern Sängerin geworden wäre, oder der Bühnentechniker, der sich als geschickter Tänzer outet. Alle lernen im Laufe des Abends, aus sich herauszugehen. Und das Schöne daran: sie lernen es mit Operettennummern und zeigen so, wie zeitgemäß das Genre noch immer sein kann.
Sei kein Frosch, küss ihn: Das Team vom BR-Klassik Operettenboulevard ist begeistert und gratuliert dem MusikTheater an der Wien zu großem Operettenmut!
Inszenierung: Benjamin Künzel
Musikalische Leitung: Elke Kottmair, Patrick Bauerschaper (Klavierdirektion)
Bühne und Kostüm: Maike Häber
Choreographie: Benjamin Künzel, Elke Kottmair