Der neunte BR-KLASSIK -"Operetten-Frosch" für die Spielzeit 2024/2025 geht an die ie Oper Köln für "Eine Frau von Format". Inszeniert von Christian von Götz. Der Preis schließt die Nominierung für den Spielzeit-Frosch 2024/2025" ein.
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Bildquelle: © Oper Köln -Matthias Jung
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"Eine Frau von Format" von Michael Krasznay-Krausz in der Oper Köln - inszeniert von Christian von Götz
Los geht´s
... mit einer Drehbühne, auf der ein Rondell mit ganz vielen Türen steht. Das ermöglicht schnelle Auftritte, verwirrendes Quid-Pro-Quo und hohes Tempo - alles Qualitäten dieser stilistisch schlüssigen Inszenierung.
Überzeugend
... wie Christian von Götz das Genre bedient und auch weiß, wie man es brechen muss, um eine heute blödsinnig erscheinende Handlung ins Aktuelle zu drehen. „Unbeschreiblich weiblich“ leuchtet der Neon-Schriftzug über der Bühne und wird zum Motto einer „feministischen“ Inszenierung mit vielen neuen Texten, die nur manchmal zu sehr ins Didaktische kippen. „The future is female“ heißt es am Ende - dabei geht es am Anfang nur um ein Handelsabkommen des operettentypischen Balkanstaats Silistrien, um das Ungarn und die Türkei konkurrieren. Die Ungarn bieten Schweine, die Türken Hamel. Schwein oder nicht Schwein - das ist hier trotzdem nicht die Frage, sondern sie lautet: Mann oder Frau - denn der türkische Botschafter entpuppt sich als Frau.
Bildquelle: ©BR-KLASSIK Operetten-Boulevard
Erstaunlich
...wie modern schon das Original ist: eine Frau als Diplomatin - damals eine Sensation und Ausgangspunkt für einen wilden Kleider- und Geschlechtertausch. Christian von Götz verstärkt das durch das mittlerweile fast schon übliche Crossdressing des Ensembles. Entsprechend „glitter an be gay“ sind auch die Kostüme von Sarah Mittenbühler.
Bestechend
... die Besetzung. Nicht nur Annette Dasch glänzt in der Massary-Rolle der Frau von Format: nimmt sich stimmlich zurück, trifft den Chansonton, überhaupt den Ton, auch im Schauspielerischen. Auch Richard Glöckner, von Götz aus Annaberg mitgebracht, glänzt in der Max Hansen-Rolle des Adjutanten: ein genderfluider Buffo mit wunderbarem ungarischen Operetten-Akzent - eines der vielen Klischees, die hier bedient, aber auch gebrochen werden. Auch Wolfgang Schwaiger gibt seinen ungarischen Macho-Botschafter ziemlich androgyn. Doch auch die anderen Rollen dürfen hier glänzen: Giulia Montanari als agile Soubrette, Claudia Rohrbach als melancholische Fürstin, ihre schrägen Hofschranzen: Dalia Schaechter als korrupter Kanzler und Tobias Hieronimi als Drag-Baronin aus dem Hessischen - oder der wunderbare Stefan Sevenich als kölscher Konsul mit dem Hang zum Klüngeln.
Verblüffend
... wie die Brüche ins Aktuelle, die von Götz immer wieder einbaut, funktionieren - etwa wenn Annette Dasch verzweifelt ruft: „Es lebe das deutsche Regietheater!“ - schließlich muss sie ihr großes „Nebenbei“-Chanson hier fast barbusig singen. Oder der ungarische Akzent. So wird das thematisiert, was heute in der Operette oft als politisch nicht mehr korrekt gilt - ein raffinierter Kniff.
Hinreißend
...wie - wie Adam Benzwi diese kabaretthaft-leichte Musik serviert und entsprechend arrangiert hat - für eine Art großes Salonorchester mit Saxophon und Bigband-Passagen oder einfach am Klavier, an dem er als piano conductor brilliert.
Sei kein Frosch, küss ihn: Das Team vom BR-Klassik Operettenboulevard ist begeistert und gratuliert der Oper Köln zu großem Operettenmut!
Inszenierung: Christian von Götz
Musikalische Leitung: Adam Benzwi
Bühne: Dieter Richter
Kostüm: Sarah Mittenbühler
Choreographie: Federico Zeno Bassanese