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Wagner-ABC Rätsel "I" wie "Isolde"

Das Wagner-ABC ist ein kleines Lexikon für Einsteiger und Fans, das wichtige Wörter aus dem Wagner-Kosmos enthält. Ein kleines Rätselvideo und ein kurzer Text veranschaulichen zu jedem Buchstaben des Alphabets zentrale Begriffe aus dem Leben und Opern-Schaffen des Komponisten.

Wagner ABC - Buchstabe I | Bildquelle: © Wikimedia Commons

Bildquelle: © Wikimedia Commons

Wagner-ABC

Buchstabe I

"I" wie "Isolde"

Sie hat ein Motiv. Sie hat die Gelegenheit. Und dass es nicht zur Tat kommt, hat die irische Königstochter nur ihrer Dienerin Brangäne zu verdanken. Die hat nämlich den Auftrag den Gifttrank zu servieren, der dann dem jungen Ritter Tristan den Tod bringen soll. Macht sie aber nicht, sondern mixt stattdessen einen Liebes-Cocktail zusammen. In selbstmörderischer Absicht ext die Auftraggeberin das Gebräu gemeinsam mit ihrem vermeintlichen Opfer und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Aber alles auf Anfang: Die meisten Mordfälle sind Beziehungstaten. Beginnt hier in Richard Wagners Musikdrama auch so. Die spätere Täterin rettete einst dem attraktiven Tristan das Leben, obwohl der zuvor ihren Verlobten im Kampf getötet hat. Hätte sie den Mörder bei dieser Gelegenheit gleich ihrerseits erdolcht, wäre es Mord im Affekt gewesen. Und nachvollziehbar. Sie hätte ihn auch verbluten lassen können, dann wäre es sogar nur unterlassene Hilfeleistung gewesen. Aber nein, die Königstochter rettet den jungen Krieger und verliebt sich. Er weist ihre Liebe zurück und bang! Jetzt ist er fällig. Durch Gift. Die weiblichste aller Mordarten.

Wie gesagt, der Cocktail wird gemixt, ist dann aber eben kein Gift drin, sondern Liebes-Serum oder sowas. Und deshalb werden aus potentieller Mörderin und zukünftigem Opfer eben ein Liebespaar. Genau genommen, das Liebespaar schlechthin. Schicksal, Magie oder Stockholm-Syndrom, man weiß es nicht zu sagen.

Geht trotzdem nicht gut. Weil dieser Beziehung eben auch soviel Verrat und Blut vorausging, folgt am Schluss schicksalshaft der Tod. Bei Tristan durch Verwundung und bei Isolde durch gebrochenes Herz.

Beide sind tot und doch haben sie erst durch die Auflösung des Individuums eine Grenze übertreten hin zum Alles-Umfassenden, zum "in des Weltatem wehendem All". Genauso wie Richard Wagner in dieser, seiner persönlichsten Oper, in eine neue Klangsphäre aufbricht und die Grenzen des Dur-Moll-Systems überwindet.

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