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Salzburger Festspiele

20. Juli bis 31. August 2023

Salzburger Festspiele 2017 Neustart mit Intendant Markus Hinterhäuser

Markus Hinterhäuser hat die Leitung der Salzburger Festspiele übernommen. Im ersten Festivalsommer präsentiert er unter anderem fünf Opernpremieren. Im Interview spricht Hinterhäuser über seine neue Aufgabe, das Programm und den Glamour der Festspiele.

Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

BR-KLASSIK: Herr Hinterhäuser, die deutschen Feuilletons sehnen Sie herbei wie einen Erlöser. Die deutschen Kritiker waren sehr unglücklich mit Ihren Vorgängern - vor allem mit Alexander Pereira. Nun erwartet man sich einen großen Aufbruch. Lastet nicht ein wahnsinniger Druck auf Ihnen?

Markus Hinterhäuser: Natürlich gibt es diesen Druck. Aber den gibt es sowieso, wenn man die Salzburger Festspiele als künstlerischer Leiter verantwortet. Und es ist auch schön so. Es ist ein Druck, aber gleichzeitig auch ein Ansporn. Ich bin ja auch kein Novize in Salzburg. Man kennt mich ja. Ich habe das ja lange genug gemacht mit dem Zeitfluss-Festival, mit den Konzerten, die ich hier verantwortet habe, mit dem einen Jahr Intendanz, die ich machen konnte, musste und auch wollte. Ich freue mich, dass ich hier bin. Und ich mache es so, wie ich es kann und wie ich es für richtig halte. Das wird nicht allen gefallen, aber ich muss auch nicht allen gefallen.

Ich freue mich, dass ich hier bin.
Markus Hinterhäuser

BR-KLASSIK: Sie haben wenige Uraufführungen im Programm. Neben Gérard Grisey werden auch Opern-Neuproduktionen des 20. Jahrhunderts gespielt: Alban Bergs "Wozzeck", "Lady Macbeth von Mzensk" von Schostakowitsch und der "Lear" von Aribert Reimann. Die müssten eigentlich geliebt und populär sein, sind es aber noch nicht. Spielen Sie bewusst die Werke, die ins Repertoire gehören, aber noch nicht richtig drin sind?

Markus Hinterhäuser: Das ist auch eine Überlegung, aber nicht die einzige. Es geht um eine Erzählung, um bestimmte Themen, mit denen wir uns jeden Sommer befassen möchten. Die Frage nach der Neuen Musik verstehe ich, aber diese Frage wird mir auch seit 20 oder 25 Jahren gestellt. Und am allerliebsten wäre es mir, wenn man diese Frage überhaupt nicht mehr stellen müsste. Die Neue Musik hat es immer noch schwer. Aber ich glaube, wir haben jetzt einen Moment erreicht, wo die Musik unserer Zeit vollkommen natürlich und intelligent in eine Festspielplanung miteinbezogen wird. Und das wird man hoffentlich auch am Programm 2017 erkennen. Wir haben eine Vielzahl von Komponisten des 20. und auch des 21. Jahrhunderts, die vollkommen natürlich aufscheinen und vollkommen ihren Platz finden.

Die Salzburger Festspiele waren immer ein Festspiel, das sich sehr dem Neuen geöffnet hat.
Markus Hinterhäuser

BR-KLASSIK: Geht es darum, ideologisch abzurüsten?

Markus Hinterhäuser: Ich habe kein Gefühl für Ideologien - in keiner Weise. Und wenn ich über die Selbstverständlichkeit im Umgang mit Neuer Musik rede, dann möchte ich auch nicht über Quoten reden. Das kann ich gar nicht in diesem Fall. Vielleicht wird man genauso selbstverständlich, wie man in einem Jahr relativ viel 20. und 21. Jahrhundert hat, in anderen Jahren vielleicht weniger davon haben.

Was ich allerdings sagen kann, ist, dass entgegen aller Klischees die Salzburger Festspiele immer auch ein Festspiel waren, das sich sehr dem Neuen geöffnet hat. Ich kenne kein Festival in der Welt, das sich so großzügig Komponisten gewidmet hat - in großzügig geplanten Reihen. Ob es jetzt die Klassiker des 20. Jahrhunderts waren, ob es Messiaen war, Boulez, Ligeti, Kurtág, Scelsi, Sciarrino oder Riem - das Ganze hat wirklich eine große Gewichtung gehabt hier bei den Salzburger Festspielen und wurde auch intensiv wahrgenommen vom Publikum. Ich habe so etwas woanders nie erlebt. Und das Klischee, dass Salzburg sich immer nur auf einem ganz gesicherten Terrain bewegt, das muss man jetzt einfach für Obsolet erklären.

BR-KLASSIK: Glamour verbindet man eher nicht mit Markus Hinterhäuser. Sie müssen jetzt aber auch Anna Netrebko bezirzen und - gut, mit Muti sind Sie sowieso befreundet - Sie müssen diese großen Namen ranschaffen und auch Spektakel liefern. Liegt Ihnen das?

Ich muss niemanden bezirzen.
Markus Hinterhäuser

Markus Hinterhäuser: Ich muss viel weniger, als man glaubt. Und ich muss auch niemanden bezirzen. Anna Netrebko ist die beste Sopranistin der Welt im Moment. Wir können nur froh sein, wenn sie hier ist. Wenn sie hier ihr Rollendebüt als Aida singt, ist das ein großes Privileg, das wir haben. Und dass ich Riccardo Muti wirklich mag, das ist auch kein Geheimnis, den muss ich auch nicht bezirzen. Diese großen Namen, diese Stars, die sind ja nicht deshalb so große Namen und große Stars, weil sie nichts können, sondern meistens können sie auch sehr viel. Die waren immer Teil der Unternehmung Salzburger Festspiele. Das fällt mir überhaupt nicht schwer, da irgendeine Einigung zu finden mit mir und mit den Künstlern.

Das Gespräch führte Bernhard Neuhoff für BR-KLASSIK.

Kommentare (1)

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Dienstag, 15.November, 19:27 Uhr

ANNA PAPASOTIRIOU

Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebaeren zu koennen. Alles Gute Marko!!!

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