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Neugierig auf Musik

"Herz statt Hetze" Die Semperoper und Pegida

Immer wieder Montags marschieren Anhänger der Pegida-Bewegung auf dem Theaterplatz vor der Semperoper in Dresden auf. Die Oper wird dabei zur Kulisse für Intoleranz. Wie geht es dabei den Mitarbeitern und auch den vielen internationalen Künstlern, die zum Arbeiten nach Dresden und an die Semperoper kommen?

Der Schriftzug Dresden für alle wird am 22.12.2014 in Dresden an die Fassade der Semperoper projeziert  | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Eine Gastsängerin der Semperoper erzählt: "Ich hasse es, dass sie vor dem Opernhaus sind. Und Hass ist ein starkes Wort. Aber ich finde es wirklich abscheulich. Denn wenn es irgendeinen Ort gibt, an dem sich Menschen sicher fühlen sollen, dann dort, wo Kunst geschaffen wird. Und als Künstlerin, die sehr hart dafür gearbeitet hat, um da zu sein, wo ich jetzt bin, widert es mich an, dass sie so einen schönen Ort wie die Semperoper vereinnahmen. Das ist ein Ort, der alle Menschen willkommen heißt und sie sind so dreist, dort zu protestieren!" Als die Sängerin in Dresden ankam, war sie schockiert über die aggressiven Menschenmassen, die an Montagabenden die Stadt lahmlegen. Schon seit über einem Jahr darf Pegida vor der Semperoper Kundgebungen abhalten – weil das ein öffentlicher Platz ist. Die Pegida-Bewegung schafft es, jede Woche zwischen sechs- und 20 Tausend Menschen zu versammeln, die dann mehr oder weniger friedlich Parolen brüllen und sich hetzerischen Reden hingeben.

Ich empfinde das immer wie so einen Nebel auf der Stadt, man merkt, dass etwas passiert.
Christina Bock (29), Mezzosopranistin

Der Schriftzug «Wir sind kein Bühnenbild für Fremdenhass - Ihre Semperoper» steht am 19.10.2015 auf einer LED-Leinwand. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Viele Kollegen kommen an Montagen extra früher ins Theater oder gehen eher nach Hause, damit sie zwischen 17 und 22 Uhr nicht auf dem Weg zur Oper und am besten auch gar nicht auf der Straße sind, erzählt Christina Bock. "In der Produktion von "The Great Gatsby" haben wir mit einigen afro-amerikanischen Kollegen zusammengearbeitet und ich hatte wirklich Angst um ihre Sicherheit. Wir haben also dafür gesorgt, dass die Leute nicht alleine nach Hause gehen, haben sie teilweise auch einfach persönlich nach Hause gefahren, weil wir wussten, die müssen jetzt irgendwie durch die Menge durch."

Wir leben von der Internationalität und wenn wir es nicht schaffen eine freundliche Atmosphäre zu schaffen für Menschen, die hier herkommen um sich Oper anzuschauen, dann entziehen wir uns unsere eigene Lebensgrundlage:
Christina Bock (29), Mezzosopranistin

"Herz statt Hetze"

Pegida belastet mit den "Montagsspaziergängen" die Semperoper und ihre Künstler. Mittlerweile gehen auch die Besucherzahlen zurück, weil die Nachrichten der riesigen Aufmärsche Touristen abschrecken. Eine Mitarbeitergruppe der Oper ist gerade dabei, einen offenen Brief an den Ministerpräsidenten von Sachsen zu schreiben, um auf die Situation für das Opernhaus aufmerksam zu machen. Am kommenden Montag, den 21.12. sind bis jetzt zwei Demos auf dem Theaterplatz angemeldet: Pegida und eine Gegendemo von "Herz statt Hetze". Was sich die Semperoper dafür ausgedacht hat wird sich zeigen, die Pläne sind noch geheim.

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