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Buchtipp – "Almas Sommer" Protokoll einer zerstörerischen Beziehung

Alma Mahler ist die Titelheldin von Lenz Koppelstätters Roman "Almas Sommer". Doch es geht weder ausschließlich um sie, noch allein um das Seelenleben ihres Ehemanns Gustav. Koppelstätter präsentiert hier ein Gleichgewicht des Schreckens – eine hochproblematische Ehe.

Buchcover – Lenz Koppelstädter: "Almas Sommer" | Bildquelle: Kindler-Verlag

Bildquelle: Kindler-Verlag

Der Buchtipp zum Anhören

Toblach, Juli 1910: Gustav Mahler versucht sich auf seine Musik zu konzentrieren, es klappt einfach nicht. Den dritten Sommer hintereinander verbringen er und Alma in den Südtiroler Dolomiten. Doch diesmal ist das Konfliktpotential extrem hoch. Ihre einst so leidenschaftliche Liebe ist längst erkaltet und ihre Erwartungen an das Leben sind zu gegensätzlich. Die 22 Jahre jüngere Alma sehnt sich nach der Wiener Bohème, Mahler braucht die ländliche Ruhe. Es ist ihre letzte gemeinsame Sommerfrische in der Südtiroler Abgeschiedenheit. Kurz zuvor betrügt sie ihn während ihrer Kur im steirischen Tobelbad mit dem jungen, damals noch unbekannten Architekten Walter Gropius. Mahler entdeckt dessen liebestrunkene Zeilen, es kommt zum Streit.

Dreiecksgeschichte als Schlüsselszene

Im Mittelpunkt des Romans "Almas Sommer" von Lenz Koppelstätter steht ein real existierender Brief von Walter Gropius an Alma, der jedoch - aus bis heute nicht bekannten Gründen - an Mahler adressiert war. Wenige Tage später kommt es zur Konfrontation mit dem Rivalen, der Alma in die Berge nachgereist ist. Die Dreiecksgeschichte mit Gropius ist eine Schlüsselszene im Roman. Denn sie hat Auswirkungen auf Mahlers Arbeit an der 10. Symphonie. Nachts, als Mahler im "Komponierhäusl" schläft, überarbeitet Alma heimlich seine Noten.

Zitat aus dem Buch

Als er die Kompositionsversuche der vergangenen Tage betrachtete, sah er sofort, dass sie irgendwann da gewesen sein musste, während er geschlafen hatte. Es amüsierte ihn ein klein wenig. Ja, sie konnte seine Notenschrift mittlerweile ganz gut kopieren, aber nicht so gut, dass er es nicht bemerken würde.

KURZ UND BÜNDIG

Dieses Buch wird lieben, wer …
.... wer sich für die Ehetragödie zwischen Alma und Gustav Mahler interessiert.

Dieses Buch liest man am besten …
… mit Musik von Gustav Mahler

Dieses Buch ist wie geschaffen …
… für alle, die sich für den Zusammenhang von Erotik und Musik interessieren.

Der lärmempfindliche Gustav Mahler

Mahlers Psyche und Gesundheit nehmen durch diese für ihn tragischen Wochen Schaden. Zudem war der Komponist extrem lärmempfindlich. Das zeigte sich schon drei Jahre zuvor beim ersten Besuch in Toblach, als ihm das Postauto, das täglich in Toblach vorbeifuhr, mit seinem Lärm am Arbeiten hinderte.

Präsentiert wird ein Gleichgewicht des Schreckens

Lenz Koppelstätter kennt sich als Südtiroler in der Welt von Toblach aus. Er hat sich durch eine Fülle von Quellen über die Mahlers gearbeitet. Zwar ist Alma die Titelheldin seines Romans "Almas Sommer", aber es geht weder ausschließlich um sie, noch allein um Mahlers Seelenleben. Koppelstätter will keine neuen Erkenntnisse auftischen, sondern präsentiert hier ein Gleichgewicht des Schreckens. Eine Beziehung, die von miesem Kleinkrieg, Hass, Ablehnung, Zwängen und Erniedrigungen geprägt ist. In dieser Atmosphäre quält sich Mahler mit seinen Partituren. Obwohl Alma mit ihrem Egoismus und Antisemitismus keine Sympathieträgerin ist, kann man durchaus mit beiden Eheleuten mitfühlen. Es macht Spaß, diesen unterhaltsamen Roman zu lesen.

Zum Buch

Lenz Koppelstätter:
Almas Sommer. Roman
Kindler Verlag, 2022
208 Seiten
20,- Euro
14,99 Euro (E-Book)

Sendung: "Allegro" am 21. April 2022 um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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