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Album der Woche – Lise Davidsen singt Grieg-Lieder Norwegische All-Stars

Die norwegische Sopranistin Lise Davidsen hat sich trotz Pandemie in den letzten drei Jahren als Star am Opernhimmel etabliert: In Bayreuth hat Davidsen im Tannhäuser seit 2019 Triumphe gefeiert, an der Bayerischen Staatsoper etwa als Sieglinde an der Seite von Jonas Kaufmann. Auf ihrem neuen Album hat sie Lieder von Edvard Grieg aufgenommen. An ihrer Seite: der norwegische Pianist Leif Ove Andsnes. Ein Dreamteam – sagt Bernhard Neuhoff.

CD-Cover: Lise Davidsen und Leif Ove Andsnes interpretieren Lieder von Edvard Grieg | Bildquelle: Decca

Bildquelle: Decca

Album der Woche

Lise Davidsen singt Grieg

Diese Stimme ist ein Naturereignis. Mit ihrem Sopran überstrahlt Lise Davidsen scheinbar mühelos ein riesiges Wagner-Orchester. Etwas geradezu Haptisches hat diese Stimme: Sie füllt den Raum, überflutet ihn. Man fühlt die Töne sozusagen am ganzen Körper. Kein Wunder, dass die junge Norwegerin mit ihrer Jahrhundertbegabung die ganz große Hoffnung der Wagner-Fans ist.

Große Stimme, kleines Format – Lise Davidsen auf ihrem neuen Album

Umso mehr war ich auf ihr neues Lieder-Album gespannt. Wie passt sich diese in jedem Sinn große Stimme, die wie gemacht ist für Wagners Mammut-Dramen, ins Kleinformat ein? Klavierlieder sind Kammermusik. Und viele der Lieder von Edvard Grieg, die sie jetzt aufgenommen hat, sind zarte Miniaturen. Manche dauern nur wenig mehr als eine Minute, viele verharren träumerisch im piano, wie dahingemurmelt, kleine Fluchten, poetische Augenblicke, bei denen alles in der Schwebe bleibt.

Und genau das gelingt Lise Davidsen auf diesem schönen Album ganz besonders. Vor allem in der mittleren und tiefen Lage kann sie ihre kraftvolle, eigentlich so wuchtige Stimme auch ganz leicht und geschmeidig klingen lassen. Und sie überfrachtet diese empfindlichen und oft rätselhaft schlichten Gebilde nicht mit aufgesetzter Psychologisierung, lässt ihnen ihren Zauber.

Liebe und Natur – die Themen in den Grieg-Liedern

Dabei kommt man ins Staunen, was für ein großartiger Liedkomponist ihr norwegischer Landsmann Edvard Grieg war. Neben lyrischen Momentaufnahmen gibt es auch eine Art Liederzyklus, der nach dem Vorbild von Franz Schuberts "Winterreise" eine poetische Geschichte erzählt: Ein Bergmädchen verlebt eine Zeit der Liebe in einem verzauberten Wald.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, ...
... wer den hohen Norden mag.

Dieses Album hat gefehlt, weil...
... Grieg als Liedkomponist bei uns nicht bekannt genug ist.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil...
... Lise Davidsen nicht nur eine umwerfend große Stimme, sondern auch ein ebenso großes Gestaltungsvermögen hat.

Überhaupt spielt neben der Liebe die norwegische Natur eine wichtige Rolle in den Texten, die Grieg vertonte. Bekannte skandinavische Dichternamen finden sich da, etwa Henrik Ibsen oder Hans Christian Andersen. Aber auch sechs deutsche Texte hat Grieg vertont.

Leif Ove Andsnes vervollständigt das norwegische Dreamteam

Den träumerischen Klangzauber dieser Musik trägt ganz wesentlich das Klavier. Am Flügel sitzt Leif Ove Andsnes – der berühmteste Pianist aus der Heimat von Lise Davidsen und Edvard Grieg vervollständigt die Künstlerliste zu einer Art norwegischem All-Star-Team. Andsnes spiegelt die Farben von Lise Davidsens Sopran in einem wunderbar sinnlichen, oft impressionistisch leuchtenden Klavierklang. Eine romantische Reise durch den äußersten Norden Europas.

Infos zum Album

Edvard Grieg:
Lieder

Lise Davidsen (Sopran)
Leif Ove Andsnes (Klavier)

Label: Decca

Sendung: "Piazza" am 12. Februar ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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