BR-KLASSIK

Inhalt

CD - Adriano Maria Fazio Ein neuer Meister des Barockcellos

Das Violoncello ist das Instrument des Jahres 2018. Zu der Reihe hervorragender Cellisten gesellt sich jetzt der junge Italiener Adriano Maria Fazio. Auf seinem Barockcello spielt er die Cellokonzerte von Porpora, Monn und Haydn auf ganz eigene, kantable Weise.

Adriano Maria Fazio - Invisible: Cellokonzerte | Bildquelle: Brilliant

Bildquelle: Brilliant

Der CD-Tipp zum Nachhören

Der Klang des bald 500 Jahre alten Violoncellos ähnelt auffallend der männlichen Stimme. Das Spektrum reicht von ruhiger und sonorer Tongebung in den tiefen Lagen bis hin zu leidenschaftlichen Ausbrüchen in den hohen Lagen. Möglicherweise war das der Grund, warum die Landesmusikräte das Violoncello zum "Instrument des Jahres 2018" in Deutschland gewählt haben. Der junge italienische Cellist Adriano Maria Fazio hat von dieser Wahl bestimmt nichts gewusst, aber dennoch passt sein neues Cello-Album "Invisible" großartig dazu.

Von Barock bis zur Klassik

Denn Fazio schlägt mit den eingespielten drei Cellokonzerten von Nicola Porpora, Georg Matthias Monn und Joseph Haydn einen schönen Bogen vom Barock über die Vorklassik bis zur Klassik. Gerade das selten gespielte Konzert in G-Dur des Neapolitaners Porpora ist eine Entdeckung. Mal weich und sinnlich, mal wild und vibrierend und voller technischer Klippen, die dem Spieler einiges an Können abverlangen. Ganz anders dagegen das Cellokonzert in g-Moll des Österreichers Matthias Georg Monn. Es atmet zwar noch deutlich barocken Geist, ist aber dem galanten Stil verpflichtet. Schlicht, ruhig, fast schwebend das berührende Adagio.

Historische Aufführungspraxis

Am erstaunlichsten aber ist Fazios Interpretation des berühmten Cellokonzerts in C-Dur von Joseph Haydn. Da weder Mozart noch Beethoven Cellokonzerte komponiert haben, sind die beiden Konzerte von Haydn die beliebtesten der klassischen Epoche. Kein Cellovirtuose von Mischa Maisky über Steven Isserlis bis Jan Vogler und Sol Gabetta, der diese Haydn-Konzerte nicht eingespielt hat. Aber kaum einer hat es bis jetzt in historischer Aufführungspraxis getan. Adriano Maria Fazio spielt ein Barockcello aus dem 19. Jahrhundert mit Darmseiten und leichtem Bogen. Dadurch fehlen seinem Instrument zwar Brillanz und Fülle im Klang, doch wirkt sein Ton viel beseelter und singender.

Sparsame Orchesterbegleitung

Hinzu kommt, dass Adriano Maria Fazio sich für eine extrem sparsame Orchesterbegleitung entschieden hat. Nur zwei Geiger, ein Bratscher, ein Cellist, ein Kontrabassist und ein Cembalist der hervorragenden Capella Neapolitana begleiten den Solisten. Deshalb wirkt Haydns vielfach im satten Orchestersound gehörtes Cellokonzert hier geradezu fragil und von kammermusikalischer Klarheit. Ein ganz neues Hörerlebnis. Der junge Italiener Adriano Maria Fazio könnte ein aufkommender Stern am Cellovirtuosenhimmel werden. Mit diesen drei Cellokonzerten macht Fazio dem "Instrument des Jahres 2018" jedenfalls alle Ehre.

Invisible: Cellokonzerte

Nicola Porpora, Georg Matthias Monn, Joseph Haydn
Adriano Maria Fazio (Barockcello)
Cappella Neapolitana
Label: Brilliant

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 18. Februar 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

BR-KLASSIK empfiehlt

    AV-Player