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CD - Matteo da Perugia Chansons

Ob grüne Doppelspitze oder SPD-Troika - die katholische Kirche hat es schon im Mittelalter vorgemacht: Seit 1378 gab es zwei Päpste, 1409 kam beim Konzil von Pisa sogar noch ein dritter hinzu. Dieser dritte Papst hieß Alexander V. und starb bereits im Jahr nach seiner Wahl. Zuvor amtierte er als Erzbischof von Mailand. Dort befand sich in seinem Gefolge ein Komponist, von dem nicht viel mehr bekannt ist, als dass er Kapellmeister am damals noch unvollendeten Mailänder Dom war. Sein Name: Matteo da Perugia.

Matteo da Perugia: Chansons | Bildquelle: Olive Music

Bildquelle: Olive Music

Der CD-Tipp zum Nachhören

Nun sollte man meinen, der Domkapellmeister habe weitgehend geistliche Musik hinterlassen - doch weit gefehlt. Neben einigen Messesätzen sind es vor allem französische Chansons, die von ihm erhalten sind, überliefert in einer Handschrift, die teils in Mailand und teils während des Konzils in Pisa entstand. Während die Kardinäle, Bischöfe und Kleriker also in endlosen Sitzungen versuchten, die Kirche zu einen, dabei aber die Lage noch komplizierter machten, hörten sie zur Tafel und zum Schlummertrunk lieber Lieder über die Schönheit der Damen oder die Grausamkeit der unerwiderten Liebe. Und die lieferte unter anderem Matteo da Perugia.

Ferne Ritterlichkeit

Das Ensemble Tetraktys hat einen Querschnitt der Chansons von Matteo nun auf CD veröffentlicht - Lieder, die sich noch um 1400 am Ideal des französischen Minnesangs orientierten, in einer Zeit also, in der Ritterlichkeit bereits zu einer reinen Floskel geworden war, die von fernen Mythen kündete. Tetraktys lässt für uns diese Welt der Musik um 1400 wiedererstehen - Musik, die später "ars subtilior" genannt worden ist wegen der verfeinerten Art der Satztechnik: eine hermetische Kunst für einen privilegierten Zirkel von Eingeweihten.

Feinsinninger Genuss

Gemeinsam mit der Sängerin Stefanie True und unter der Leitung seines Gründers Kees Boeke taucht das Ensemble Tetraktys Matteo da Perugias Chansons in eine geheimnisvolle, intime und doch taktvoll diskrete Aura - passend zur vergeistigten Art der hohen Minne, die hier zelebriert wird. Ein feinsinniger Genuss für anregende Mußestunden.

Matteo da Perugia: Chansons

Dame souvrayne
Puisque la mort
Le Firmament
Se pour loyaulment server
Puisque je sui
Dame que j'aym
Trover ne puis
Sine nomine
Se je me pleing
Belle sans per

Tetraktys

Label: Olive Music

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