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Majesté! Geistliche Musik für König Ludwig XIV.

Klangliche Prachtentfaltung zur Ehre Gottes und des Sonnenkönigs Ludwig XIV.: Eine neue CD gibt Einblick in das zukunftsweisende Schaffen des Versailler Hofkomponisten Michel-Richard Delalande.

CD-Cover "Majesté" | Bildquelle: Alpha Classics

Bildquelle: Alpha Classics

Der CD-Tipp zum Nachhören

Geistliche Musik für König Ludwig XIV.

Zwei Jahre nachdem der große Jean-Baptiste Lully im Frühling 1687 infolge eines tragischen Arbeitsunfalls gestorben war, gelang Michel-Richard Delalande ein beinahe märchenhafter Karrieresprung: Ludwig XIV., der Sonnenkönig, gewährte dem vormaligen Cembalolehrer seiner Töchter allerhöchste Gnade und berief ihn zum Superintendenten der Hofmusik. Diese Erhebung durch den kunstliebenden Monarchen hatte für den frischgebackenen Star nicht nur Geld, Ruhm und Ehre zur Folge, sondern auch ein riesiges Arbeitspensum. Vor allem war er für die Kirchenmusik in der neu erbauten Chapelle Royale in Versailles verantwortlich. Täglich wurde dort eine Messe gefeiert, für die Delalande im Laufe seiner fast vierzigjährigen Karriere bei Hofe zahlreiche geistliche Werke komponierte.

Der umfangreiche tägliche Gottesdienst in der Chapelle Royale war nicht nur öffentlicher Ausdruck der Frömmigkeit des Herrschers. Vielmehr diente die dabei aufgeführte geistliche Musik auch der Verherrlichung Ludwigs selbst und unterstrich durch die Erhabenheit der Klänge seinen absolutistischen Anspruch.

"Majesté!", also "Majestät" nennt dementsprechend Vincent Dumestre seine gelungene neue Einspielung von zwei großen Motetten und eines Te Deums von Delalande. Ein geradezu atemberaubend schön singendes Solistenquintett, das Vokalensemble Aedes und das brillant musizierende Barockorchester "Le poème harmonique" entfalten imperiale Klangpracht und versetzen den Hörer in die festlich-zeremonielle Welt des Ancien régime. Golden schmettern Trompeten, mit Grazie beschwören Blockflöten die Sphäre anbetender Engel herauf.

Delalandes Musik ist moderner als die seines Vorgängers Lully, stilistisch internationaler und bereits viel stärker den kommenden Entwicklungen des 18. Jahrhunderts verpflichtet. Er weiß genau, wie man die spirituelle Atmosphäre tief empfundener Frömmigkeit erzeugt, wie man mit dramatischer Düsternis die bangen Seelen aufrüttelt und mit auftrumpfender Pracht beweist, welcher Lichtglanz dem himmlischen und zugleich auch dem weltlichen Herrscher gebührt.

Der Sonnenkönig war zufrieden und entließ den Komponisten lebenslang nicht aus seiner Gunst. Die posthum erschienene Druckausgabe der Motetten zeigt Delalandes Porträt, darunter steht wie ein erklärendes Motto seines gesamten Lebenswerks: "Lalande verdankt seine Gesänge zwei Gottheiten: Apollo bildete ihn aus, doch Ludwig inspiriert ihn."

Majesté

Michel-Richard Delalande: Motetten, Te Deum
Ensemble Aedes, Le Poème Harmonique, Leitung: Vincent Dumestre

Label: Alpha Classics

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 2. September 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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