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CD - Hervé Niquet Requiems für Louis XVI & Marie Antoinette

Cherubini & Plantade: Requiems pour Louis XVI & Marie Antoinette | Bildquelle: Alpha Classics

Bildquelle: Alpha Classics

Der CD-Tipp zum Nachhören

Als 1815 in Frankeich die Monarchie zum zweiten Mal restauriert wurde, da bedurfte es auch symbolischer Gesten. Die Kathedrale von St. Denis wurde extra renoviert und die sterblichen Überreste von Ludwig XVI. und seiner Frau Marie Antoinette hierher überführt. Aus diesem Anlass erklang Anfang 1816 ein feierliches Requiem, komponiert von dem gerade zu einem Superintendenten der Chapelle Royale ernannten Luigi Cherubini.

Größter lebender Komponist

Cherubini, dieser Italiener mit französischem Pass, verschmolz französische Oper, Wiener Klassik und die Polyphonie der Renaissance zu einem ganz eigenen Personalstil. Von Beethoven wurde er mehrfach als größter lebender Komponist bezeichnet und speziell das erste Requiem in C-Moll wollte Beethoven als Vorbild nehmen, sollte er selbst je ein Requiem schreiben. Dieses hervorragende Werk gewinnt in der Interpretation von Hervé Niquet und seinem Concert Spirituel trotz aller Eindringlichkeit eine ungewöhnliche Frische und Lebendigkeit, die jeden Anflug einer plump wuchtigen Wirkung vermeidet.

Der außerordentliche Reichtum an originellen Ideen, die souveräne Handhabung des Orchesterapparats ebenso wie die herausragende formale Gestaltung, die konzentrierten Chorpartien, die in ihrer Geschlossenheit und verinnerlichten Textausdeutung durch keine Solo-Stimmen "gestört" werden - all das wird uns hier auf eine geradezu exemplarische Weise vorgeführt. Einmal mehr wird deutlich, wie gut die Originalklangästhetik gerade auch dem Repertoire des 19. Jahrhunderts tut.

Französischer Chor alten Stils

Diesem hervorragenden, aber selten gespielten Meisterwerk stellt Hervé Niquet kontrastierend ein weiteres Requiem von Charles-Henri Plantade gegenüber. Eine sinnfällige Kombination, denn von ihm stammt das ebenfalls ohne Solisten auskommende Requiem zum 30. Todestag von Marie Antoinette im Jahr 1823. Plantade greift dafür gezielt auf einen typisch französischen Chor alten Stils zurück, der nur eine Frauenstimme mit drei Männerregistern kombiniert. Im Grundton weicher und melodischer, entfalten, wie im Dies Irae, kantige Schroffheiten ihre Wirkung.

Dieses Werk ist eine kleine Entdeckung, wenn es auch nicht an die Qualitäten Cherubinis heranreicht. Ein Requiem-Doppelpack mit Referenzcharakter.

Cherubini & Plantade: Requiems pour Louis XVI & Marie Antoinette

Luigi Cherubini, Charles-Henri Plantade
Requiem C-Moll, Requiem D-Moll
Le Concert Spirituel/Hervé Niquet
Label: Alpha Classics

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