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CD - Johann Gottlieb Janitsch Neuentdeckungen mit "Tempesta di Mare"

Das Ensemble "Tempesta di Mare" hat Schätze aus der Musikaliensammlung von Sara Levy, der Großtante von Felix Mendelssohn Bartholdy, ausgegraben: Kammer- und Orchesterwerke des preußischen Hofmusikers Johann Gottlieb Janitsch.

CD-Cover: Johann Gottlieb Janitsch - Rediscoveries from the Sara Levy Collection | Bildquelle: Chandos

Bildquelle: Chandos

Um 1730 war das Verhältnis zwischen dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. und seinem Sohn Friedrich auf einen eisigen Tiefpunkt gesunken. Der musische Friedrich versuchte vor den Torturen einer militärisch-strengen Erziehung zu fliehen, wurde erwischt und wäre fast von seinem eigenen Vater zum Tode verurteilt worden. Um weitere Eskalationen zu vermeiden, zog sich Friedrich auf das Landschloss Rheinsberg zurück und scharte dort eine Riege herausragender Musiker um sich, die später den Kern seiner Hofkapelle bildeten. Neben Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Joachim Quantz und den Gebrüdern Graun gehörte dazu ein junger Violone-Spieler namens Johann Gottlieb Janitsch, der auch komponierte.

Musik für die Salons

Der Musik von Janitsch widmet sich die neue CD von "Tempesta di Mare" aus Philadelphia, einem der derzeit besten Originalklang-Ensembles aus Übersee. Im Zentrum stehen - neben einer Ouvertüre für Doppelorchester - Sonaten für drei Stimmen und Basso continuo. In diesen Quartetten spielt Janitsch hintersinnig mit verschiedenen musikalischen Sphären. So holt er etwa im "Quatuor con Stilo di Recitativo" - ein Fremdsprachengenie war Janitsch nicht - die Welt der Opernbühne in die Salons des Berliner Großbürgertums.

Mit Fingerspitzengefühl

Die Stilvielfalt und Kunstfertigkeit in den Sonaten von Janitsch entfalten die "Tempesta di Mare" Chamber Players mit Fingerspitzengefühl. Dass wir uns heute überhaupt ein Bild von diesen einfallsreichen Werken machen können, verdanken wir einer schillernden Frau des Berliner Kulturlebens: Sara Levy. Die Großtante von Felix Mendelssohn Bartholdy war Tochter und Gattin einflussreicher Berliner Bankiers. Wilhelm Friedemann Bach unterrichtete die versierte Cembalistin in ihrer Jugend. In späteren Jahren war ihr Salon ein Treffpunkt von Musikern, Literaten und Gelehrten. Ihre umfangreiche Musikaliensammlung vermachte sie der Berliner Singakademie - ohne ihren Sammeleifer wäre das Bachwerkeverzeichnis ungleich schmäler.

Hörgenuss

Nachdem die Musikbibliothek der Singakademie im Zweiten Weltkrieg verschollen war, kehrte sie erst 2001 wieder nach Berlin zurück. Die neue CD des Ensembles "Tempesta di Mare" ist ein weiterer Baustein in der Erschließung dieses Repertoires - darüber hinaus aber auch ein großer Hörgenuss.

Johann Gottlieb Janitsch - Rediscoveries from the Sara Levy Collection

Tempesta di Mare
Label: Chandos

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. Januar 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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