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CD - Pablo Heras-Casado dirigiert Mendelssohn - Symphonien Nr. 3 und 4

Pablo Heras-Casado ist ein Multitalent: Er kennt sich mit historischer Aufführungspraxis genauso aus wie mit zeitgenössischer Musik. Er genießt es, mal bei den Spezialensembles, mal bei den großen Symphonieorchestern am Pult zu stehen. Beim Freiburger Barockorchester ist er eine Art "Artist in Residence" – mit ihm hat er bereits Werke von Schubert und Schumann eingespielt. Nun folgen Mendelssohns "Schottische" und "Italienische" Symphonie.

Pablo Heras-Casado dirigiert Mendelssohn | Bildquelle: Harmonia Mundi

Bildquelle: Harmonia Mundi

CD-Tipp 11.04.2016

Pablo Heras-Casado dirigiert Mendelssohn

Federleicht, frisch und pulsierend – so hat man Mendelssohns "Italienische" Symphonie schon lange nicht mehr gehört. Und das will etwas heißen bei einem derart bekannten, populären, ja abgespielten Stück. Das Faszinierende an der Neuaufnahme des Freiburger Barockorchesters ist der glasklare, vibratolose Klang der Originalinstrumente. Manchmal entstehen orgelartige Klänge. Das verschafft etwa dem gemessen schreitenden zweiten Satz eine sakrale Aura von eigentümlicher Leere. 

Dämonisch statt lustig

Pablo Heras-Casado lässt melodische Bögen organisch ausschwingen und hält Mendelssohns Musik vital im Fluss, ohne je in verhetzte Tempi zu verfallen – eine Unsitte in der Alte Musik-Szene. Dabei achtet Heras-Casado auf messerscharfe Artikulation und rhythmische Prägnanz, was natürlich vor allem dem abschließenden Saltarello zugute kommt. Wie eine Teufelsaustreibung klingt dieser Karnevalstanz bei den Freiburger Musikern – aber Heras-Casado lässt es nie brutal krachen, sondern verhilft auch dem Mendelssohn‘schen Elfenreigen zu seinem Recht. Was der Komponist selbst an diesem dämonischen Satz so "lustig" fand, bleibt schleierhaft. In der "Schottischen" Symphonie dominieren dann fahle Klangflächen, die für verhangene Landschaften stehen. In beiden Symphonien hat der junge Mendelssohn Reiseeindrücke verarbeitet, ohne je platt zu illustrieren.

Weg mit den Klischees!

Ohne jegliche Sentimentalität gelingt Heras-Casado und seinen famosen Mitstreitern eine zu Herzen gehende Innigkeit und Wehmut, die alle lieb gewonnenen Mendelssohn-Klischees abschüttelt. Der trockene, kristalline Klang dieser CD bildet in seiner fein abgestuften Dynamik filigrane Detailarbeit ebenso ab wie die grandiose Wucht des Trauermarschs in der "Schottischen". Pablo Heras-Casado und das Freiburger Barockorchester nehmen uns auf ein Hörabenteuer mit, das Laune macht und Mendelssohns Musik neu erleben lässt!

Pablo Heras-Casado dirigiert Mendelssohn

Felix Mendelssohn Bartholdy:
Symphonie Nr. 3 a-Moll op. 56 “Schottische”
Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90 “Italienische”
Freiburger Barockorchester
Leitung: Pablo Heras-Casado
Label: Harmonia Mundi

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