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CD - Ingrid Jacoby spielt Mozart - Klavierkonzerte

Auf der Homepage der Pianistin Ingrid Jacoby erfährt man nicht allzu viel über ihren Werdegang. Immerhin, dass sie in direkter Linie von Prinz Louis Ferdinand abstammt, dem Beethoven sein drittes Klavierkonzert widmete. Und dass sie nach Wettbewerbserfolgen in ihrer amerikanischen Heimat nach England übersiedelte und von dort aus weltweit konzertiert. Bei uns ist Ingrid Jacoby noch ein Geheimtipp – das dürfte sich allmählich ändern, denn auch auf der dritten Folge ihrer Erkundungen der Mozart-Konzerte vermag sie voll und ganz zu überzeugen.

CD-Cover:  Ingrid Jacoby spielt Mozart | Bildquelle: ICA Classics

Bildquelle: ICA Classics

CD-Tipp 27.04.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Spielerisch tastet sich Mozart als Kind zur noch jungen Gattung des Klavierkonzerts vor. Gerade mal elf war Wolfgang Amadeus, als er aus Cembalo-Sonaten vorklassischer Kleinmeister vier Pasticcio-Konzerte arrangierte. Er stellte je drei Sätze aus unterschiedlichen Werken zusammen, versah den Solopart mit einer Streicherbegleitung, fügte Orchestereinleitungen und Zwischenspiele hinzu – und fertig waren diese frühen Fingerübungen. Wieviel Anmut, Charme und Ausdruckskraft zum Beispiel schon im F-Dur-Konzert KV 37 stecken, beweist Ingrid Jacoby mit der Academy of St Martin in the Fields auf ihrer neuen Mozart-CD. Es ist ihr unverwechselbarer, glasklarer Anschlag, der auch die dritte Folge ihres Mozart-Projekts zum Ereignis macht. Natürlich kommen diese Qualitäten vor allem den reifen Kompositionen wie dem G-Dur-Konzert KV 453 zugute, in dem Freude und Traurigkeit eng beieinander liegen.

Ohne Gefühlsduselei

Höhepunkt der CD ist das populäre d-Moll-Konzert KV 466, das mit seiner romantischen Ausdruckswelt auf den düsteren "Don Giovanni" vorausweist. Umso überraschender wirkt die vermeintliche Harmlosigkeit der zentralen B-Dur-Romanze, die Ingrid Jacoby völlig unprätentiös, berückend schlicht und innig spielt. Neville Marriner, der zum Zeitpunkt der Aufnahme 2014 bereits 90 Jahre alt war, ist seinem mit der Londoner Academy jahrzehntelang erprobten Mozart-Stil treu geblieben: Blitzblank poliert wirkt der Wiener Klassiker bei ihm, immer noch phänomenal frisch und agil bei rundum ausgewogenen Tempi. Zwar klingt der Steinway unter den Händen von Ingrid Jacoby manchmal hart und perkussiv. Aber mit ihrem markanten Anschlag, der an Friedrich Gulda erinnert, stellt sie die wahre Größe von Mozarts Musik heraus.

Ingrid Jacoby spielt Mozart

Wolfgang Amadeus Mozart:
Klavierkonzert Nr. 17 G-Dur KV 453
Klavierkonzert  Nr. 20 d-Moll KV 466
Klavierkonzert Nr. 1 F-Dur KV 37 (nach Sonatensätzen von Hermann Friedrich Raupach und Leontzi Honauer)
Ingrid Jacoby (Klavier)
Academy of St Martin in the Fields
Leitung: Sir Neville Marriner
Label: ICA Classics

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