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Die bittersüße Altstimme von Nathalie Stutzmann ist einzigartig und bezaubernd. Zusammen mit ihrem Kammerorchester Orfeo 55 widmet sich die Französin den berühmten "Arie Antiche", die Alessandro Parisotti im 19. Jahrhundert sammelte. Italienische Barock-Arien at its best.

Bildquelle: © Erato

Der CD-Tipp zum Nachhören

Die Italienerin Sara Mingardo und die Polin Ewa Podleś zählt man zu den besten lebenden Altistinnen weltweit - und das völlig zu Recht. Aber die schönste Altstimme von allen hat ohne Zweifel die Französin Nathalie Stutzmann. Um ihr unverwechselbares Organ zu beschreiben, greifen die Kritiker gerne zu kulinarischen Vergleichen wie etwa die schokoladenmetaphernselige WELT, wenn sie schreibt: "Eine Stimme in Zartbitter … ein volltönendes Mocca-Organ, dunkel wie die Nacht und bittersüß." Und nicht nur die bittersüße Schönheit ihrer Alt-Stimme zeichnet die Sängerin aus. Nathalie Stutzmann hat einfach alles: eine vollendete Technik, eine natürliche Leichtigkeit, eine große Farbigkeit sowie Wärme und Emotionalität, die ihres gleichen sucht.

Auswahl aus den berühmten "Arie Antiche"

Dazu kommt, dass Nathalie Stutzmann auch eine hervorragende Dirigentin ist und mit ihrem 2009 gegründeten Kammerorchester Orfeo 55 schon zwei grandiose, zum Niederknien schöne Barock-Alben mit Vivaldi- und Händel-Arien herausgebracht hat. Dabei singt und dirigiert Nathalie Stutzmann gleichzeitig. Ihr neuester und dritter Streich mit Orfeo 55 heißt "Quella Fiamma" und enthält eine Auswahl aus den berühmten "Arie Antiche", die Alessandro Parisotti Ende des 19. Jahrhunderts bearbeitet und herausgegeben hat, als sich kaum noch jemand für barocken Gesang interessiert hat. Nathalie Stutzmann singt diese Arien von Cavalli, Porpora, Händel, Scarlatti und Co. nicht in Parisottis Klavierbearbeitungen, sondern historisch informiert in der originalen Orchesterbegleitung, was so manche Recherche in den Musikarchiven mit sich brachte.

Köstlich wie Schokolade

Manchmal fragt man sich wirklich, wann Nathalie Stutzmann eigentlich Atem holt. Egal ob temporeich oder langsam fließend, verliebt oder kämpferisch, traurig oder feurig, die von dieser Altistin interpretierten antiken Arien sind allesamt ein Hörgenuss. Und das von ihr geleitete Orfeo 55 Barockorchester begleitet diese Mustersammlung italienischer Arienkunst ebenso einfühlsam wie originell. Ein Album so köstlich wie eine edle Zartbitterschokolade.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 21. Januar 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK