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Filmtipp "Lampenfieber" Alles geben für die Bühne

Die Berlinale ist weiblicher geworden: Sieben der siebzehn Filme wurden von Regisseurinnen gedreht. So auch die Film-Doku "Lampenfieber". Regisseuerin Alice Agneskirchner begleitet junge Talente vom Casting bis zur Aufführung der Kinder-Show "Spiel mit der Zeit" im Jahr 2017 im Berliner Friedrichstadt-Palast.

Lampenfieber | Bildquelle: © Gebrüder Beetz Filmproduktion

Bildquelle: © Gebrüder Beetz Filmproduktion

In einer der ersten Szenen von "Lampenfieber" erzählt Nick seinen Mitstreitern, wie er das Casting im Berliner Friedrichstadt-Palast erlebt hat. Eben war der rothaarige Junge mit dem pausbäckigem Sommersprossengesicht noch beim Vorsingen. Jetzt sitzt er draußen im Cafe um die Ecke, entspannt beim Schokoladeneis und freut sich, dass er dabei ist.

Klartext beim Casting

Lampenfieber | Bildquelle: © Gebrüder Beetz Filmproduktion Bildquelle: © Gebrüder Beetz Filmproduktion Aus 280 Kindern besteht das junge Ensemble des Friedrichstadt-Palasts Berlin, 30 können pro Jahr aufgenommen werden. Nick ist einer von fünf Kandidaten, die die Regisseurin Alice Agneskirchner in ihrer Doku begleitet – vom Casting im Frühjahr bis zur Premiere der Kindershow "Spiel mit der Zeit" im November 2017. Mit sensiblem Gespür für die jungen Protagonisten zeigt "Lampenfieber" sehr unverhohlen, wie auch mal Klartext geredet wird: Wenn zum Beispiel die liebevoll-strenge Ensemble-Direktorin, Christina Tarelkin, im Gespräch den Eltern und ihrem Kind keine große Hoffnung macht.

Die Anspannung bleibt groß

Mit ihren klug ausgewählten Protagonisten zwischen sieben und 16 Jahren zeigt Alice Agneskirchner, dass es keineswegs nur Kinder aus besser gestellten Familien sind, die im Friedrichstadt-Palast als Talente die Nase vorn haben. Alexandra zum Beispiel, die sich in der Produktion mit Spitzenkleid und Perücke zu einer Figur des Barockzeitalters verwandelt, hat mit dreizehn Jahren ihre krebskranke Mutter verloren. Jetzt ist sie 16 und gibt alles – in Gedenken an sie.  

Zart, berührend, sehenswert

Lampenfieber | Bildquelle: © Gebrüder Beetz Filmproduktion Bildquelle: © Gebrüder Beetz Filmproduktion Doch auch wenn man es ins Ensemble geschafft hat, bleibt die Anspannung groß. Zum Beispiel für den 13-jährigen Oskar: Die Haare hat er wie ein Punker mit Gel gestylt. Mit kecken, frechen Augen blickt er in die Kamera. Aber morgens in die Schule gehen, die Nachmittage im jungen Ensemble Friedrichstadt-Palast verbringen und nachts Videos für die wachsende Social-Media-Gemeinde produzieren? Das macht müde und hat Folgen: Schlafen in der Schule, abfallende Leistungen. Das gefällt weder den Eltern noch den verantwortlichen Pädagogen. Einen Monat vor der Premiere im Friedrichstadt-Palast ist keine Zeit mehr für große Hänger. Und auch hier ist die Kamera nahe dran, wenn die Assistentin des künstlerischen Betriebs ihrem Ensemble ins Gewissen redet. Virtuos agiert Alice Agneskirchner hinter der Bühne mit der Kamera und holt ungemein viel Persönliches, auch Schicksalhaftes, ans Licht. Auch das macht ihren Film "Lampenfieber" so zart, so berührend und so sehenswert.

Sendung: "Allegro" am 13. Februar 2019 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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