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Neue Studie zu Chören in der Coronazeit Die Chöre leiden unter der Pandemie

Die Chöre leiden, die Folgen der Coronapandemie sind schwer. Schon lange befürchten viele Menschen einen coronabedingten Rückgang der Chorlandschaft. Nun hat eine großangelegte Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt genau das bestätigt.

Chöre an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt | Bildquelle: BR

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(Bild: Chorprobe an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt)

"Das Ergebnis war überwiegend negativ. Ein Teil der Chormitglieder ist momentan nicht aktiv, und es ist die Frage, ob der wieder reaktiviert werden kann", sagt Kathrin Schlemmer im Interview mit BR-KLASSIK. Sie ist Professorin für Musikwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und Leiterin der Studie. Insgesamt 4.300 Chöre in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden befragt. Das Forscherteam interessierte sich dabei vor allem für die Entwicklung der Mitgliederzahlen, die Proben- und Konzertsituation, das psychische und musikalische Befinden der Mitglieder, aber auch für die finanzielle Lage und die Zukunftsperspektive. Das Ergebnis ist erschreckend. Über die Hälfte aller befragten Ensembles befürchtet, nach der Pandemie nicht wieder auf die frühere Besetzungsstärke zurückzukommen.

Nachwuchschöre leiden besonders

Besonders groß ist diese Angst bei Kinder- und Jugendchören. Dort ist die Fluktuation von vorneherein deutlich größer, weshalb die Schäden spürbarer sind, berichtet Kathrin Schlemmer: "Es sind über zwölf Prozent der Chöre, die momentan mangels Mitgliedern gar nicht proben können." Ob sich diese je wieder erholen oder der Chorlandschaft bald über ein Achtel der Nachwuchschöre fehlt, bleibt fraglich. Kreativität kommt leider nur schwer dagegen an. Obwohl viele Chöre ihre Proben in den digitalen Raum oder ins Freie verlegen und in kleineren Gruppen singen, lässt sich meist nur ein Teil der Mitglieder halten.

Es sind über zwölf Prozent der Chöre, die momentan mangels Mitgliedern gar nicht proben können.
Kathrin Schlemmer

Das fehlende Miteinander

Chorprobe findet wegen Corona draussen statt | Bildquelle: picture-alliance/dpa Chorprobe findet wegen Corona draussen statt | Bildquelle: picture-alliance/dpa Doch es sind nicht nur die fehlenden Mitglieder, die den Chören zu schaffen machen. Es fehlt vor allem der soziale Aspekt, so Schlemmer im BR-KLASSIK-Interview: "Immer wieder wurde betont, wie stark die Mitglieder darunter leiden, nicht singen zu dürfen. Es geht den Chorsängern um das gemeinsame Singen und nicht darum, irgendeine Form von Probe abzuarbeiten." Doch das ist vor dem Bildschirm nur schwer möglich. Neben dem gemeinsamen Singen fehlt außerdem auch das gesellschaftliche Beisammensein: "Das besteht ja bei Chören auch darin, dass sie sich nach der Probe zusammensetzen und austauschen, dass sie so eine Gemeinschaft bilden", meint Kathrin Schlemmer.

Lösungen sind schwierig

Das Verständnis der Chorsängerinnen und Chorsänger für die Situation ist da. Lösungen zu finden, ist hingegen schwierig. Helfen würde finanzielle Unterstützung, denn durch die Situation brechen den Chören sämtliche Konzerteinnahmen weg. Ohne diese können viele ihren Chorleiterinnen und Chorleitern möglicherweise bald kein Geld mehr bezahlen. Für die Proben selbst sieht Schlemmer eine Zukunftsperspektive vor allem in Tests und Impfungen: "Wir haben eine sehr große Bereitschaft wahrnehmen können, dass man mit einem Testkonzept jetzt schon wieder ins Proben kommen könnte. Aber eine möglichst schnelle Impfung würde uns allen helfen, sodass wir dann nicht nur singen könnten, sondern auch wieder ein Publikum in unsere Konzerte lassen dürfen."

Sendung: "Leporello" am 4. Mai 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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