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Joseph Bastian beim Bayerischen Staatsorchester Zwischen den Klangwelten

Gibt es das eigentlich: den deutschen oder den französischen Klang? Der französische Dirigent Joseph Bastian meint ja – aber es komme doch auf die Vielfalt an. Die zeigt er jetzt bei seinem Debüt beim Bayerischen Staatsorchester.

Dirigent Joseph Bastian beim Finale Trompete - ARD Musikwettbewerb 2018 | Bildquelle: © Daniel Delang

Bildquelle: © Daniel Delang

BR-KLASSIK: Herr Bastian, wenn man zum ersten Mal vor einem Orchester steht, was muss man machen, um sofort Konzentration, Aufmerksamkeit, Autorität auszustrahlen?  

Joseph Bastian: Also begrüßen ist das Erste was passiert. Und eigentlich am liebsten immer so wenig wie möglich sprechen – und dann Musik machen. Und dann merkt man sofort, ob das funktioniert, ob das Orchester auch richtig reagiert und antwortet. Und dann, wenn man eine große Freude an der Musik hat, dann läuft das normalerweise ganz gut.

Konzerte mit dem Bayerischen Staatsorchester

Joseph Bastian dirigiert die Akademiekonzerte im Nationaltheater am 7. und 8. Oktober. Solist des Abends ist Cellist Maximilian Hornung. Weitere Infos finden Sie hier.

BR-KLASSIK: Es gibt ja sowieso zwei Herangehensweisen ans Proben. Die einen reden viel, die anderen zeigen nur. Was ist Ihr Weg?

Joseph Bastian: Ich versuche, einen Mittelweg zu haben, das "Nur-Zeigen" ist immer ein bisschen schwierig. Wenn man ein ganz alter Dirigent ist und alles zeigen kann - das ist natürlich schön. Aber es impliziert auch, dass das Orchester das Stück schon sehr gut kennt. Und gerade das Repertoire, was wir proben beim Staatsorchester, ist nicht unbedingt ein Standardrepertoire. Das heißt, dass ist nicht ein Stück, was man sowieso schon im Ohr hat. Deswegen muss man – leider – auch ab und zu reden. Und gerade bei französischer Musik gibt es immer unendlich viele Details, die man besprechen muss, damit das alles in eine einzige Richtung geht und nicht jeder irgendetwas macht.

BR-KLASSIK: Gibt es das eigentlich, einen deutschen Klang, einen französischen Klang? Sollte nicht ein gutes Orchester vielsprachig sein? Sie sind jemand, der als Posaunist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks natürlich die deutsche Tradition mit aufgesogen hat. Aber Sie kommen aus Frankreich.

Joseph Bastian: Man kann es schon so beschreiben, gerade bei so einem altehrwürdigen Orchester wie dem Staatsorchester: Man hört ihn sehr deutlich diesen wunderschönen deutschen Klang.

BR-KLASSIK: Wie ist der?

Joseph Bastian: Der ist dunkel, weich, sehr elegant. Das gefällt mir immer wahnsinnig, wenn ich in Deutschland bin. Das ist einfach ein eleganter Klang.

BR-KLASSIK: Stimmt es, dass der französische Klang ein bisschen schärfer ist, heller?

Joseph Bastian: Es kommt letztendlich darauf an, wie man spielt. Man soll ja alle möglichen Stilrichtungen spielen können. Ein französisches Orchester klingt vielleicht ein bisschen heller, aber es ist nicht zwangsläufig so, dass die Musiker dann dafür härter oder weniger weich spielen können als ein deutsches Orchester. Ganz im Gegenteil. Also die Vielfalt an Farben muss man haben, natürlich. Das ist gerade heutzutage Pflicht mit dem ganzen Repertoire. Der Klang, den man auch gerne genießt, ist eine Sache, aber damit was zu machen, ist eigentlich fast das Wichtigste.

BR-KLASSIK: Man hat natürlich immer einen Bonus, wenn man schon bekannt ist, dann sind die Leute erst mal ruhig. Sie haben diesen Namen noch nicht - oder: Sie erarbeiten sich den gerade im Augenblick. Merken Sie, dass Orchester Sie schon anders empfangen, wenn Sie jetzt bei ihnen dirigieren, als vielleicht vor fünf oder zehn Jahren?

Joseph Bastian: Die Frage kann ich erst in 50 Jahren beantworten, wenn ich sehe, wie es sich anfühlt, ein alter Dirigent zu sein. Sicher freuen sich die Musiker, wenn ein großer Name da ist. Aber ich glaube, wenn die Musiker spüren, dass man wirklich für die Musik da ist und nicht für sich oder um sein Ego zu befriedigen, dann kommen sie automatisch mit.

Sendung: "Allegro" am 6. Oktober 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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