BR-KLASSIK

Inhalt

Astor Piazzolla Erfinder des Tango Nuevo

Astor Piazzolla veränderte den traditionellen Tango Argentiniens und schuf eine neue Form: den Tango Nuevo. In seinem Heimatland nahm man ihm das damals allerdings sehr übel. Heute wäre Astor Piazzolla 95 Jahre alt geworden.

Komponist und Bandonionspieler Astor Piazzolla | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Erfinder des Tango Nuevo

Astor Piazzolla wäre heute 95 geworden

Am 11. März 1921 kam Astor Piazzolla im argentinischen Mar del Plata zur Welt. Als er vier Jahre alt war, zogen seine Eltern mit ihm nach New York. Sein Vater, der dort einen eigenen Friseursalon aufmachte, vermisste Argentinien. Er liebte den Tango und spielte Bandoneon. "Das Bandoneon war für meinen Vater sein Herz, seine Art, sich auszudrücken", erinnert sich Astor Piazzolla. Durch seinen Vater kam auch er selbst zu diesem Instrument.

Brich mit allem, bleib nicht stehen.
Vincente Piazzolla zu seinem Sohn Astor

Astor Piazzolla wurde Bandoneon-Virtuose und komponierte mehr als 300 Tangos. Zu seinen berühmtesten gehört der "Libertango", den er 1973 schrieb.

Seine Kindheit verlief turbulent. Astor Piazzolla war nicht nur der Sohn italienischer Einwanderer und ein Raufbold auf der Straße, sondern auch ein begnadeter Musiker. Aufgewachsen ist er zwischen Tango, Jazz und Gangsterbanden - und einem Nachbarn, der täglich neun Stunden Bach auf dem Klavier übte. Zunächst studierte Piazzolla klassische Musik, gewann mit seiner ersten Symphonie sogar ein Stipendium nach Paris. Seine dortige Kompositionslehrerin, die legendäre Nadia Boulanger, ermutigte ihn schließlich, der zu sein, der er war.

Vom Tango zum Tango Nuevo

"Ich hatte aufgehört, Tango und das Bandoneon zu spielen, weil es mir peinlich war", erinnert sich Astor Piazzolla. "Das war einfach Volksmusik. Und ich wollte ein ernsthafter Komponist sein." Nadia Boulanger allerdings bat ihn, ihr einen seiner Tangos vorzuspielen. Das tat er. Danach ergriff sie seine Hände und sagte: "Das ist Piazzolla." Sie riet ihn, so mit der Musik seines Landes zu arbeiten wie Bartók und Strawinsky es getan hatten.

Machen Sie etwas Neues, Wunderbares aus der Musik Ihres Heimatlandes.
Nadia Boulanger zu Astor Piazzolla

Und so entstand Piazzollas "Tango Nuevo". Dass er es gewagt hatte, den Tango zu verändern, kam in Argentinien allerdings gar nicht gut an. "In Argentinien ist das eine Todsünde. Er wurde beschimpft, angegriffen, es gab sogar Prügeleien", erinnert sich sein Sohn Daniel Piazzolla. "Mein Vater wusste sich zu verteidigen. Aber niemand wollte ihn engagieren." Astor Piazzolla experimentierte weiter: mit Jazz oder Oper, Rock oder Pop. Im Ausland konnte er ab den 1960er Jahren erste Erfolge feiern, in Argentinen erst kurz vor seinem Tod. 1992 starb Piazzolla nach einem Schlaganfall. Heute macht sich eine neue Generation in Buenos Aires daran, den Tango neu aufzumischen. Ganz im Sinne Piazzollas.

    AV-Player