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Korruption in Spanien Betrug mit Musikrechten

Ein Korruptionsfall beim spanischen Pendant der GEMA sorgt für Schlagzeilen: Die Musikrechte-Organisation soll mit staatlichen regionalen Fernsehsendern gemeinsame Sache gemacht haben. In den Nachtprogrammen liefen Stücke der vertretenen Künstler. Die Einnahmen durch die Musikrechte sollen aufgeteilt worden sein.

Paragraphen auf Notenlinien | Bildquelle: BR/ Nadja Pfeiffer

Bildquelle: BR/ Nadja Pfeiffer

Es geht um die Werke der ganz Großen: Mozart, Bach, Beethoven. Stücke, deren Urheberrechte inzwischen abgelaufen sind. Spielt sie ein Fernseh- oder Radiosender, sind also keine Gebühren mehr fällig. Doch eine Gruppe spanischer Komponisten, allesamt Mitglieder der Musikrechte-Organisation SGAE, soll diese Werke leicht bearbeitet haben.
Der Journalist Alfonso Merlos war an den Recherchen zu dem Skandal beteiligt:

Diese sehr findigen Mitglieder haben einzelne Noten von rechtefreien Musikstücken verändert.
Journalist Alfonso Merlos

Und dann haben die Komponisten einfach ihren Namen unter die entsprechenden Werke geschrieben, oder den einen Strohmanns. Das bedeutet: Die Komponisten bekamen Tantiemen, wenn die von ihnen veränderten Stücke im Radio oder im Fernsehen liefen. Und das war sehr oft der Fall: Die staatlichen Fernsehprogramme der Regionen Madrid, Baskenland und Kanarische Inseln haben nachts Musik-Dauerschleifen gesendet – vornehmlich mit den bearbeiteten Werken der SGAE-Autoren. Sie sollen mit Verantwortlichen der TV-Sender gemeinsame Sache gemacht haben – zwischen 2006 und 2011.

Die Einnahmen aus diesem Deal wurden geteilt und – das wiegt mindestens so schwer – in Steuerparadiese verfrachtet.
Journalist Alfonso Merlos

Nach spanischen Medienberichten geht es um riesige Summen Geld: Die Musikverwertungsgesellschaft nimmt pro Jahr insgesamt etwa 250 Millionen Euro ein. 70 % davon werden über die Musik-Nachtschleifen der Regionalsender generiert, wo eben hauptsächlich die bearbeiteten Stücke der Autorengruppe liefen. Der zuständige Richter wirft dem Gespann aus Komponisten und TV-Verantwortlichen vor, auf diese Weise rund 100 Millionen Euro kassiert zu haben – über fünf Jahre.

Duchsuchungen und Festnahmen

Die Polizei hat den Hauptsitz der Verwertungsgesellschaft SGAE durchsucht und 18 Verdächtige festgenommen, drei kamen auf Kaution wieder frei. Die Männer sollen an dem fragwürdigen Musik-Geschäft beteiligt sein oder davon gewusst haben. Um gegen solche Strukturen vorzugehen, hat der Vorstand der SGAE eine neue Kontrollinstanz eingerichtet, erklärt der Musiker Juan Carmona. Er sitzt im Vorstand der SGAE. Carmona stellt aber auch klar, dass bis zu einer Verurteilung die Unschuldsvermutung gelte.

Nachtprogramm geändert

Alle sieben staatlichen Regionalsender haben als Konsequenz aus dem Fall ihr Nachtprogramm geändert – es laufen keine Musikschleifen mehr. Wenn spanische Medien über den Fall berichten, schreiben viele vom Skandal der „música inaudible“, der nicht hörbaren Musik, weil sie nur nachts gelaufen ist.

Sendung: "Allegro" am 28. Juni 2017, 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK.

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