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Vorbericht – Musical "Cabaret" am Theater Hof Ein Tanz auf dem Vulkan

Vor genau 50 Jahren kam der Film "Cabaret" in die Kinos, gewann acht Oscars, machte Liza Minelli zum Weltstar. Und diese Geschichte um der Tänzerin Sally Bowles, die Anfang der 30er-Jahre ihr Leben in Berlin genießt und nichts von Politik wissen will, ist heute noch aktuell. Das Theater Hof stellt nun eine Neuinszenierung vor. Auf der Bühne steht Musical-Star Uwe Kröger, der auch Regie führt. Am 8. April kann in Hof Premiere gefeiert werden – trotz widriger Umstände.

Der Conférencier (Uwe Kröger), Kit-Kat (Sarah Kornfeld), Kit-Kat (Pablo Martinez-Garcia), Fräulein Kost (Carolin Waltsgott), Kit-Kat (Max Menendes Vázquez), Kit-Kat (Ismeria Urban) | Bildquelle: H. Dietz / Theater Hof

Bildquelle: H. Dietz / Theater Hof

Der Bericht zum Anhören

Mit dem Auftakt-Song aus "Cabaret" begrüßt Uwe Kröger als Conferencier des berüchtigten Kit-Kat-Clubs das Publikum am Theater Hof auch im übertragenen Sinn. Denn mit dem Musical gibt es fast drei Monate nach dem verheerenden Wasserschaden jetzt wieder die erste Premiere im Großen Haus. Aber nur eingeschränkt – der Großteil der Technik ist immer noch nicht repariert. Bühnenbildner Herbert Buckmiller musste sich von seinem ursprünglichen Konzept komplett verabschieden: "Ich hatte ein riesiges Bühnenbild, Drehscheibe mit neun Metern Durchmesser und konnte verschiedene Schauplätze wie Wohnungen, Gemüseladen und den Kit-Kat-Club dort unterbringen. Durch Drehungen haben wir immer neue Räume geschaffen."

Die Band ist auf ein Jazz-Trio reduziert

Doch die Vorbühne ist nur drei Meter tief – und die muss sich das Ensemble auch mit der Band teilen, die von zwölf Musiker*innen auf ein Jazz-Trio reduziert wurde. Trotzdem: "Es ist traurig, dass, was ich geplant habe, nicht zu sehen ist", sagt Herbert Buckmiller. "Aber ich fühle mich insofern gut, dass wir das Ganze gerettet haben. Es stand ja mal zur Diskussion: Können wir das überhaupt machen?"

Authentische Kostüme vom Straps bis zur Strickweste

Sally Bowles (Julia Leinweber), Der Conférencier (Uwe Kröger) | Bildquelle: H. Dietz / Theater Hof "Cabaret" in Hof: Sally Bowles (Julia Leinweber), Der Conférencier (Uwe Kröger) | Bildquelle: H. Dietz / Theater Hof Ja – es funktioniert: Eine Treppe, ein paar Lichterketten, ein Glitzervorhang und die Leuchtreklame für den berüchtigten "Kit Kat-Club" – authentische Kostüme vom Straps bis zur Strickweste. Und schon man ist mitten drin im wilden, frivolen, aber auch mal biederen Berlin Anfang der 1930er-Jahre: "Es war eine Zeit, in der alles erlaubt war, in der in Berlin das Leben genossen und viel mehr akzeptiert und respektiert wurde – mehr, als dies heute der Fall ist. Das war kurz, bevor man merkte: Oh, da tut sich was politisch. Aber der Untergang stand noch nicht spürbar vor der Tür". Sagt Regisseur Uwe Kröger, der selbst in schier endlos hohen Pumps über die Bühne wirbelt. Mit ihm konnte Hof einen der gefragtesten Musical-Darsteller Deutschlands verpflichteten – und als Regisseur knüpft er an den guten Ruf Hofs an, den sich das Ensemble um Intendant Friese mit aufwändigen Musical-Uraufführungen wie zum Beispiel "Der große Houdini" oder "Einstein" weiterarbeitet hat.

Das Theater hat wunderbare Produktionen, ist sehr mutig und traut sich etwas.
Uwe Kröger

Und das mit eigenem Ensemble. Star des Kit-Kat-Clubs ist die lebenshungrige Sally Bowles. Im berühmten Hollywood-Film war das Liza Minelli – auf der Hofer Bühne zeigt eine faszinierende Julia Leinweber die Zerrissenheit dieser Frau: mal heiß auf Sex-Abenteuer, mal hungrig nach Geborgenheit und Liebe. Ein Tanz auf dem Vulkan.     

Die Magie des Theaters

Regisseur Uwe Kröger arbeitet mit Videosequenzen, in denen die Schauspieler und Schauspielerinnen ihre Gedanken zu Stichworten wie Einsamkeit, Glück oder Henkersmahlzeit einwerfen. Mit diesem Inszenierungsansatz greift er den Satz aus der Romanvorlage von Christopher Isherwood auf. "Ich bin eine Kamera mit offenem Verschluss, ganz passiv, ich nehme auf, ich denke nicht". Und durch die Beengtheit auf der Vorbühne wirkt es noch intensiver – das elfköpfige Ensemble ist immer zu sehen, rückt nur auf Stühlen in den Hintergrund. Wie bringt es Uwe Kröger auf den Punkt? "Dadurch kriegt das Ganze eine gewisse Magie des Theaters: Man sitzt und schaut zu – und ist im nächsten Moment in der Szene und spielt mit. Einfach kommen und sich anschauen!"

Sendung: "Allegro" am 08. April 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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