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Corona-Gefahr bei Chören Vier Tote nach Chorkonzert in Amsterdam

Vier Tote und mehr als 100 erkrankte Sänger: Das war die traurige Bilanz einer Johannes-Passion des "Gemengd Koor", einem gemischten Chor in Amsterdam. Bei den Proben und dem Konzert hatte sich das Coronavirus offenbar stark ausgebreitet. Das Konzert fand am 8. März 2020 im Concertgebouw statt, kurz bevor die Konzertsäle in den Niederlanden geschlossen wurden. Entscheidend für die Ausbreitung des Virus sei jedoch nicht das Singen an sich gewesen, sagt der Experte Christian Kähler im BR-KLASSIK-Interview.

Concertgebouw Amsterdam, Konzertsaal | Bildquelle: picture alliance/imageBROKER/Hans Zaglitsch

Bildquelle: picture alliance/imageBROKER/Hans Zaglitsch

"Hier ist unsere Geschichte" schrieb der "Het Amsterdams Gemengd Koor" im Mai 2020 auf Facebook: "Die Hintergründe eines wunderschönen Konzerts mit Trauerrahmen". Der Amateurchor besteht aus 130 Sängerinnen und Sängern, etliche davon bereits älter. Das Durchschnittsalter liegt bei 50 Jahren.

Vier Tote, viele an Corona Erkrankte

In der Folge der Proben und des Konzerts starben sowohl ein 78-jähriges Chormitglied als auch drei Angehörige von Chorsängern. Viele der insgesamt über 100 erkrankten Chormitglieder mussten auf Intensivstationen behandelt werden. Auch der Dirigent Paul Valk habe schwerwiegende Symptome gezeigt, genauso wie viele Musiker des begleitenden Ensembles "Holland Orkest Combinatie". Auch die Solisten hatten sich angesteckt.

Forscher: Kleine Probenräume und zu wenig Abstand waren Infektionsgrund

Ursache für die Ausbreitung des Coronavirus beim "Gemengd Chor" sei aber nicht das Singen selbst gewesen, meint der Wissenschaftler Christian Kähler von der Universität der Bundeswehr in München auf Anfrage von BR-KLASSIK. Kähler, der am Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik Strömungen beim Singen untersucht hat, macht die Abstände bei den Proben für die Infektionen verantwortlich. Die Proben in Amsterdam hätten zu einer Zeit stattgefunden, als die Sensibilität für die Ausbreitung des Virus über Aerosol noch nicht vorhanden gewesen sei, so Kähler im BR-KLASSIK-Interview. Die Chormitglieder hätten bei den Proben eng gedrängt in kleinen Räumen gestanden. Dort habe man somit weder Abstände eingehalten, noch auf sonstige Hygienemaßnahmen geachtet.

Aus meiner Sicht sind hier Fehler im Sozialverhalten gemacht worden.
Christian Kähler, Hochschule des Bundeswehr

Mit dem Singen an sich seien die Infektionen nicht in Verbindung zu bringen, so Kähler. Natürlich spiele auch die Klimatisierung eine Rolle. Entscheidend jedoch seien die Raumgröße und die Aufstellungsart eines Chores.

Krankmeldungen häuften sich

Bereits am Tag der Generalprobe - einen Tag vor dem Konzert - hätten sich 15 Chormitglieder krank gemeldet. Die Probe habe in einem kleineren Raum stattgefunden. In den Tagen nach dem Konzert habe es eine Krankmeldung nach der nächsten gegeben - die Angst unter den Chormitgliedern sei gestiegen, heißt es in einem Bericht der niederländischen Zeitung "Trouw". Kritik an den Gesundheitbehörden wurde laut: Die Bitte, die Chormitglieder umfänglich zu testen, sei nicht ernstgenommen worden. Eine Befragung von Konzertbesuchern habe ergeben, dass im Publikum des Konzerts kaum jemand erkrankte.

Dieser Artikel wurde am 11. Mai 2020 erstmals veröffentlicht und am 5. März 2020 aktualisiert.

Kommentare (3)

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Dienstag, 12.Mai, 20:02 Uhr

Kreller Hartwig s

Sehr traurig, wie soll es weitergehen?

Dienstag, 12.Mai, 10:49 Uhr

zahn@kfddw.de

Corona - Singen

Soviel zum separaten Liederbuch.

Montag, 11.Mai, 20:39 Uhr

Schubert Klaus

Corona und die Konzerte

Ja, es ist schon traurig, dass sich soviele Sänger bei einem Konzert im concertgebow mit dem Coronavirus infiziert haben. Zu dem Zeitpunkt wusste man anscheinend noch nicht, wie gefährlich Chorsingen sein kann, voallem wegen der S und Z laute, die ja immer feucht ausgesprochen werden. Das Problem ist wohl in ganz EU land das Selbe, es gibt zu wenig Testmöglichkeiten bzw. sie werden nicht richtig eingesetzt.

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