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Neues Konzept für Chorproben Singen mit Maske

Weil die Infektionsgefahr beim Singen besonders hoch eingeschätzt wird, sind vielerorts Chorproben noch nicht wieder erlaubt. Zumindest für Berlin gibt es nun erste Empfehlungen für eine Chor-Zukunft mit Corona.

21.05.2020, Berlin: Mitglieder des Staats- und Domchores singen auf den Stufen vor dem Berliner Dom nach einem Gottesdienst anlässlich des christlichen Feiertages „Christi Himmelfahrt“. Foto: Carsten Koall/dpa | Bildquelle: picture alliance/Carsten Koall/dpa

Bildquelle: picture alliance/Carsten Koall/dpa

Schon im ersten Satz des Konzeptes des Chorverbandes Berlin wird klar: Chöre befinden sich gerade in einen schweren Situation. "Nach einer langen Abstinenz sehnen sich viele Sänger*innen nach Chorproben, die wieder gemeinsam stattfinden können", heißt es in dem Papier. Wenn auch das Chorsingen mit erhöhten Infektionsrisiken verbunden sei, könne dennoch darüber nachgedacht werden, wie ein Neubeginn der Probenarbeit aussehen könnte.

Bisher ist in Berlin, wie auch in Bayern und anderen Bundesländern, das Singen in Chören nicht erlaubt – der Berliner Chorverband will mit seinem Konzept deswegen Vorkehrungen für den Zeitpunkt treffen, an dem das Chorsingen wieder möglich ist. Das Positionspapier basiert auf den Beurteilungen von zwei Charité-Wissenschaftlern zur Ansteckungsgefahr mit SARS-CoV-2-Viren beim Singen (vom 4. Mai) und der Risikoeinschätzung einer Coronavirus-Infektion im Bereich Musik vom Freiburger Institut für Musikermedizin (vom 19. Mai).

Wir hoffen, mit unserem Positionspapier nicht nur praktische Hilfen zu geben, sondern auch bestehenden Ängsten zu begegnen und Fragen zu beantworten.
Konzept des Chorverbandes Berlin

So sehen die Empfehlungen aus

Das ernüchternde Fazit vorab: Eine einfache Lösung für Chöre gibt es nicht. Denn es ist noch nicht vollständig klar, wie Aerosole (feinste Flüssigkeitsteilchen in der Luft) in geschlossenen Räumen zu einer Infektion beitragen – gegen sie helfen auch Abstandsregeln nur wenig. Deswegen betont das Papier, sei nur von einer "Risikoreduzierung" zu sprechen. Dazu gehört, dass bei Risikogruppen, also Menschen mit Grunderkrankungen und ältere Menschen, individuell abgeschätzt werden soll, ob sie bei einer Probe teilnehmen können. Sonst sollen sie digitale Probenangebote nutzen.

Die anwesenden Sängerinnen und Sänger sollen vor der Probe die Hände gründlich waschen oder desinfizieren, beim Betreten des Raumes sollen 1,5 Meter zu anderen Menschen eingehalten werden. Ein Händeschütteln gibt es nicht, Husten und Niesen nur in die Armbeuge oder ein Papiertaschentuch. Menschen mit Erkältungsymptomen sollen zuhause bleiben.

Singen mit Maske

Die größte Herausforderung: Vor, nach und während der gesamten Probe soll ein Mund-Nase-Schutz getragen werden – also auch beim Singen. Bei einer Durchfeuchtung müssen die Masken gewechselt werden, weswegen wohl auch eine Reihe Ersatzmasken auf Vorrat gehalten werden müssten.

Während der Probe soll zwischen allen Sängerinnen und Sängern ein Abstand von mindestens zwei Metern in alle Richtungen bestehen, um zumindest Tröpfcheninfektionen zu verhindern. Wenn der Chor sich in Reihen aufstellt, sollen diese auf Lücke gestellt werden, kleineren Ensembles wird das Aufstellen im Kreis empfohlen. Die genauen Sitzpositionen sollen protokolliert werden.

Bei Chorproben in geschlossenen Räumen besteht trotz Einhaltung der Abstandsregeln das Risiko einer Virusübertragung durch Aerosole.
Konzept des Chorverbandes Berlin

Grundsätzlich empfiehlt das Konzept ein Singen im Freien – auch hier gelten die Abstandsregeln. In Räumen soll alle 45 Minuten für mindestens 15 Minuten intensiv gelüftet werden, bei hohen Decken öfter. Während des Lüftens soll der Probenraum verlassen werden. Weil trotz aller dieser Empfehlungen das Risiko einer Virusübertragung bleibt, empfiehlt der Chorverband digitale Probenalternativen über Videokonferenzen und Angebote wie Gehörbildung oder Workshops.

Letztlich entscheiden Behörden

Wenn ein Chor wieder proben will, muss er den Behörden ein eigenes Konzept vorlegen, die Empfehlungen des Chorverbandes können dabei helfen. Der Verband wartet nun auf Antwort vom Berliner Senat. Er begleitet das Papier mit einem eindringlichen Appell: "Ich entdecke an mir: Ich werde ungeduldig. Ich fühle mich im Weg zurück in die neue Normalität an den Rand gedrängt. Die Starken ziehen an mir vorbei! Das ärgert mich und macht mich wütend. … Jetzt sind wir dran – die Chöre!" Mit dem neuen Konzept könnte das bald möglich werden.

Sendung: Piazza am 6. Juni 2020

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