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Coco Schumann gestorben Swing-Legende und KZ-Überlebender

Der Jazz-Gitarrist und KZ-Überlebende Coco Schumann ist tot. Schumann starb am Sonntag im Alter von 93 Jahren in Berlin. Das bestätigte seine Plattenfirma Trikont am Montag unter Berufung auf seine Familie in München.

Der "Ghetto-Swinger" Cococ Schumann | Bildquelle: proton Musikagentur

Bildquelle: proton Musikagentur

Coco Schumann wurde 1924 in Berlin geboren, als Sohn einer jüdischen Mutter und eines nicht jüdischen Vaters. Schon als Jugendlicher entdeckte er seine Liebe zum Swing, den trommelte er zunächst am Schlagzeug, bald aber wechselte er zur Gitarre. Sein sicheres Gefühl für Rhythmus und Jazz brachte ihm schon früh erste Engagements. Ab Ende der 1930er Jahre spielte Coco Schumann in Nachtclubs und Bars, immer in Gefahr denunziert zu werden, denn was er spielte war im Nationalsozialismus verbotene Musik.

Im KZ spielt Schumann bei den "Ghetto Swingers"

Im März 1943 wurde Schumann verhaftet und kam nach Theresienstadt. In dem Propagandafilm, den Kurt Gerron dort drehen musste, ist Coco Schumann in einer Szene zu sehen, als Schlagzeuger bei der Jazzband "Ghetto Swingers". 1944 wurde er ins KZ Auschwitz-Birkenau gebracht, 1945 nach Kaufering - in ein Nebenlager des KZ Dachau. Im April wurde er von amerikanischen Soldaten befreit, nachdem er mit anderen Häftlingen auf einen Todesmarsch in Richtung Innsbruck geschickt wurde.

Unermüdlicher Jazz-Musiker

Nach dem Krieg trat Schumann unter anderem mit dem Jazz-Geiger Helmut Zacharias und dem Pianisten und Sänger Bully Buhlan auf. Er spielte im Radio und nahm Schallplatten auf. 1950 wanderte er mit seiner Familie nach Australien aus, kehrte vier Jahre später aber wieder zurück. Seine Autobiografie "Der Ghetto-Swinger" wurde 2012 als Musical an den Hamburger Kammerspielen aufgeführt. Mit dem von ihm gegründeten "Coco Schumann Quartett" trat er bis vor Kurzem noch auf.

Programmänderung auf BR-KLASSIK

Jazztime zum Tod von Coco Schumann: "Ich bin ein Musiker, der im KZ war und kein KZler, der Musik macht." Moderation und Auswahl: Beate Sampson

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