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Orchestermusiker kritisieren Daniel Barenboim Höchstleistung um jeden Preis?

Anfang Februar erschien im Online-Magazin VAN ein langer Artikel über die Macht und den Machtmissbrauch des Dirigenten Daniel Barenboim an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Rund ein Dutzend Mitarbeiter kritisiert darin den Führungsstil Barenboims - anonym. Unter Musikern hat dieser Artikel viel Wirbel gemacht, bei BR-KLASSIK sprechen nun drei von ihnen namentlich.

Dirigent Daniel Barenboim | Bildquelle: © Paul Schirnhofer / Decca

Bildquelle: © Paul Schirnhofer / Decca

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Eins vorneweg: Dies ist keine Demontage des Genies Daniel Barenboim. Alle, die wir in den vergangenen Tagen gesprochen haben, sind sich einig, dass seine musikalischen Leistungen über jeden Zweifel erhaben sind. Gleichzeitig bestätigen uns knapp zwanzig Musiker die Atmosphäre der Angst unter Daniel Barenboim, von der der VAN-Artikel berichtet. Die meisten von ihnen sind nicht bereit, uns ein Interview zu geben. Etliche sagen zunächst zu, dann wieder ab. Sie befürchten Konsequenzen. Selbst ein Musiker, der bereits in Rente ist, zieht sich wieder zurück.

Der Preis für die beste Musik ist zu hoch

Der Posaunist Martin Reinhardt spricht mit uns. Er begann 2002 als Akademist an der Berliner Staatskapelle unter Barenboim und blieb dort 13 Jahre.

Ich habe die besten musikalischen Erlebnisse meines Lebens unter Barenboim gehabt und bin dafür sehr dankbar. Aber manchmal ist der Preis, den man dafür zahlt, einfach zu hoch.
Martin Reinhardt, heute Bassposaunist bei den Kopenhagener Philharmonikern

2015 kündigt Martin Reinhardt seine feste Stelle bei der Berliner Staatskapelle. Er habe den Verschleiß seiner Kollegen durch Barenboim nicht mehr ertragen können und außerdem selbst unter Stress und Schlafstörungen gelitten. "Immer Angst zu haben, wenn man zur Arbeit gehen muss. Angst vor seinem Temperament. Manchmal war Barenboim sehr launisch, und dann kam es so aus dem Nichts, plötzliche Stimmungswechsel, oder er hat sich an jemandem abreagiert mit manchmal ganz wenig Grund, fand ich." Offiziell nennt Martin Reinhardt "persönliche Gründe" für seine Kündigung, mündlich erzählt er dem geschäftsführenden Direktor Ronny Unganz die Wahrheit. Mittlerweile spielt er bei den Kopenhagener Philharmonikern und ist dort im Orchestervorstand.

Musizieren unter Barenboim nur mit Betablockern und Antidepressiva

Auch Willi Hilgers spielt 16 Jahre unter Barenboim als Chefdirigenten: die Solo-Pauke. In seinen Gesprächen mit uns betont er: "Barenboim ist und bleibt für mich nach wie vor einer der größten Musiker, die wir auf diesem Planeten haben - vielleicht sogar der größte." Willi Hilgers selbst und etliche seiner Kollegen sagen, er sei besonders häufig von Barenboim schikaniert worden. Für den Paukisten nicht ohne Folgen.

Meine Gesundheit hat sehr darunter gelitten.
Willi Hilgers, seit 2013 Solo-Paukist an der Bayerischen Staatsoper

Willi Hilgers bekommt Bluthochdruck, kann unter Barenboim nur noch mit Betablockern spielen. Es wird schlimmer. Als ihm im Konzert die Hände beim Paukenwirbel versagen wollen, bekommt er die Diagnose: schwere Depression. "In den letzten beiden Jahren musste ich dann Antidepressiva nehmen, durch die ich wieder spielen konnte." Willi Hilgers zieht die Konsequenz, verlässt die Staatskapelle Berlin und Barenboim, tritt seinen Posten als Solo-Paukist an der Bayerischen Staatsoper an. Seitdem geht es ihm gesundheitlich gut, er nimmt keine Antidepressiva mehr.

Kleinigkeiten, die zermürben

Scheinbar sind es alles Kleinigkeiten, unter denen Willi Hilgers und etliche seiner Kollegen leiden, doch sie sind zermürbend: böse Blicke, Nichtbeachtung, Machtspielchen. Willi Hilgers sei jahrelang von Barenboim nicht beim Namen genannt worden. Er spricht den Dirigenten darauf an: "Ich habe gesagt, Herr Barenboim, übrigens: Ich heiße nicht Pauke. Ich habe einen Namen. Mein Name ist Willi Hilgers. Und dann hat er gesagt: Wissen Sie was, sind Sie nicht so sensibel. Ich sage zu Ihnen, was ich möchte."

Proben unter Barenboim

Am häufigsten wird uns davon berichtet, dass Daniel Barenboim in den Proben einzelne Musiker vorführe, sich "Zeit für einen Kollegen nimmt", wie es der Paukist Frank Zschäbitz sarkastisch formuliert. Zschäbitz spielt nur vereinzelt in Bayreuth unter Barenboim. Vor seiner Anreise wird er von den Kollegen vorgewarnt, dass der Dirigent "gefährlich ist, dass er auch bösartig werden kann." Was er erlebt, bestätigt das. Uns erzählt er, wie Barenboim einen Posaunisten im Bayreuther Festspielorchester einzeln vorspielen lässt. Immer wieder und wieder muss dieser alleine vor allen ein Motiv blasen, wird nach jedem Mal korrigiert. "Das war beim ersten Mal schon sensationell. Beim vierten, fünften Mal merkte man, dass die Kraft weggeht und der so langsam zusammenbricht." Für Frank Zschäbitz hat diese Art zu proben nichts mehr mit musikalischem Vorankommen zu tun.

Das ist reines Bloßstellen, da geht es mehr um die Sache, sich selbst darzustellen.
Frank Zschäbitz, Solo-Paukist bei den Duisburger Philharmonikern.

Wutanfälle auch im Konzert

Die Wutanfälle Barenboims seien selbst in Konzerten nicht ausgeblieben. Der Posaunist Martin Reinhardt erinnert sich an eine "Walküre" 2013 bei den Proms in London. Vor Publikum und Kritikern habe Barenboim sich im Zweiten Akt über einen Geiger aufgeregt. Ein anderes Mal habe er einen Paukisten angeschrien, erinnert sich Martin Reinhardt: "Da war Publikum dabei, so richtig, richtig laut. Und da gab's auch einen Eklat, wo der Pauker zurückgeschrien hat."

Ich rege mich auf - ab und zu. Ich sehe nichts Falsches darin.
Daniel Barenboim

Inzwischen hat Daniel Barenboim auf die Aussagen der Musiker reagiert. Seine ausfallende Art begründet er unter anderem mit seiner Herkunft: "Ich bin in Argentinien geboren, also ein bisschen lateinamerikanisches Blut ist in meinem Körper. Und ich rege mich auf – ab und zu. Ich sehe nichts Falsches darin." Den Vorwurf der Demütigungen weist Barenboim entschieden von sich: An dieser Stelle wäre eine klare Grenze für ihn, gedemütigt habe er keinen Menschen.

Barenboim, der Retter von Berlin

Daniel Barenboim ist ein mächtiger Mann. Für das Berliner Kulturleben ist es Anfang der 1990er Jahre die Rettung, als er die künstlerische Leitung der maroden Lindenoper nach der Wende übernimmt. Im Jahr 2000 erklärt ihn die Staatskapelle zum Chefdirigenten auf Lebenszeit.

Daniel Barenboim dirigiert die Staatskapelle Berlin in der Staatsoper beim Festakt im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am 03.10.2018. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Daniel Barenboim dirigiert die Staatskapelle Berlin im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am 03.10.2018 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Sein Vertrag als Generalmusikdirektor wird immer wieder verlängert, die Konditionen für Barenboim und sein Orchester sind golden. Sein Druckmittel: der Weggang. Daniel Ris ist Mitbegründer der Organisation art but fair, die sich für faire Arbeitsbedingungen von Künstlern einsetzt. Er sieht in Barenboims Macht auch ein strukturelles und politisches Problem. Natürlich hat Barenboim einen Chefposten inne, doch eigentlich könnten Orchestervorstand und Intendant ein Korrektiv sein. "In der Struktur an sich ist Herr Barenboim gar nicht allmächtig", sagt Daniel Ris. "Es gibt die offizielle Macht und die inoffizielle Macht - und er hat offensichtlich von beidem viel."       

Sonderfall Berlin

Für den Münchner Solo-Paukisten Willi Hilgers stellt sich daher im Zusammenhang mit Daniel Barenboim gar nicht die Frage, warum sich Orchestermusiker Barenboims Verhalten und Methoden überhaupt gefallen lassen. Er hat in vielen anderen Orchestern gespielt, unter anderem in Reutlingen, Mannheim und München. Seiner Meinung nach ist Berlin ein Sonderfall.

Ich habe sowas nie erlebt, und es wäre auch nicht möglich, zum Beispiel hier in München. Es wäre unvorstellbar, dass ein Dirigent so eine Macht bekommt und sein Ding durchziehen kann.
Willi Hilgers, Solo-Paukist an der Bayerischen Staatsoper

Im Bayerischen Staatsorchester, so Hilgers, würde der Orchestervorstand sofort einschreiten. Er erzählt, dass es auch bei der Staatskapelle Berlin Gespräche mit dem Vorstand gab. "Ich kann mich an Reisen erinnern, wo man ihm gesagt hat, ob er nicht ein bisschen freundlicher oder umgänglicher sein kann - und seine einzige Reaktion darauf war so ungefähr: Naja ich kann auch gehen, ich muss hier nicht bleiben." Willi Hilgers sieht darin eine starke politische Abhängigkeit des Orchesters von Barenboim, gerade in den ersten Jahren nach der Wende.

Barenboim vermutet eine Kampagne gegen seinen Verbleib in Berlin

Daniel Barenboim, den die Staatskapelle zum Chefdirigenten auf Lebenszeit gewählt hatte, sieht die Kritik an seinem Führungsstil als einen Versuch, seine laufenden Vertragsverhandlungen mit dem Berliner Senat über das Jahr 2022 hinaus zu sabotieren. "Wieso sind diese Vorwürfe bisher nicht erhoben worden, aber jetzt? Weil sie aus meiner Sicht mit einer Kampagne verbunden sind, mit der versucht wird, meinen Verbleib in Berlin zu verhindern."

Wieso sind diese Vorwürfe bisher nicht erhoben worden, aber jetzt?
Daniel Barenboim

Auf die konkreten Anschuldigungen reagierte Barenboim mit einer Gegenfrage: "Wenn ich ihn so ungerecht behandelt hätte - warum ist er dann 12 oder 13 Jahre hier geblieben? Ich bezweifle seinen guten Willen in dieser Sache". Die Staatskapelle hätte Barenboim in den letzten Tagen deutlich signalisiert, das Orchester würde zu ihm stehen, so Barenboim weiter. Er werde bleiben, "solange das Orchester mich will und ich die Kraft dazu habe".

Willi Hilgers wiederum fühlt sich durch Barenboims Äußerungen bestätigt in dem Bild, das er von dem Dirigenten hat: "Barenboim sieht seine Schuld nicht ein, er sucht sie bei mir."

Berliner Staatskapelle - ein gespaltenes Kollektiv

Die meisten Orchestermitglieder der Berliner Staatskapelle halten die Füße still. Einige versichern unseren Gesprächspartnern die volle Unterstützung, andere wollen sie von ihrem Gang an die Öffentlichkeit abhalten. Ein gespaltenes Kollektiv. Einer meldet sich kurz vor Veröffentlichung bei uns, als er erfährt, dass wir berichten: Markus Bruggaier, derzeit Hornist in der Staatskapelle Berlin, vorher auch Mitglied im Orchestervorstand. Auch er sagt, dass an den Vorwürfen was dran ist, wirbt aber gleichzeitig für Verständnis: Das, was Barenboim leiste, sei unmittelbares Resultat der bestehenden Struktur. Er vergleicht Barenboim mit anderen Dirigenten wie Claudio Abbado, Herbert von Karajan oder Sergiu Chelibidache. "Die waren alle irgendwann mal nicht gerecht und sind auch mal gegen Musiker ausfällig geworden. Barenboim ist sicher nicht der geduldigste Mensch und wird oft laut, aber die Frage ist ja, ob ein netter Opa von nebenan in der Lage ist, einen solchen Spannungsbogen aufzubauen wie Barenboim in einer Bruckner-Symphonie." Mittlerweile hat sich der Orchestervorstand in einer offiziellen Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen Barenboim geäußert.

BR-KLASSIK kommentiert

Lesen Sie hier unseren Kommentar von Bernhard Neuhoff zur Diskussion um Daniel Barenboim.

Handlungsbedarf bei der Berliner Staatskapelle

Als Vorstand hat Markus Bruggaier selten Handlungsbedarf gesehen, auch wenn es Beschwerden gab. Er sagt aber auch, dass das Orchester in großer Abhängigkeit von Barenboim steht, weil dieser die Existenz der Berliner Staatskapelle gesichert habe. "Das schweißt natürlich auch zusammen." Auf der einen Seite sei die Dankbarkeit, auf der anderen das Wissen, dass man nur zusammen stark sei. "Und ich glaube, dass das nicht so gut ist, weil das dem Orchester die Möglichkeit nimmt, sich wirklich eigenständig zu profilieren, unabhängig von der Person Barenboim." Gleichzeitig findet Markus Bruggaier, dass es richtig war, die ganzen Jahre mit Barenboim zu arbeiten. Im Hinblick auf die Kollegen, die unter Barenboim gelitten haben, sieht der ehemalige Orchestervorstand der Staatskapelle Berlin Versäumnisse bei seinem Orchester. Man solle das Gespräch suchen, und das Thema dann nicht im Sande verlaufen lassen.

Man sollte das Gespräch suchen. Ich glaube, dass Barenboim da selber auch absolut bereit ist.
Markus Bruggaier, Hornist bei der Berliner Staatskapelle

Barenboim - bereit, sich zu verändern?

In einem Interview mit dem rbb am Donnerstag signalisierte Daniel Barenboim Bereitschaft zur Selbstreflexion und Selbstkritik. Wenn das Orchester ihn dazu bringen würde, seine Charaktereigenschaften zu verbessern, wäre er nur dankbar, sagte Barenboim. Außerdem betonte er, wie wichtig ihm der Zusammenhalt mit der Staatskapelle wäre: "Das Ergebnis kann nur so gut sein, weil wir es gemeinsam schaffen. Ich schaff' das nicht alleine." Wenn das musikalische Ergebnis so positiv sei, wäre das nicht der Verdienst von nur einer Person, auch wenn diese genial sei.

Die Zeit der "Angst-Maestros" geht zu Ende

Generell bestätigen uns viele Orchestermusiker: Die Zeit der "Angst-Maestros", aus der auch Barenboim stammt, geht zu Ende, ein altes Bild bröckelt. Das Bild von Kunst, die durch Leiden entsteht, die Idee, Menschen brechen zu müssen, um sie zu Höchstleistungen zu bringen. Dieser Aspekt schwinge in der aktuellen Debatte um Barenboim ebenso mit wie die Idee vom Geniekult, findet Daniel Ris.

Dieser geniale Künstler, der auch alles darf, weil er ja genial ist. Diese Vorstellung ist überkommen.
Daniel Ris von der Initiative art but fair

Auch der Münchner Solo-Paukist Willi Hilgers hofft hier auf die Zukunft. Er sieht gerade bei Dirigenten einen Generationenwechsel: "Ich bin glücklich, wenn nur noch Dirigenten dieser neuen Generation kommen, die uns auf Augenhöhe begegnen und die uns respektvoll behandeln. Wir sind keine Maschinen, wir sind einfach Menschen."

Sendung: "Leporello" am 21. Februar 2019 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (10)

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Dienstag, 26.Februar, 20:12 Uhr

T.Schulz

Das Theater ist keine bessere Welt

Die Berichte über Barenboim sind nur insofern bemerkenswert, als sie einen Star und ein Zugpferd des Kulturbetriebes betreffen. Ansonsten sind sie Theateralltag. Jeder, der in einem der vielen deutschen Theater arbeitet, wird von solcherlei Erlebnissen berichten können. Nur an die Öffentlichkeit gelangen sie selten. Führungspositionen werden vor allem nach der Reputation der Kandidaten besetzt. Schulungen in Personalführung, in der Wirtschaft Standard, sind unüblich. Intendanten, Dirigenten und Regisseure agieren oft autoritär und machtbewußt. Deren Vorgesetzte in Ministerien haben oft keine Ahnung vom Betrieb. Probleme werden mit der Besonderheit von Theaterleuten erklärt (Künstler eben...). Flache Hierarchien sind in Deutschland traditionell selten. Auch im Theater. In Großbritannien und Skandinavien kann man erleben, wie wertschätzender Umgang im Musikbetrieb funktioniert. In Deutschland geht es darum, wer den Hut aufhat!

Dienstag, 26.Februar, 10:51 Uhr

Anton Bucek

Barenboim


Barenboim

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mit Interesse verfolge ich die Auswirkungen der Allüren des Herrn Barenboim. Er tritt als Mann der Verständigung auf und ist doch eher ein menschlicher Problemfall, zumindest für die von ihm Abhängigen.
Ich erinnere mich an sein Verhalten im Wiener Musikverein beim Neujahrskonzert, als er es ablehnte den Radetzkymarsch zu dirigieren weil es ein Militärmarsch ist und lediglich provokant während des inoffiziellen Hymne Österreichs durch die Orchesterreihen schlich. Es ist auch eine Frage der Höflichkeit gegenüber dem korrekt gekleideten Orchester und dem feierlich gedresstem Publikum mit offenem Hemdkragen den Kehlkopf wie ein Truthahn zu präsentieren. Das Erstere ist Heuchlerei eines angeblichen Pazifisten und Zweiteres Ungezogenheit, beides ist ein Ausdruck von Arroganz und Ignoranz.

Mit freundlichen Grüßen aus Salzburg

A. Bucek
Von meinem iPad gesendet

Montag, 25.Februar, 11:29 Uhr

Catweazle

Barenboim

Mir sind die Vorwürfe seit langem bekannt, da ich mit einem ehemaligen Orchestermitglied befreundet bin.
Mir stellen sich jedesmal die Nackenhaare auf, wenn ich von Barenboim als Friedensbotschafter höre.
@Magnusonius
Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel!

Samstag, 23.Februar, 23:04 Uhr

Organoklast

Genialität

Genial ist der Komponist, nicht der ausübende Künstler.

Samstag, 23.Februar, 06:10 Uhr

Cyprinus

"Orchesterklatsch"

@Magnususonius
Man soll das "tiefer hängen", weil die anderen, die auch ungerecht behandelt werden (noch) nicht wagen, sich zu äußern? Verstehe ich das falsch und Sie meinen, solange kein Wirtschaftsmagazin sich mit den Missständen in der Wirtschaft befasst, kein Sportmagazin Unmenschlichkeit im Sport thematisiert und kein Wissenschaftsmagazin sich mit Machtgehabe an Hochschulen auseinandersetzt, darf BR Klassik nicht über demütigende Dirigenten berichten. Die Aufgabe von BR Klassik ist es, über die Klassikwelt zu berichten und wenn hier unangebrachtes, demütigendes Verhalten geschieht - was weit entfernt ist davon "dem Orchester zu sagen, wo es lang geht" - dann gehört auch das dazu. Und das ist hier denkbar differenziert geschehen. Mit Gegenstimmen, mit einer Einordnung, dass Barenboim ein Beispiel von vielen ist.
Wenn man diejenigen, die Missstände aufzeigen, als Übertreiber und Hysteriker brandmarken, stabilisiert man Machtmissbrauch und legitimiert Führungsstile der Angst.

Freitag, 22.Februar, 17:06 Uhr

tigerkatze

macht

wir sollten eins bei der diskussion bedenken: es kann und darf nicht um die person von daniel barenboim gehen. es muss darum gehen vernünftig zu diskutieren, wie musikalische höchstleistungen möglich sind/sein können, ohne dass machtstrukturen eine rolle spielen und vor allem negativ ausgespielt oder gar ausgenutzt werden!

Freitag, 22.Februar, 13:42 Uhr

Susan Rahman

Barenboim

Lieber Magnususonius, nur weil es anders angeblich auch so sei, heisst das nicht, dass es so ok ist.
Es gibt oder gab auch viele Dirigenten der aelteren Generation, die nicht ein einziges mal den Ton verfehlt haben und sehr wohl die noetige Autoritaet besassen und hervorragende Ergebnisse erzielten. Das kann ich persoenlich bezeugen. Autoritaet mit Gewalt zu erzwingen ist zweitklassig; erstklassig ist , wenn man sie natuerlicherweise besitzt; wenn die Musiker von sich aus "wollen". Der Kluge Maestro weiss, wie man jemanden konstruktiv motiviert. Wenn man einen Musiker anbruellen muss, oder ihn schikanieren, dann sollte man den Beruf wechseln. Wenn man allerdings das Gefuehl hat, dieser Musiker will nicht mit mir arbeiten, oder er ist nicht gut genug, dann sollte man ihn zum Dialog auffordern. Und zwar so, dass er sich darauf vorbereiten kann, und es sollte auch als Moderator und als Schutz fuer beide Parteien ein Mitglied des Vorstands dabeisitzen.

Freitag, 22.Februar, 13:27 Uhr

Treesurf

Orchesterklatsch

Lieber magnusausonius,

auch im modernen Sport-und Wissenschaftsbereich findet bereits ein Wechsel statt, hin zu mehr Kommunikation, Begegnung auf Augenhöhe, respektvollem Umgang.
Denn es wurde erkannt, dass Menschen viel höhere Leistung zeigen wenn sie positiv motiviert sind. Vielleicht ist dies bei dir anders, aber die Mehrheit der Menschen arbeitet gerne und auch mehr als nötig, wenn das Umfeld positiv ist.
In Orchestern gibt es genügend Beispiele, in denen der Dirigent herausragend ist und trotzdem freundschaftlich respektvoll die Leute behandelt. Da kannst du dich gerne informieren.
Viele Grüsse

Freitag, 22.Februar, 08:16 Uhr

magnusausonius

Orchesterklatsch

Ein Dirigent hat einem Orchester zu sagen, wo es lang geht. Das war immer so und liegt in der Natur der Sache. Da ist nichts mit "Augenhöhe". Daran wird auch kein Generationenwechsel etwas ändern, selbst wenn unterschiedliche Temperamente unterschiedliche Ausdrucksformen finden. Wer als Musiker zu sensibel ist, sollte sich mal ansehen, wie es in anderen Bereichen zugeht, wo Höchstleistungen gefordert werden, etwa im Sport oder in der Forschung. Und wie viele Menschen in der freien Wirtschaft oder der Verwaltung leiden unter ihren Vorgesetzten psychisch und physisch, ohne dass sich gleich die versammelte Presse dieser "Causa" in Extraausgaben und Sondersendungen annähme. Man sollte das alles viel tiefer hängen. Das gilt übrigens auch und gerade für BR Klassik.

Freitag, 22.Februar, 07:43 Uhr

Bernd Schneider

Barenboims Rückzug ist überfällig

Einen Posaunisten eine Passage wieder und wieder spielen zu lassen, zeugt nicht nur von Bosheit sondern auch von Unwissenheit. Barenboim war mal ein hervorragender Pianist. Ihn mit Abbado oder gar mit Karajan zu vergleichen, ist mehr als unpassend, sind seine dirigentischen Fähigkeiten doch eher bescheiden. Es wäre für ihn an der Zeit, abzutreten um einen Neuanfang, künstlerisch und menschlich zu ermöglichen.

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