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Pariser Gericht hebt Urteil auf Künstlerische Freiheit in der Poulenc-Inszenierung
Das oberste französische Gericht hat das Urteil gegen die aktuelle Inszenierung der Oper "Dialogues des Carmélites" an der Bayerischen Staatsoper aufgehoben. Die Erben des Komponisten Francis Poulenc und des Autors Georges Bernanos, dessen Drama die Vorlage für die Oper liefert, hatten gegen die Aufführung geklagt. Ihr Vorwurf: Die Version von Dmitri Tcherniakov verfälsche die Kernaussage.
Bildquelle: Wilfried Hösl
Die Klage gegen die Inszenierung von Dmitri Tcherniakov, die im März 2010 an der Bayerischen Staatsoper Premiere hatte, war in erster Instanz abgewiesen worden. Ein Berufungsgericht sah dann aber die Urheberrechte verletzt. Diese Entscheidung wurde nach Angaben der von der Staatsoper beauftragten Pariser Anwältin nun aufgehoben.
Rettung vor Selbstmord statt Hinrichtung
Der Russe Tcherniakov hatte die 1957 uraufgeführte Oper als religiöses Psychodrama umgesetzt. Darin geht es um 16 Karmelitinnen, die während der Französischen Revolution hingerichtet werden. In der Produktion der Bayerischen Staatsoper rettet die Hauptfigur Blanche de la Force ihre Mitschwestern, die einen kollektiven Selbstmord planen, bevor sie sich selbst in die Luft sprengt. Die Erben des Komponisten und des Librettisten sind der Meinung, der Märtyrertod aller Nonnen sei zwingend szenisch umzusetzen, um die Kernaussage des Werks nicht zu entstellen.
Rechtsanwältin Judith Adam-Caumeil spricht von einer Grundsatzentscheidung zur Künstlerfreiheit:
Die Kernaussage des Werkes wurde respektiert, weil die Nonnen dazu bereit waren, zu sterben, selbst wenn sie schließlich gerettet wurden
Falls es die am Rechtsstreit Beteiligten verlangen, kann der Fall noch einmal vor ein Berufungsgericht gehen. Die Staatsoper hat mitgeteilt, die DVD der Inszenierung wieder anzubieten und die Inszenierung in der Saison 2020/21 unverändert zu zeigen.
