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Donaueschinger Musiktage 2017 - eine Bilanz Maschinenmenschen und Techno-Disco

Full House: Am 22. Oktober sind die Donaueschinger Musiktage 2017 mit nahezu ausverkauften Konzerten zu Ende gegangen. Das traditionsreiche Festival der Neuen Musik präsentierte auch in diesem Jahr wieder aktuelle Tendenzen der zeitgenössischen Musik.

Ein Besucher läuft am 21.10.2017 in Donaueschingen bei den Donaueschinger Musiktagen an Musikern vorbei, die in Container musizieren und das Werk "My mother was a piano teacher" uraufführen. | Bildquelle: Patrick Seeger / dpa

Bildquelle: Patrick Seeger / dpa

In diesem Jahr konnte das Publikum erleben, wie die Digitalisierung und zunehmende Medialisierung der Gesellschaft auch Folgen in neuen Konzertformaten zeitigt, die einiges für die Interpreten, aber auch für die Wahrnehmung durch das Publikum ändern. Die Musiker des Berliner Ensembles Kaleidoskop führten ein inszeniertes Konzert auf. Regisseur Laurent Chétouane band die neuen Auftragswerke von Dmitri Kourliandski, Sebastian Claren und Chyoko Szlavnics in ein kontrovers diskutiertes szenisches Konzept ein und machte auch das Publikum zu Mitakteuren.

Musizieren im Container

Menschen stehen am 21.10.2017 in Donaueschingen bei den Donaueschinger Musiktagen. im Fischerhaus und hören der Klanginstallation "Sol y Sombra" von Werner Cee zu.  | Bildquelle: Patrick Seeger / dpa Publikum hört im Fischerhaus bei den Donaueschinger Musiktagen der Klanginstallation "Sol y Sombra" von Werner Cee zu. | Bildquelle: Patrick Seeger / dpa Das Ictus Ensemble aus Belgien betonte die performativen Aspekte des Musikmachens in neuen Kompositionen von Francesca Verunelli, James Saunders und Hanna Eimermacher. Für Martin Schüttlers selbstreflexives Stück "My mother was a piano teacher" begab sich das Ensemble in bereit gestellte Container einer Nebenhalle. Das musikalische Geschehen war im Zuschauersaal nur durch die Audio- und Videoübertragung mit einem nicht restlos überzeugenden Film zu verfolgen. Alexander Schubert lieferte mit Mitgliedern des Pariser Ensemble Intercontemporain eine performative Tour de Force zwischen Maschinenmensch und Techno-Disco. Daneben präsentierte ein fast überreiches und bisweilen übervolles Programm Klanginstallationen von Marianthi Papalexandri, Pe Lang, Werner Cee, Serge Baghdassarians und Boris Baltschun.

"Bilder einer Ausstellung" für die Gegenwart

Doch auch Traditionsreiches gab es beim diesjährigen Festivaljahrgang. Der amerikanische Altmeister George Crumb war mit der deutschen Erstaufführung seines subtil komponierten Zyklus "Metamorphoses" für verstärktes und präpariertes Klavier vertreten. Mit ihm knüpfte er an seine legendären seit den 1970er Jahren entstandenen Klavierfolgen des "Makrokosmos" an. Auch sein Zyklus wurde in seinem Bezug auf Meisterwerke der klassisch modernen Malerei von Paul Gauguin über Paul Klee bis hin zu Jasper Johns durch Visuelles angeregt. Margaret Leng Tan war die herausragende Interpretin dieser "Bilder einer Ausstellung" für das 21. Jahrhundert.

Preis für Marton Illes

Instrumentalkonzerte bildeten den Schwerpunkt sowohl im Eröffnungs- als auch im Abschlusskonzert mit dem SWR Symphonieorchester - mit neuen Werken von Bernhard Lang, Andreas Dohmen, Bunita Marcus und Chaya Czernowin. Das SWR Symphonieorchester, das in diesem Jahr zum zweiten Mal die Orchesterkonzerte der Donaueschinger Musiktage bestritt, knüpfte an eine langjährige Tradition seines Vorgängers, des SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, an und vergab nach der Pause im vergangenen Jahr erneut wieder einen Orchesterpreis, für eine aus Sicht der Orchestermusiker herausragende Komposition, die in naher Zukunft in das Programm des Klangkörpers eingehen soll. Der Preis ging an Marton Illes für sein ausdrucksstarkes Orchesterstück "Ez-tér (Es-Raum)".

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