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Kritik - Donizettis "Liebestrank" in Leipzig Rolando Villazón zeigt Western-Oper

Einst feierte Rolando Villazón als Nemorino in Donizettis Oper "L'elisir d'amore" große Erfolge. Jetzt führte er an der Oper Leipzig in diesem Werk Regie. Sein Konzept war durchaus überzeugend – insbesondere die Darstellung der einst von ihm selbst verkörperten Rolle.

Bildquelle: Kirsten Nijhof

Die Kritik zum Anhören

Puccini erträumte sich humorlos sein "Mädchen aus dem Goldenen Westen / La Fanciulla del West" – verschmitzt tat dasselbe lange vor ihm ein gewisser Gaetano Donizetti. So jedenfalls die These des Regisseurs Rolando Villazón!

Kamerateam dreht einen Western

"The Wild, Wild Girl" lautet der Titel des Schwarzweiss-Streifens, dessen Entstehung man in seiner Inszenierung von "L'elisir d'amore" gezeigt bekommt. Ein Kamerateam fabriziert einen Western. Ausstatter Johannes Leiacker baut ein Hollywood-Studio der 40er Jahre nach: Der Sheriff residiert rechts, der Bankier links, zwischen beiden vermittelt der Barkeeper im Saloon.

Nemorino als einfacher Statist

Der Bewegungsablauf der Akteure erinnert bisweilen an Stummfilm und Slapstick. Und der Clou ist, dass Villazón die zentrale Figur, den früher von ihm selbst erfolgreich gesungenen Bauern Nemorino, zum Statisten am Filmset erklärt! Schließlich bedeutet der Name wörtlich "ein kleiner Niemand, ein kleines Nichts".

Bilder von der Inszenierung finden Sie hier.

Der begehrten Adina gegenüber fühlt dieser Mann sich minderwertig, weil die Schöne hier vom Glamour einer Film-Diva umgeben ist! Umso stärker wirkt Donizettis sentimentale Komponente, die zur Beliebtheit des "Liebestranks" beiträgt: In Leipzig lässt es sich der Pole Piotr Buczewski nicht nehmen, mit der berühmten Träne im Timbre zu zeigen, wie die Sehnsucht nach intensiven Gefühlen klingt.

Elixir oder Erbschaft - Woran liegt's?

Das Testosteron richtet sich auf Adina: in Leipzig die im besten Sinn routiniert agierende Italienerin Bianca Tognocchi. Großen Wert legt sie darauf, den inneren Kampf der Frau gegen ihre uneingestandene Liebe zu zeigen – bevor sie sich die dann doch eingesteht. Wenn sie am Schluss dem Werben Nemorinos nachgibt, bleibt allerdings auch in dieser Regiearbeit unklar, ob man das Happy End nicht als blanken Hohn einstufen muss: Die Erbschaft des verstorbenen Onkels verleiht Nemorino - ob er's glaubt oder nicht - eine Attraktivität, die ihm das ominöse Elixir nie gegeben hätte.

Szenisch wie musikalisch treffend umgesetzt

Donizetti ironisch – in diesem Bilderbogen einer Gesellschaft zwischen Schein und Sein. Da auch das Filmgenre auf seine Art prinzipiell jederzeit mit Kategorien der Täuschung jongliert, hat Villazón seine szenische Idee hier schlicht und einfach auf das richtige Stück angewandt. Und die litauische Dirigentin Giedre Slekyte bittet das Gewandhausorchester im Graben um federleichten Duktus – gut so! Donizetti trägt nun einmal die Verkleinerungsbrille eines romantischen Humoristen.

Sendung: "Allegro" am 16. September 2019 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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Montag, 16.September, 16:40 Uhr

W. Herold

Liebestrank

Ein paar dürre Sätze zu Sängern und Orchester, aber weitschweifende Ausführungen zur Inszenierung. Die Musik und deren Protagonisten spielen nur noch eine Nebenrolle, das Spektakel steht im Mittelpunkt.

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