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"Quergesang" und Attac-Chor in München Singen mit politischem Engagement

Nichts berührt so schnell und wirkt so emotional wie Musik. Die "Marseillaise" ist eines der bekanntesten Musikstücke, in denen auch politischer Aufruhr und revolutionäres Pathos liegt. Doch auch die Lieder von Bertolt Brecht oder die Internationale gehören zu den Klassikern des linken, politischen und gesellschaftskritischen Liedes. In München hält diese Tradition insbesondere der Gewerkschaftschor „Quergesang“ hoch. Gemeinsam mit dem Attac-Chor ist nun ein großes Konzert im Saal X im Gasteig HP8 geplant.

Rouget de Lisle, Marseillaise-Noten, Claude Josephe franz. Offizier, schrieb Text und Musik der "Marseillaise", 1760-1836. Notendruck, London (William Holland) 10.11.1792. - Paris, Bibliotheque Nationale. | Bildquelle: picture-alliance / akg-images | akg-images

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Montagabend im Münchner "Eine-Welt-Haus" in der Schwanthalerstraße. Hier probt gerade der Gewerkschaftschor "Quergesang". Zum Kernrepertoire gehört das Lied "Und was bekam des Soldaten Weib": Zur Musik von Hanns Eisler zeichnet Bertolt Brecht hierbei textlich die Frontlinien des Zweiten Weltkriegs nach. Zu Beginn des Liedes bekommt die Frau eines Soldaten Stöckelschuhe und Spitzen aus Prag und Brüssel. Am Ende den Witwenschleier aus Russland. Bitter hat Hanns Eisler die letzte Strophe in gleißendes Dur gesetzt.

Politische Dimension ist Chorsänger:innen wichtig

Das politische Engagement ist für die Sängerinnen und Sänger des Chors in die Arbeit eingeschrieben. Auch für Chormitglied Karin Sommer. "Ich wollte mich irgendwo politisch engagieren", sagt sie, "und ich hab mich sowieso sozialisieren lassen über Musik. Und dann habe ich mir gedacht als ich gehört habe, es gibt politische Chöre, da geh ich mal hin und schau mir das an. Und das hat mir einfach gut gefallen, auch von der Vielfalt der Lieder".

Konzert von "Quergesang" und dem Attac-Chor

"Quergesang" und der Attac-Chor treten am Freitag, 17. November 2023, gemeinsam im Saal X im Gasteig HP 8 auf. Konzertbeginn ist 19:00 Uhr. Mehr zur Veranstaltung erfahren Sie hier.

Quergesang, Chor München | Bildquelle: Quergesang Der Chor "Quergesang" bei der Probe | Bildquelle: Quergesang Das spezielle Repertoire war auch für Ferdinand Šilhanek der Grund, zu diesem Chor zu stoßen. Der gebürtige Wiener unterrichtete in München an der Musikhochschule Gesang und blickt unter dem Namen Fred Silla auf eine über 30-jährige Bühnenkarriere als Sänger zurück. Als er einen Aushang sah, mit dem "Quergesang" einen neuen Chorleiter suchte, meldete er sich. "Und was mich besonders dran interessiert hat", erzählt er, "war die Literatur, die mir bis dahin, kann man sagen, unbekannt war." Er habe schon 35 Jahre auf der Bühne gestanden, zuletzt am Gärtnerplatztheater, Brecht-Lieder oder Eisler würden da nicht gesungen. "Und diese Ecke in der Musik wollte ich ausführen, und das ist mir mit dem Chor auch gelungen, und da bin ich sehr dankbar, dass das so gut klappt."

Neue Texte auf dem Programm mit dem Attac-Chor

Es ist eine eigene Szene. Es gibt Festivals für politische Chöre, sie treten im Eine-Welt-Haus auf oder bei Kundgebungen. Das Publikum weiß, was es bekommt, es kommt wegen der Musik, aber auch wegen der politischen Botschaft. Sogar für Theaterstücke war der Chor schon engagiert, etwa beim "Konzert zur Revolution" an den Münchner Kammerspielen. Doch der Kontext ist auch hier klar gesetzt: Die Texte stehen der Musik gleichwertig gegenüber.

Für ein Konzert im Saal X im neuen Gasteig hat sich der Chor nun mit dem Münchner Attac-Chor zusammengetan. Ein großes Programm ist angekündigt: Sowohl die Klassiker stehen an als auch Neuvertextungen bekannter neuer Stücke – eine Spezialität des Attac-Chors. Das Zusammenkommen dieser beiden politischen Chöre im großen, ja beinahe klassischen Kontext, fußt für Chorsängerin und Organisatorin Karin Sommer auch wieder auf ideellen Gründen: "Ich finde es immer schwierig, wenn es Formationen gibt wie unsere beiden Chöre, die quasi eine Konkurrenz bilden. Ich sehe die Konkurrenz nicht. Ich sehe eigentlich nur das, was uns verbindet."

Sich singend positionieren - zu Klimawandel und Krieg

Also kommt man zusammen, zeigt im großen Saal und im großen Kontext politisch-künstlerische Arbeit. Zeigt alte politische Kunst, Neudichtungen oder auch Neukompositionen, die Ferdinand Šilhanek zu aktuellen Themen für den Chor schreibt. Positioniert sich singend zum Klimawandel und zu den ganzen großen Themen wie Freiheit, Krieg und Menschenrechten. Doch: "Mir ist es ganz wichtig, dass wir auch Lebensfreude ausstrahlen, dass wir auch Lust am Leben verbreiten und dass wir nicht nur sagen, wie schlimm alles ist.“

Sendung: "Allegro" am 16. November 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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