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Weltwassertag - "H²O-Orchester" aus Paraguay Mit Flaschengeige und Schlauchtrompete

Violinen aus Wasserflaschen und Trompeten aus Schläuchen - darauf spielen sie. Mit selbstgebastelten Instrumenten wollen die jungen Musiker vom Projekt "Sonidos de la Tierra" aus Paraguay auf die weltweite Wasserverschmutzug aufmerksam machen.

H2O-Instrumente aus Paraguay | Bildquelle: Sonidos de la Tierra, Paraguay

Bildquelle: Sonidos de la Tierra, Paraguay

"Wenn man diesen Kontrabass spielen will, muss man das Instrument schon einigermaßen beherrschen", sagt Noelia Riveros. "Die Saiten sind nämlich ein bisschen höher über dem Griffbrett als normal. Um einen guten Klang rauszukriegen, braucht man deswegen viel Kraft", erklärt die 22-Jährige. Der hölzerne Kontrabasshals reicht ihr bis über den Kopf. Dennoch wirkt das Instrument eher zierlich: Der Körper ist aus zwei schlanken Plastikkanistern gebaut, die man sonst von Wasserspendern kennt. Hellblau schimmern sie im Licht.

Soziales Musikprojekt "Sonidos de la Tierra"

Noelia Riveros kommt aus dem Ort Caaguazú im Osten von Paraguay, einem der wasserreichsten Länder des Kontinents. Mit 13 hat sie dort in dem sozialen Musikprojekt "Sonidos de la Tierra" angefangen, Musik zu machen. Doch in dem Projekt geht es für die Kinder und Jugendlichen aus allen Schichten der Gesellschaft um mehr als nur Musikunterricht. Es soll vor allem soziale Kompetenzen fördern. Dazu gehört das Bewusstsein für Gesellschaft und Umwelt. Warum aber in einem Land, das riesige Wasservorräte hat, ausgerechnet für den Erhalt von Wasser auf die Bühne gehen?

Instrumente aus Wasserflaschen und Eimern

"Alles hat mit einer Umweltkatastrophe angefangen", erinnert sich der Geiger Gustavo Barrientos. "Das Wasser des Ypacaraí-Sees ist gekippt. Unser wichtigster See in Paraguay war so verschmutzt, dass die Situation für Mensch und Tier gefährlich wurde. Die Leute haben sich nicht darum geschert und einfach ihren Müll hineingeworfen, und das in einem See, der für uns ein Wahrzeichen ist. Normalerweise wird er "der blaue See von Ypacaraí" genannt - sehr blau ist er jetzt nicht mehr." Gustavo Barrientos ist Geiger und spielt normalerweise als Konzertmeister oder Solist mit dem Sinfonieorchester von Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Er ist aber auch seit den Anfängen des Projektes als engagierter Musiker und Lehrer bei "Sonidos de la Tierra" dabei: "Wir haben überlegt, wie wir als Musiker etwas gegen diese Situation tun könnten und sind auf die Idee gekommen, besondere Instrumente zu bauen: aus Wasserflaschen, Kanistern, Schläuchen oder Eimern. Lauter Gegenstände, die etwas mit Wasser zu tun haben. Und dann haben wir unser erstes Konzert in der Stadt am See gegeben, wo das Problem am größten war."

Wasser muss auch auf der ganzen Welt geschützt werden.
Anna Rivas, Cellistin

Der Anklang war so groß, dass es mittlerweile rund 50 Ensembles mit sogenannten H2O-Instrumenten im ganzen Land gibt. "Wir spielen hauptsächlich populäre Stücke, die die Leute mögen", sagt die Cellistin Anna Rivas. "Aus der Klassik können wir wegen der Stimmung der Instrumente nicht zu komplizierte Stücke spielen, also auch keine Sinfonien." Doch darauf kommt es gar nicht an, weiß die Cellistin. Auch im Ausland ist man schon auf die erfinderischen Musiker aufmerksam geworden. Bis nach Los Angeles, New York, Zürich und München sind sie mit ihren Instrumenten schon gereist - auf Einladung verschiedener Organisationen. "Unsere Instrumente haben ja auch einen internationalen Namen: H2O", erklärt Anna Rivas. "Das heißt überall auf der Welt das gleiche. Und Wasser muss auch auf der ganzen Welt geschützt werden, nicht nur in Paraguay."

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