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Europäische Erstaufführung am Theater Hof Helena Citrónová, eine Liebe im KZ Auschwitz

Nach herausragenden Musical-Produktionen wie "Der große Houdini" oder "Einstein" präsentiert das Theater Hof nun eine weitere Besonderheit: die europäische Erstaufführung einer Oper – "Helena Citrónová" des thailändischen Komponisten Somtow Suchartikul. Die Oper spielt im KZ Auschwitz und erzählt die wahre Geschichte der Beziehung zwischen einer jüdischen Gefangenen und einem SS-Aufseher. Premiere ist am 29. Oktober.

Helena Citrónová | Bildquelle: Theater Hof

Bildquelle: Theater Hof

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Schon bei den ersten dumpfen Takten der Ouvertüre wird klar: Diese Oper erzählt keine romantische Liebesgeschichte. Man hört sie, sieht sie fast – Züge, die vollgepfercht mit Menschen ins KZ Ausschwitz rollen. Es geht um die Beziehung zwischen Helena Citrononva, einer 20-jährigen Jüdin aus der Slowakei, und dem gleichaltrigen Franz Wunsch, SS-Unterscharführer und Aufseher in Ausschwitz. Eine reale, aber lange Zeit unerzählte Geschichte, so Lothar Krause, Dramaturg am Theater Hof.

Eine lange Zeit unerzählte Geschichte

"Er hat sich in mich verliebt – das tat gut in dieser Hölle." So wird Helena zitiert. Sie starb hochbetagt 2007 in Israel, Franz Wunsch 2009 in Wien. Ihre schier unglaubliche Geschichte am Ort des größten Massenmords hat der thailändische Komponist Somtow Sucharitkul vor zwei Jahren in Bangkok auf die Opern-Bühne gebracht. Schnell sicherte Lothar Krause die Rechte für die europäische Erstaufführung am Theater Hof.

Regisseur Krause zeichnet zusammen mit Dirigent Ivo Hentschel und Sänger Markus Gruber auch für die deutsche Übersetzung verantwortlich. Suchartikul ist ein Multitalent - aus seiner Feder stammen unzählige Science-Fiction-Romane und auch Filmmusiken, so Krause. Er ist fasziniert von der Herangehensweise des thailändischen Komponisten, der in dem Werk auch mit Polaritäten spielt: einerseits bedient er sich der Zwölftonmusik, auf der anderen Seite kommt die Unterhaltungsmusik der Zeit wie Klezmer, Walzer, Kaffeehausmusik oder aber auch Musik der Nationalsozialisten zum Einsatz. "Ich weiß nicht, ob ein europäischer Komponist das in dieser Art und Weise verweben könnte und würde", meint Dramaturg Lothar Krause.

Er hat sich in mich verliebt – das tat gut in dieser Hölle.
Helena Citrónová

Herausforderung an Publikum und Ensemble

Der Gegensatz macht sich auch in den Chorszenen bemerkbar: In mehreren Bildern singt zum Beispiel der Hofer Theater Chor ganz beschwing, gleichzeitig spielen die Sängerinnen und Sänger die KZ-Insassen, die die Koffer der in den Gaskammern Getöteten aussortieren müssen. Widersprüchlichkeiten, Verstörungen – die Beziehung zwischen der resoluten, standfesten Jüdin Helena und dem kaltblütig mordendem und gleichzeitig zweifelndem Franz – all das wirft Fragen auf, auf die es keine klaren Antworten gibt. Besonders deutlich wird dies in den Duetten der beiden Hauptfiguren – eindrucksvoll verkörpert von Inga Lisa Lehr und Markus Gruber. Die Oper ist eine Herausforderung an Publikum und Ensemble.

Sendung: "Leporello" am 27. Oktober 2022, ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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