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Ilya Gringolts spielt Paganini in München Ritt durch die Hölle

"Sympathy For The Devil": Unter diesem Titel präsentiert das Münchner Kammerorchester ein Konzertprogramm für das Faust-Festival 2018. Der Geiger Ilya Gringolts spielt dabei ein Paganini-Konzert: "Ein unheimliches Stück, das einen durch die Hölle bringt!"

Paganini der Hexenmeister', Zeichnung von Johann Peter Lyser (1803-1870) | Bildquelle: © akg-images, picture-alliance

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Gespickt mit technischen Hexereien ist dieses erste Violinkonzert von Niccolò Paganini. Bei der Probe mit dem Münchner Kammerorchester flitzen Ilya Gringolts Finger in vertrackten Doppelgriffen und Drei-Oktav-Tonleitern über das ganze Griffbrett seines Instrumentes. Das hört man doch sofort, dass da der Teufel im Spiel ist: "Damals sind die Leute in Ohnmacht gefallen und haben zum Teil den Saal verlassen" - Ilya Gringolts lächelt, man sieht ihm die Faszination für das Paganini-Konzert an.

Leidenschaft für Paganini

Ilya Gringolts | Bildquelle: © Tomasz Trzebiatkowski Geiger Ilya Gringolts | Bildquelle: © Tomasz Trzebiatkowski Schon lange ist er dem Komponisten eng verbunden. Als 16-Jähriger gewann er 1998 den ersten Preis beim Paganini-Wettbewerb in Genua. Wo andere Virtuosen seiner Zeit mit Perfektion und Schönheit beeindrucken wollten, habe Paganini das Publikum schockiert, "mit Tönen, die teilweise so aus der Violine gar nicht herauskommen durften", sagt Gringolts.

Der Geiger, der nach seiner Ausbildung in St. Petersburg an die Juilliard School in New York ging und bei Itzhak Perlman studierte, kennt sich hörbar mit all den einst verbotenen und unbekannten Techniken aus, mit denen Paganini sich seinen besonderen Ruhm schaffte.

Bei Paganini müsse man als Geiger "das ganze chiaroscuro-Spektrum zu Geltung", also alle Kontraste zum Ausdruck bringen können, erläutert Gringolts, sonst sei man als Künstler nicht glaubwürdig. Man müsse also in der Musik das Diabolische zumindest vortäuschen können, wie ein guter Schauspieler. Allerdings müsse "die Leidenschaft nicht unbedingt gleich dem Teufel gehören". Speziell das erste Paganini-Konzert sei ein "unheimliches Stück, das einen durch die Hölle bringt."

Ilya Gringolts spielt Paganini:      

                                         

"Sympathy for the devil" - das Programm

In diesem Konzertprogramm, das das Münchener Kammerorchester für das diesjährige Münchner Faust-Festival entwickelt hat, geht es um den Gegenspieler von Faust, um mephistophelische Abgründe in der Musik. Paganinis Konzert steht neben Boccherinis Sinfonie "La Casa del Diavolo", Bachs "Musikalischem Opfer" und George Crumbs Streichquartett "Black Angels".

Mit diesem Quartett reizt auch der Amerikaner Crumb die Streichertechniken, die dem Schönklang zuwiderlaufen, aus. In seinem vom Vietnamkrieg inspirierten Werk lässt er die tremolierenden Saiten wie Moskitos klingen, während der Primarius Befehle brüllt. An anderer Stelle hört man seltsam entrückte Klänge, die entstehen, indem die Musiker mit den Bögen verschieden gefüllte Gläser anstreichen. Wie ein Echo erklingen zwischendurch immer wieder Teile aus Schuberts "Tod und das Mädchen". Kelvin Hawthorne, Bratschist beim Münchener Kammerorchester, nimmt in Crumbs Stück eine Art Seelenreise wahr - einen Weg "in die Hölle oder ins Nichts", aber schließlich auch eine Art Erlösung und eine Rückkehr zum Göttlichen.

Infos zum Konzert:

Ilya Gringolts und das Münchener Kammerorchester sind zu erleben am 22. März 2018 im Foyer der Versicherungskammer Bayern in der Warngauerstr. 30 in München. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Sendung: Allegro am 22.03.2018 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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