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Interview mit der Organistin Iveta Apkalna "Der Orgelklang soll die Menschen umarmen"

Werke von Francis Poulenc und Camille Saint-Saëns stehen bei den Münchner Konzerten am 14. und 15. März auf dem Programm. Aber, so sagt die Titularorganistin der Elbphilharmonie, es gibt noch so viel mehr Repertorie für Orgel und Orchester zu entdecken.

Iveta Apkalna | Bildquelle: Maxim Schulz

Bildquelle: Maxim Schulz

BR-KLASSIK: Die Orgel als Soloinstrument in einem symphonischen Konzert: Wie oft kommt so etwas vor?

Iveta Apkalna: In meinem Leben glücklicherweise sehr oft. (lacht) Ich bin wirklich ein sehr glücklicher Mensch und sehr dankbar, dass ich in der letzten Saison und auch in meiner nächsten Saison tatsächlich sehr viele Auftritte mit Orchestern als Solistin habe. Das freut mich riesig. Die Werke von Poulenc und Saint-Saëns, die wir auf dem Konzert spielen, sind wirklich wunderschön, es gibt aber viel mehr für Orgel und Orchester. Und ich freue mich, dass ich das alles auch meinem Publikum zeigen darf.

BR-KLASSIK: Sie sind eine gefragte Konzertorganistin. Wie ist denn das Verhältnis bei ihnen zwischen Kirchen- und Konzertsaal-Auftritten?

Iveta Apkalna: Das hat sich in den letzten Jahren sehr geändert. Vor fünf, sechs Jahren waren ungefähr die Hälfte meiner Konzerte in Kirchen (auch in kleineren Dorfkirchen) und Kathedralen. Jetzt findet tatsächlich ein Großteil meiner Konzerte in philharmonischen Sälen, auf großen Festivals und eben mit Orchestern statt. Aber ganz viele Solo-Programme als Organistin spiele ich in Konzertsälen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Konzertsäle und auch Orchester ihre Konzerte etwas rechtzeitiger planen. Kirchenkonzerte werden maximal ein Jahr im Voraus geplant. Bei Anfragen für Konzerte in Kirchen oder Kathedralen muss ich dann leider sagen, dass ich keine Zeit habe und darauf hoffen, dass es in der nächsten Saison klappt.

Für mich ist wichtig, dass mein Programm eine Geschichte erzählt.
Iveta Apkalna

Wie groß ist die Orgel? Wo steht sie? Wer hat sie gebaut?

BR-KLASSIK: Was spricht denn dafür, das Kircheninstrument Orgel im Konzertsaal zu präsentieren? Das hat ja sicher auch Konsequenzen für das Repertoire, das man spielt.

Iveta Apkalna: Auf jeden Fall. Wir Organisten beginnen die Ausarbeitung unseres Programms erst dann, wenn wir wissen, welche Orgel wir spielen werden. Das ist in erster Linie das Wichtigste: Wie groß ist die Orgel? Wo steht sie? Wieviel Hall ist in dem Saal? Wer hat die Orgel gebaut? Aber natürlich dürfen Programme in Konzertsälen meiner Meinung nach schon auch ein bisschen breiter und ein bisschen freier sein. So ein Kirchenraum setzt schon Grenzen. Darauf muss man achten. Nicht alles, was sonst gut klingt, passt auch in eine Kirche. Für mich ist aber noch viel wichtiger, dass mein Programm eine Geschichte erzählt, dass es vom ersten bis zum letzten Werk einen schönen Bogen gibt. Das Publikum soll sich nicht fragmentarisch an etwas erinnern, sondern sich wie in einem Theater oder Film fühlen. Das ist immer mein Ziel.

Fünf Orgeln gleichzeitig

BR-KLASSIK: Nun sind Sie ja auch Titularorganistin der Elbphilharmonie und haben dort ein besonderes Instrument: Die Orgelpfeifen sind auf verschiedene Ebenen verteilt. Ist das denn überhaupt gut für einen Orgelklang oder müsste der nicht eher konzentriert kommen?

Iveta Apkalna probt mit dem Symphonieorchester des BR | Bildquelle: © Peter Meisel Iveta Apkalna probt mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks | Bildquelle: © Peter Meisel Iveta Apkalna: Nein, der Orgelklang muss gar nicht so konzentriert sein. Meiner Meinung nach soll der Orgelklang in jedem beliebigen Raum einen Menschen umarmen, also von allen Seiten kommen. Viel wichtiger ist, wie die Orgel in den gesamten Raum passt. Ich habe in meinem Leben leider auch oft erlebt, dass eine Orgel ein bisschen wie ein Fremdkörper in einem Konzertsaal steht und man gar nicht das Gefühl hat, dass diese Orgel zusammen mit dem Saal geplant wurde, was tatsächlich auch öfter der Fall war. Ich glaube, der richtige Weg ist, zusammen mit dem Architekt auch diese Ästhetik zu planen, nicht nur was den Orgelklang betrifft, sondern auch das Aussehen der Orgel. In der Elbphilharmonie ist es tatsächlich so, wie Sie schon gesagt haben: Die Orgel ist 15 Meter breit, 15 Meter hoch und drei Meter tief. Das ist schon so die Größe eines Wohnhauses. Aber das ist für uns Organisten nichts Ungewöhnliches. Wir kennen auch ganz viele Kirchen, in denen man zum Beispiel am Haupt-Spieltisch sitzend gleichzeitig fünf Orgeln hören und bewältigen muss. Im Passauer Dom ist das so. Es kommt einfach darauf an, was wir mit diesen Möglichkeiten machen.

Sendung: "Leporello" am 14. März 2019 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

Die Konzerte in München

Donnerstag, 14. März 2019, 20:00 Uhr
Freitag, 15. März 2019, 20:00 Uhr

München, Philharmonie im Gasteig

Hector Berlioz:
"Le Carnaval Romain", op. 9
Francis Poulenc:
Konzert für Orgel, Streicher und Pauke g-Moll
Camille Saint-Saëns:
Symphonie Nr. 3 c-Moll, op. 78 (Orgelsymphonie)

Iveta Apkalna (Orgel)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Mariss Jansons

Live-Übertragung auf BR-KLASSIK am 15. März
Video-Livestream auf br-klassik.de am 15. März

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