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Julian Bream im Alter von 87 Jahren gestorben Pionier an der Konzertgitarre

Klassische Gitarre im Konzertsaal? Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, galt noch im Nachkriegsengland als Kuriosum. Das zu ändern, hatte sich der Brite Julian Bream sein Leben lang zum Ziel gemacht – mit Erfolg. Nun starb der Gitarrist im Alter von 87 Jahren.

Der Gitarrist Julian Bream | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Weil kein anderer weit und breit dieses Instrument gespielt habe, war er wohl so etwas wie der beste Junge in einer Mädchenschule. Mit typisch britischem Humor und Understatement lehnt der Gitarrist Julian Bream das Etikett "Wunderkind" für sich selbst ab. Aber natürlich war er ein ungewöhnlich begabter Junge, der immerhin mit 13 Jahren als Solist debütierte, und noch dazu mit einem Instrument, das man im Nachkriegsengland nicht einmal studieren konnte. Die klassische Gitarre war ein Exot und weder an Musikhochschulen noch im Konzertsaal präsent.

Wenn Sie eine Leidenschaft haben und Ihrem Stern folgen, dann kommen Sie auch irgendwann dorthin.
Julian Bream, Gitarrist

Julian Bream verliebte sich in die Gitarre, studierte am Royal College of Music in London Klavier und Violoncello und übertrug sein musikalisches Wissen auf sein Instrument, deren Technik er sich größtenteils autodidaktisch beibrachte. "Viele Musiker sind Autodidakten, ihre Anzahl ist überraschend. Wenn Sie eine Leidenschaft für einen Klang, ein Instrument oder eine Musikrichtung haben und Ihrem Stern folgen, dann kommen Sie auch irgendwann dorthin. Das hat mit Leidenschaft, mit Enthusiasmus, mit Rastlosigkeit zu tun. Sie widmen sich einer Sache ganz intensiv und dann – mit Glück – schaffen Sie es auch," sagte Bream.

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Julian Bream ~ Lagrima + Adelita + Mazurka + Marieta | Bildquelle: 音樂無疆界 Music Without Boundaries (via YouTube)

Julian Bream ~ Lagrima + Adelita + Mazurka + Marieta

Neue Gitarren-Kompositionen

Bream schaffte es. Er löste sich von dem übermächtigen Vorbild Andres Segovia, etablierte die Gitarre im Konzertsaal und erweiterte vor allem das Repertoire, indem er viele Komponisten gewinnen konnte, für die Gitarre zu schrieben: Benjamin Britten, Hans Werner Henze, William Walton, Malcolm Arnold oder Toru Takemitsu, um nur einige zu nennen. Ganz nebenbei engagierte sich Bream auch für die Pflege der Lautenmusik und gab durch seine Zusammenarbeit mit dem Tenor Peter Pears und die Gründung des Julian Bream Consorts der Alte-Musik-Bewegung wichtige Impulse. Vor 18 Jahren hatte sich Julian Bream, nach 55-jähriger Bühnenpräsenz und weit über 40 Schallplattenproduktionen, ins Privatleben zurückgezogen. Er lebte zuletzt auf dem Land in der südenglischen Grafschaft Whiltshire. Er liebte die Ruhe und Abgeschiedenheit, engagierte sich aber noch immer stark für den Gitarrennachwuchs durch seine Stiftung, den "Julian Bream Trust", er vergab Kompositionsaufträge und organisierte Konzerte.

Dass die Gitarre und die Laute heute längst keine Randerscheinungen im Musikbetrieb mehr sind und an fast allen Musikinstituten gelehrt werden, ist der beste Beweis dafür, dass Breams "Mission" erfolgreich war.

Sendung: "Leporello" am 14. August 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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