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Kahchun Wongs Debüt beim Open Air Konzert Nürnberg "Ein musikalisches Geschenk aus meiner Heimat"

Als neuer Chefdirigent der Nürnberger Symphoniker gibt Kahchun Wong am 4. August sein Debüt beim Open Air Konzert in Nürnberg. Dem Publikum sagt er "Hallo" mit einem Mitbringsel aus seiner Heimat. Außerdem verrät er, warum er sich für Konzerte mit mehreren Whisky-Flaschen ausstattet.

Dirigent Kahchun Wong | Bildquelle: © Torsten Hoenig

Bildquelle: © Torsten Hoenig

BR-KLASSIK: Herr Wong, haben Sie beim Klassik Open Air etwas Besonderes dabei – eine kleine Stärkung oder einen Glücksbringer?

Kahchun Wong: Ja, ich bin ein großer Whisky-Fan und hab‘ immer ein paar Flaschen mit dabei. Vor oder während des Konzerts rühre ich die natürlich nicht an. Aber nach dem Konzert werde ich mir wohl ein Gläschen genehmigen.

BR-KLASSIK: Sie haben Backstage mehrere Flaschen Whisky stehen?

Kahchun Wong: Die habe ich in meinem Hotelzimmer. Aber das ist eigentlich ein gute Idee: Vielleicht bringe ich den Whisky ja mit. Dann kann ich gemeinsam mit meinen Musikern anstoßen.

Kahchun Wong als Komponist

BR-KLASSIK: Im Hinblick auf das Konzert: Worauf freuen Sie sich, wovor haben Sie Respekt?

Kahchun Wong: Mir ist natürlich klar, dass das eines der wichtigsten kulturellen Events der Stadt ist. Und für mich ist es die Gelegenheit, dem Publikum "Hallo" zu sagen. Ein bisschen ist das so, als würde man Freunde besuchen. In Singapur, wenn ich bei einem Freund eingeladen bin, bringe ich etwas mit: eine Flasche Wein oder ein bisschen Schokolade, ein kleines Geschenk eben. Deswegen dachte ich, es wäre doch eine schöne Idee, den Nürnbergern ein musikalisches Geschenk aus meiner Heimat mitzubringen: eine eigene Komposition mit dem Titel "Sunny Island in Germany". Und ich hoffe, dem Publikum gefällt das.

BR-KLASSIK: Das ist ein besonderes Stück, denn das Publikum kann mitspielen – was genau haben Sie vor?

Dirigent Kahchun Wong | Bildquelle: © Lavender Chang Kahchun Wong | Bildquelle: © Lavender Chang Kahchun Wong: Das Stück besteht aus drei Teilen. Anfangs hören wir Regengeräusche. Und dafür brauche ich das Publikum. Es gibt eine Aufnahme von Regen aus Singapur, die man auf seinem Smartphone abspielen kann. Und wenn die digitale Version dem Publikum nicht gefällt, kann es die Regengeräusche auch analog machen: indem es klatscht, oder mit den Füßen trappelt. Wenn dann der Regen nachgelassen hat, hören wir Kinderstimmen, die ein Volkslied aus meinem Heimatland singen. Und das verbindet sich schließlich mit einem Marsch, den das Orchester spielt. Also eine dreiteilige Komposition, die die großen Leidenschaften meines Lebens miteinander verknüpft: mein Orchester, den Kinderchor aus Singapur, mit dem ich im Rahmen eines Education-Projektes zusammenarbeite, und meine neue Familie: das Nürnberger Publikum.

Der Regen in Singapur klingt anders als in Deutschland.
Kahchun Wong

BR-KLASSIK: Bei Regenbeschwörung sollte man aufpassen, damit nicht der echte Regen kommt.

Kahchun Wong: Da haben Sie natürlich Recht. Die Frage habe ich mir auch gestellt. Aber das geht nicht auf meine Kappe. Als ich in Singapur war, um mit den Kindern zu arbeiten, habe ich ihnen erzählt, dass ich meinen Freunden in Deutschland ein Geschenk mitbringen möchte. Zufällig hat es an diesem Tag geregnet. Und da haben die Kinder vorgeschlagen, dass ich doch den Regen mitbringen soll, weil der in Singapur ganz anders klingt als in Deutschland. Und weil ich die Kinder nicht enttäuschen wollte, habe ich gesagt: klar, so machen wir's. Aber ich gebe zu: In letzter Zeit habe ich täglich den Wetterbericht studiert, um zu sehen, wie es am Samstag wird. Und glücklicherweise soll ja die Sonne scheinen.

Es ist ein Traum, wie es sich für mich entwickelt hat.
Kahchun Wong

BR-KLASSIK: Sie übernehmen jetzt die Leitung der Nürnberger Symphoniker, folgen auf Alexander Shelley. Eine Saison lang gab es nur Gastdirigenten und jetzt kommen Sie fest zum Orchester. Wann haben Sie die Nürnberger Symphoniker eigentlich zum ersten Mal selbst gehört?

Kahchun Wong: Um ganz ehrlich zu sein: Ich bekam im Oktober 2016 einen Anruf, ob ich für ein Konzert mit den Nürnberger Symphonikern einspringen könnte. Der Dirigent sei krank. Ich hatte da überhaupt keine Erwartungen. Das war eines der ersten Konzerte, die ich dirigiert habe, nachdem ich den Mahler-Wettbewerb gewonnen hatte – ich war also noch ziemlich unerfahren. Deswegen: Für mich ist das ein Traum, wie sich das alles entwickelt hat.

Die Chemie stimmt ... es fühlt sich schon ein bisschen wie Familie an.
Kahchun Wong

BR-KLASSIK: Und jetzt kennen Sie das Orchester schon ein bisschen?

Kahchun Wong: Ja, schon. Im Dezember letzten Jahres haben wir eine kleine Konzerttournee durch China gemacht. Und im März war ich nochmal für zwei Konzerte hier, um Mahlers Fünfte zu dirigieren. Also, meine Arbeit hier hat zwar noch nicht begonnen – richtig los geht es ja erst im September –, aber weil ich schon so oft in Nürnberg war und mit den Musikern gearbeitet habe, weiß ich, dass die Chemie stimmt. Es fühlt sich schon ein bisschen wie Familie an.

Sendung: "Leporello" am 03. August 2018 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Das Open-Air-Konzert "My Playlist" mit Kahchun Wong und den Nürnberger Symphonikern ist am 4. August live auf BR-KLASSIK zu hören.

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