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Kent Nagano dirigiert Messiaen "Er hat mir die Tür zu seiner Musik geöffnet"

Sein Aufenthalt in Paris bei Messiaen hat Nagano geprägt. Heute abend steht er am Pult des Chors und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Auf dem Programm: Olivier Messiaens "Chronochromie" und Anton Bruckners Messe Nr. 2 e-Moll, das Konzert steht auf br-klassik.de 30 Tage zum Anhören bereit.

Der Dirigent Kent Nagano | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

BR-KLASSIK: Sie dirigieren Messiaen und Bruckner. Beide Komponisten tauchen auch in Ihrem Buch auf, das Sie vor vier Jahren herausgebracht haben. Da widmen Sie einzelnen Komponisten jeweils ein Kapitel – Bach, Beethoven, Schönberg, Messiaen und Bruckner. Kann man sagen, dass das jetzt ein sehr persönliches Programm ist?

Kent Nagano: Alle diese Komponisten hatten eine sehr sehr starke Bedeutung für mich, besonders als ich jung war. In meiner Zeit als Klavierstudent, aber auch in unserem Dorfleben, in der Kirche waren Bach und Bruckner immer präsent.

BR-KLASSIK: Sie verbindet eine ganz besondere Geschichte mit Messiaen. Sie sind zu ihm nach Paris gegangen, Sie haben eng mit ihm gelebt und gearbeitet. Für viele Musiker ist das die Traumvorstellung, einen Lehrer zu haben, mit dem man fast eine Art Vater-Sohn-Verhältnis hat. Ist es für sie so gewesen?

Kent Nagano: Das klingt fast banal, wenn man sagt "Vater-Sohn". Es kommt darauf an, wie man das definiert. Für mich war die Einladung, nach Paris zu gehen und ein Jahr dort zu leben und zu studieren, eine große Chance, sehr tief in die Musik von Messiaen einzutauchen. Diese Musik zu lernen und, umgeben von den Klängen von Paris, darüber in Messiaens Wohnzimmer mit den größten Interpreten der damaligen Zeit zu diskutieren – mit Pierre Boulez, Herni Dutilleux und auch mit Schriftstellern – hat mein Leben sehr bereichert. Messiaen war für mich nicht unbedingt eine europäische Vaterfigur, aber sicher war er jemand, der mir die Tür geöffnet hat, hinter der ich seine Musik neu entdecken konnte. Diese Musik kannte ich schon, aber ich stellte fest, dass ich sie bis dahin nicht verstanden hatte.

BR-KLASSIK: Sie kennen die Partituren in- und auswendig, Sie studieren sie jetzt wieder ein oder schauen Sie sich einfach nochmal an. Entdecken Sie in diesen hochkomplexen Partituren von Messiaen noch etwas Neues?

Kent Nagano: Das ist das Charakteristische an solchen Meisterwerken: sie begleiten einen ein Leben lang. Man kommt immer wieder auf sie zurück und entdeckt Dinge, die einem davor noch nie aufgefallen waren.

Sendung: "Festspielzeit" am 6. Juli 2018 ab 20:05 auf BR-KLASSIK

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