Ein für Sonntag geplantes Konzert im Ingolstädter Münster ist vom verantstaltenden "Verein Freunde der Musik am Münster" abgesagt worden, weil sich Helmschrott in seinem Werk "Salamu" kritisch zur Politik der CSU äußert. Der Komponist ist verärgert. Der Veranstalter hält dagegen: man wolle der Kirche nicht zumuten, dass in ihren Räumen politische Diskussionen abgehalten werden.
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In einem Zeitungs-Interview hatte Helmschrott im Vorfeld unter anderem zum Thema Flüchtlinge erklärt: "Meine Musik wendet sich auch gegen die Skandalpolitik der CSU." Zudem wollte er im Konzert ein Gedicht des Münchner Krimiautors Friedrich Ani rezitieren lassen. Darin heißt es etwa: "Ich glaube nicht, dass Horst Seehofer Christ ist. / Ich glaube, er ist ein Unchrist in einer unchristlichen Partei."
Von diesem Zeitungsinterview aufgeschreckt, entschied der Verein"Freunde der Musik am Münster" in Abstimmung mit dem Münsterpfarrer Bernhard Oswald, das Konzert abzusagen. Man wolle "der Kirche nicht zumuten, dass in ihren Räumen politische Diskussionen abgehalten werden", so der Vereinsvorsitzende Franz-Joseph Paefgen zum Donaukurier.
Münsterpfarrer Bernhard Oswald sieht das ähnlich: "Ich bin der Meinung, dass politische Agitation auf eine Demo oder ins Kabarett gehört, aber nicht in die Kirche" sagte er der Zeitung.
In einem Brief, der dem Donaukurier zugespielt wurde, schrieb Robert Maximilian Helmschrott, emeritierter Professor der Münchner Musikhochschule, an den Pfarrer: "Dieses Aufführungsverbot kann nicht ohne Diskussion bleiben, denn es wurde damit eine künstlerische Kompetenz zur freien Rede verboten." Verärgert sei er auch darüber, dass mit ihm offiziell überhaupt nicht gesprochen worden sei. Die Konzertabsage habe er der Homepage des Münsters entnommen. Helmschrott gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Kirchenkomponisten, viele seiner Werke wurden in Ingolstadt uraufgeführt. Politische Kritik sei aber "in Ingolstadt im Moment offensichtlich nicht erwünscht".
Sendung: "Leporello" am 27. Juli 2018 ab 16:05 in BR-KLASSIK