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Kritik – "Le nozze di Figaro" in Regensburg Geglückter Saisonstart mit Mozart

Vor voll besetztem Haus gaben am Samstag viele neue Ensemblemitglieder ihren Einstand am Theater Regensburg. Und das Publikum erlebte mit Mozarts "Figaro“ in der Version von Regisseurin Arila Siegert nach langer Durststrecke einen beglückenden Opernabend.

Szene aus "Le nozze di Figaro" am Theater Regensburg, Spielzeit 2021/2022 | Bildquelle: Jochen Quast

Bildquelle: Jochen Quast

Kritik

"Le nozze di Figaro" in Regensburg

Mit Mozarts Meisterwerk "Le nozze di Figaro" eine Spielzeit zu beginnen ist mutig. Schließlich können zahlreiche exemplarische Interpretationen als Vergleich herhalten, und über drei Stunden müssen sowohl die musikalische als auch die szenische Spannung tragen. Generalmusikdirektor Chin-Chao Lin setzt mit dem hervorragend durchsichtig spielenden Philharmonischen Orchester Regensburg auf hohes Tempo und Brillanz, sodass die verrückte Leichtigkeit des "tollen Tages" wie auch die emotionalen Abgründe der Figuren das Publikum in nicht nachlassender Intensität fesseln.

Hohes Niveau des hauseigenen Ensembles

Dass in Regensburg sämtliche Partien aus dem Ensemble besetzt werden können, ist außergewöhnlich. Sowohl die Homogenität als auch das hohe Niveau überraschen und begeistern an diesem kurzweiligen Mozart-Premierenabend voller Eleganz. Die jungen Ensemble-Neuzugänge Frederic Mörth als sympathischer Figaro und Eva Zalenga als hinreißende Susanna überzeugen besonders durch ihre unaufgesetzte Natürlichkeit, bei der das komödiantische Element trotzdem nicht zu kurz kommt.

Überzeugende Regiearbeit von Arila Sieger

Szene aus "Le nozze die Figaro" am Theater Regensburg, Spielzeit 2021/2022 | Bildquelle: Jochen Quast Szene aus "Le nozze di Figaro" am Theater Regensburg (mit Theodora Varga, Frederic Mörth, Eva Zalenga und Seymur Karimov) | Bildquelle: Jochen Quast Die Zauberkraft dieser Figaro-Neuproduktion entsteht zusammen mit der Musik aus der mit äußerst feinem Händchen geführten Regie und Choreografie von Arila Siegert. Sie setzt in dem schlicht weißen, drehbaren Bühnenraum von Hans Dieter Schaal auf leichtfüßige, tänzerische Bewegungen und klare Körpersprache. Und sie erzählt auch die kleinen Geheimnisse der Geschichte so gut, dass das Publikum sich nie in den Wirren der vielen Intrigen verliert. Arila Siegert verzichtet auf eine Überzeichnung der Figuren, nimmt auch Marcellina, Bartolo und Don Basilio vollkommen ernst, sodass auch die zum Terzett umgewandelte Brief-Szene mit der integrierten Marcellina absolut schlüssig erscheint. Anna Werle verkörpert sie als junge, elegant im 1940er-Jahre-Look gestylte Lady und gibt so einen interessanten neuen Blick auf die sonst meist als komische Alte besetzte Figur der Mutter.

Rauschender Schlussapplaus

Seymur Karimov gibt in seinem gelungenen Rollendebüt als Graf den trotz aller Schwächen sympathisch bleibenden Womanizer. Er kann sowohl aggressiv aufbrausen und den ebenfalls verzweifelt nach Liebe suchenden Cherubino von Vera Semieniuk bestrafen, als auch die stets edel und gefasst agierende Gräfin von Theodora Varga kleinlaut um Verzeihung bitten. Da Premierenfeiern noch nicht erlaubt sind, nutzten Intendant Klaus Kusenberg und Operndirektorin Christina Schmidt den rauschenden Schlussapplaus zur Danksagung an alle Beteiligten auf offener Bühne und feierten mit dem Regensburger Publikum eine absolut geglückte Spielzeiteröffnung.

Sendung: "Allegro" am 20. September 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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