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Leonidas Kavakos spricht über Korngold "Eine großartige Welt um einfache Melodien"

Virtuose Arrangements und süffige Kantilenen: Aus eigenen Film-Themen kreierte Erich Wolfgang Korngold das Violinkonzert in D-Dur. Mit diesem vielschichtigen Werk gastiert der griechische Geiger Leonidas Kavakos beim BR-Symphonieorchester.

Der Geiger Leonidas Kavakos | Bildquelle: Marco Borggreve

Bildquelle: Marco Borggreve

Der Geiger Leonidas Kavakos

Über das Violinkonzert in D-Dur von Korngold

BR-KLASSIK: Leonidas Kavakos, welchen Bezug haben Sie zu Korngold?

Leonidas Kavakos: Ich habe das Stück nicht als Student gelernt, sondern später, aber ich spiele es jetzt schon seit 20 Jahren. Ich kenne die berühmte Heifetz-Aufnahme des Konzerts in- und auswendig. Mich fasziniert an dem Werk, wie Korngold seine Melodien entwickelt, wie er orchestriert. Im Violinkonzert gehen viele Themen auf Filme zurück, er hat eine großartige Welt um diese einfachen Melodien geschaffen. Das sind alles Dinge, die mich an dem Werk interessieren, und weswegen ich das Konzert immer wieder spiele.

BR-KLASSIK: Hat Sie die Aufnahme von Heifetz beeinflusst?

Leonidas Kavakos: Das Gute daran, informiert zu sein, ist, dass einem Dinge bewusst sind. Das Schlechte daran ist, wenn man dann versucht etwas zu kopieren. Das ist eine Herausforderung als Virtuose. Wo verläuft die Linie zwischen Tradition und dem persönlichen Einfluss? Ich würde schon sagen, dass Heifetz mich beeinflusst haben muss, denn durch seine Aufnahme habe ich das Stück kennen und lieben gelernt. Ich gehe an Stücke immer auf die gleiche Weise heran, so auch bei Korngold: Ich versuche, das Talent, den Wert der verschiedenen Harmonien zu fühlen und mir vorzustellen, dass der Komponist es so in diesem Moment erfunden hat. Als ob ich die Musik noch nicht kenne, sondern denke: Ah, so geht die Melodie.

BR-KLASSIK: Was ist schwer an Korngold?

Leonidas Kavakos: Ich weiß, dass die Leute immer sagen, Korngold sei schwer. Ich glaube nicht, dass das Korngold-Violinkonzert schwerer ist als Bartok oder Brahms oder Prokofjew - es sind alles schwierige Stücke. Die Herausforderung liegt darin, dass man viele Noten zu spielen hat und von einem großen Orchester begleitet wird, daher muss man viel Lautstärke produzieren. Aber Korngold hat auch etwas sehr Pures. Er hatte ein großes Talent, seine Melodien sind nur so aus ihm herausgeflossen. Es ist mir wichtig, das zu zeigen und nicht zu viel Süße reinzulegen.

BR-KLASSIK: Beeinflusst es Ihr Spiel, wenn Sie wissen, dass Korngold auch Filmkomponist war?

Leonidas Kavakos: Nein, überhaupt nicht. Dass er auch Filmmusik geschrieben hat, war Zufall, er musste das machen, um Geld zu verdienen. Aber Musik bleibt Musik. und die Tatsache, dass er Filmmusik geschrieben hat, macht ihn nicht zu einem schlechteren Komponisten. Ich glaube nicht, dass er glücklich über diese Einstellung war, dass Filmmusik nicht den gleichen Stellenwert hat wie andere Kompositionen.

Leonidas Kavakos live im Konzert, im Radio und im Video-Stream

München, Herkulessaal der Residenz
Donnerstag, 14.01.2016, 20.00 Uhr
Freitag, 15.01.2016, 20.00 Uhr - mit Liveübertragung auf BR-KLASSIK und im Video-Stream


Leonidas Kavakos, Violine
Tatiana Pavlovskaya, Sopran
Oleg Dolgov, Tenor
Alexey Markov, Bariton
Chor des Bayerischen Rundfunks
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Dirigent: Mariss Jansons

Programm:
John Corigliano - Fantasia on an Ostinato
Erich Wolfgang Korngold - Violinkonzert D-Dur, op. 35
Sergej Rachmaninow - “Die Glocken” für Soli, Chor und Orchester, op. 35

Live dabei sein!

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