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Die Sopranistin Leontyne Price wird 95 Erst Vorreiterin, dann Nationalsymbol

Sie sang als erste schwarze Frau an der Mailänder Scala: Leontyne Price wurde von Karajan verehrt und von Fans vergöttert. Doch auch Diskriminierungserfahrungen prägten die Karriere des Opernstars. Die Afroamerikanerin musste sich über rassistische Vorurteile hinwegsetzen und hart um Rollen kämpfen. Am 10. Februar wird die große Sopranistin 95 Jahre alt.

Opernsängerin Leontyne Price | Bildquelle: picture-alliance / United Archives/TopFoto

Bildquelle: picture-alliance / United Archives/TopFoto

Verdis Aida war eine ihrer Paraderollen. Aber auch eine Partie, zu der Leontyne Price ein zwiespältiges Verhältnis hatte. Als schwarze Sängerin tourte sie zu Beginn ihrer Karriere jahrelang als Protagonistin in Gershwins Erfolgsoper "Porgy and Bess" durch die USA und Europa. Allzu große Hoffnungen auf eine Chance in der "weißen" Opernszene machte sie sich nicht. 1955 trat zwar mit der Altistin Marian Anderson die erste schwarze Sängerin an der Metropolitan Opera auf. Allerdings blieb dieses umstrittene Engagement zunächst eine Ausnahme.

Price übt früh Kritik am Blackfacing

Nicht zufällig gelang Leontyne Price im Jahr 1957 der große Durchbruch dann als Aida. Als äthiopische Prinzessin, die man noch nicht einmal schwarz schminken musste – wie sie selbst sarkastisch anmerkte – wurde Leontyne Price überall zur Attraktion. Als "schwarze Perle" erfüllte sie jedes exotische Klischee.

Herbert von Karajan etablierte Price in den Fünfzigerjahren auch in Europa. Für eine Fernsehproduktion des "Trovatore" ersetzte er seine gefeierte schwarze Leonora allerdings trotzdem durch eine weiße Sängerin. Kein Wunder, dass Price mit Generalintendant Sir Rudolf Bing hartnäckig darum rang, bei ihrem Debüt an der Metropolitan Opera 1961 eben diese Partie zu singen – und nicht die von Bing eigentlich gewünschte Aida.

Vom "schwarzen Aushängeschild" zur selbstbestimmten Künstlerin

Opernsängerin Leontyne Price während einer Aufnahme für Puccini's "Madame Butterfly" mit dem Dirigenten Erich Leinsdorf. | Bildquelle: picture alliance / Everett Collection Leontyne Price mit dem Dirigenten Erich Leinsdorf während eienr Probe. | Bildquelle: picture alliance / Everett Collection Ihre New Yorker Leonora wurde zur Sensation, das Publikum feierte Leontyne Price 42 Minuten lang mit Standing Ovations. Lange hatte sie sich als "black token", als schwarzes Aushängeschild für die behauptete Rassen-Gleichberechtigung gefühlt, nun konnte sich Price die Rollen jedoch aussuchen und triumphierte als Carmen, Ariadne, Donna Anna, Amelia und in den großen Puccini-Rollen Minnie, Butterfly und Tosca.

Karrierestart im Kirchenchor

Geboren in Mississippi als Tochter eines Zimmermanns und einer Hebamme, begann Leontyne Pryce ihre atemberaubende Karriere im örtlichen Kirchenchor. Später besuchte sie die New Yorker Juilliard-School. Erste Engagements am Broadway folgten. Doch Price' Ziel waren die großen Opernbühnen der Welt. Ein besonderer Schwerpunkt ihres Repertoires blieben dabei die großen Verdi-Heroinen.

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Leontyne Price Opera Farewell  'O patria mia' from Aida by Verdi | Bildquelle: Maestro68Blog (via YouTube)

Leontyne Price Opera Farewell 'O patria mia' from Aida by Verdi

Doch nicht nur die Klassiker reizten Leontyne Price. Sie sang auch in der Uraufführung von Samuel Barbers "Antonius und Kleopatra" oder in der US-amerikanischen Erstaufführung des "Dialogs der Karmeliterinnen" von Francis Poulenc.

Ein letzter Auftritt nach dem 11. September

1985 verabschiedete sie sich in New York von der Bühne – noch einmal als Aida, die Rolle, die Leontyne Price' Karriere trotz ihrer Ambivalenz so geprägt hatte. Bis 1997 trat sie noch als Konzertsängerin auf. Lange nach ihrem Bühnenabschied stand die Sängerin dann 2001 noch einmal in der Öffentlichkeit, als sie an einem Benefizkonzert für die Opfer der Terroranschläge vom 11. September in der Carnegie Hall teilnahm. Am 10. Februar 2022 wird die legendäre Sopranistin 95 Jahre alt.

Sendung: "Allegro" am 10. Februar ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Donnerstag, 10.Februar, 09:19 Uhr

Martin

DIE SOPRANISTIN LEONTYNE PRICE WIRD 95

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Frau Price! Schön, dass BR Klassik über sie schreibt. Die Autorin, Frau Dielitz, berichtet, dass nach dem Auftritt der Marian Anderson weitere Engagements schwarzer Sänger Ausnahmen blieben. Frau Dielitz erwähnte nicht, dass der Bariton, Robert McFerrin, sowie die Sopranistinnen, Mattiwilda Dobbs, Gloria Davy und Martina Arroyo, sangen bereits mit der Metropolitan Opera bevor Leontyne Price das Haus eroberte.

Mittwoch, 09.Februar, 18:49 Uhr

Eduard

Die ist die größte! Ich liebe Sie so Sehr. Meine Aida, Butterfly, Tosca, Leonora und etc??????

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